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Drypers Andina in Kolumbien bemüht sich ständig, Neues dazuzulernen. Dabei hilft dem jungen Unternehmen die Zusammenarbeit mit SKF

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Drypers Andina in Kolumbien bemüht sich ständig, Neues dazuzulernen. Dabei hilft dem jungen Unternehmen die Zusammenarbeit mit SKF

Die kolumbianische Stadt Cali in den Anden ist für ihr sommerliches Salsa-Festival bekannt. Cali ist aber auch ein Industriezentrum in der Provinz Valle del Cauca und Sitz von Drypers Andina, einem führenden Hersteller von Wegwerfwindeln für Händlermarken, die sowohl in Kolumbien als auch in den benachbarten Ländern vertrieben werden. In den vergangenen Jahren hat das Unternehmen eine Reihe von schwierigen Eigentümerwechseln durchgemacht.

Inzwischen gehört das Unternehmen zum chilenischen Industriekonglomerat des Papier- und Zellstoffriesen CMPC und produziert 18 Millionen Windeln pro Monat und weist einen jährlichen Umsatz von 20 Millionen US-Dollar (14,6 Millionen Euro) aus. Dreißig Prozent der Produktion gehen in den Export, vorwiegend nach Venezuela, Peru und Panama. Mit einem Anteil von 14 Prozent am kolumbianischen Markt rangiert Drypers Andina im eigenen Land in zweiter Reihe direkt hinter solchen Giganten wie Kimberly Clark, einem multinationalen Konzern, und dem lokalen Akteur Tecnosur.

Trotz wechselnder Muttergesellschaften wurde Drypers Andina stets von einem kolumbianischen Führungsteam geleitet. Kontinuierliche Qualitätsverbesserung und Produktivitätssteigerung standen dabei immer im Fokus. „Wir sind ein junges Unternehmen und wollen dazulernen“, erklärt der Leiter der Instandhaltung Jorge Iban Lozano.

Ein Beispiel aus jüngster Zeit ist der leistungsorientierte IMS-Vertrag (IMS = Integrated Maintenance Solution) mit SKF, der im August 2007 in Kraft trat. Er umfasst die Lieferung von Lagern einschließlich der dazugehörigen Komponenten, Schmierstoffe, Zuverlässigkeits- und Schmiertechnik, Wartungsprodukte, Zustandsüberwachungstechnik und Schulungsangebote. Die Investition sei für ein Unternehmen der Größenordnung von Drypers Andina beträchtlich, dennoch stellt der Werksleiter, Carlos Paredes, fest: „Nach einer Analyse erkannten wir, dass sich uns mit SKF zahlreiche Möglichkeiten bieten, um auf längere Sicht Geld zu sparen. Auf diese Weise zahlt sich die Investition aus.“

Dass bereits kurz nach Inkrafttreten der Übereinkunft mit SKF erste Produktivitätsgewinne erzielt wurden, noch bevor die durchgeführten technischen Veränderungen überhaupt Wirkung zeigen konnten, beweist Lozanos Aussage über die Lernbereitschaft der Mitarbeiter von Drypers Andina. „Einer der größten Fortschritte in den ersten Monaten des Abkommens war die Einstellungsänderung bei den Mitarbeitern“, freut er sich. „Sie waren einfach motivierter und dachten plötzlich in anderen Bahnen. Sie sind wirklich lernwillig. Deshalb versuchen wir, jeden auf den gleichen Wissensstand zu bringen.“

Drypers Andina stellt sowohl Produkte für Niedrigpreis- als auch für Premiumsegmente her. Die anfangs sehr schlichte Ausführung der Erzeugnisse wurde im Laufe der Jahre durch eigene Designs verbessert, und das Sortiment durch neue Modelle mit elastischen Bündchen und innovativen Klettverschlüssen erweitert.

Der Liefervertrag mit dem multinationalen Konzern Johnson & Johnson eröffnete dem Unternehmen im Jahr 2000 schließlich den Markt für Handelsmarken von Drittanbietern. Unter der Führung des damaligen Eigentümers, PI Mabe, wurde dieses Konzept zur vorrangigen Strategie. Drypers Andina beliefert heute führende südamerikanische Supermarktketten wie Makro mit Produkten, die unter Handelsmarken geführt werden. „Indem wir Erzeugnisse für andere herstellen, haben wir enorm expandiert, unser Angebot durch neue Marken erweitert und unsere Position gestärkt“, erzählt der Personalleiter Gustavo Vargas.

 

Die Führungvon Drypers Andina weiß allerdings auch seit längerer Zeit, dass der amerikanische Maschinenpark aus den Anfängen des Unternehmens dringend aufgerüstet werden müsste, um die Produktivität zu erhöhen. „Der kolumbianische Markt ist hoch entwickelt und der Wettbewerb ist stark“, meint Paredes. „Es begann damit, dass wir uns nach technischen Alternativen umschauten. Wir suchten nach besseren Lagern und fanden erst bei SKF, was wir suchten.“

Nachdem CMPC für die Akquisition von Drypers Andina 5,6 Millionen US-Dollar (gut 4 Millionen Euro) bezahlt hatte, wies die Investmentbank Merrill Lynch in einem Bericht darauf hin, dass das Werk außerhalb von Cali nur zu 50 Prozent ausgelastet sei. Die Chancen für die Gewinnung größerer Marktanteile stehen also gut. Merrill Lynch hält den kolumbianischen Markt für „äußerst attraktiv“ und „noch nicht vollständig penetriert“. Nach der Übernahme im Dezember 2007 sagte der CMPC erwaltungsratsvorsitzende Eliodoro Matte, gegenüber der Presse: „Dies ist ein bedeutender Schritt für die Internationalisierung und Entwicklung der Windelbranche in dieser Region.“

CMPC dominiert den Tissuemarkt in Chile und Uruguay und hat eine führende Stellung in Peru und Argentinien. Hinzu kommt das Geschäft aus Ekuador, Mexiko und Brasilien. 2007 machte CMPC mit Tissueprodukten einen Umsatz von 700 Millionen US-Dollar (511 Millionen Euro), was ungefähr einem Viertel des gesamten Konzernumsatzes entsprach. Vor diesem Hintergrund sieht die Führung von Drypers Andina die zukünftigen Wachstumsaussichten in Kolumbien unter dem neuen Eigentümer optimistisch. „CMPC ist in die gesamte Wertschöpfungskette der Zellstoff- und Papierindustrie involviert, angefangen bei den Forstprodukten“, erklärt Vargas. „Das Unternehmen hat Waldbestände in Argentinien und Chile und stellt Papier her. Darüber hinaus produziert es Kosmetiktücher, Servietten, Toilettenpapier und Damenbinden. CMPC ist einer der ganz großen Akteure der Branche und hat nun auch den kolumbianischen Markt betreten.“

Ein möglicher Weg für Wachstum könnte die Einführung von CMPC-Marken wie zum Beispiel Elite (Tissue) sein, die bereits in anderen südamerikanischen Ländern erfolgreich sind. Die Produktion von Windeln der CMPC-Marke Babysec übernahm Drypers Andina schon im März. CMPC besitzt außerdem mit Cotidian eine starke Marke bei Inkontinenzeinlagen. „Der Markt für Windeln und Einlagen wächst“, betont Paredes. „Wir glauben an die Idee, in dieser Sparte zu expandieren.“


Verbesserte Verfügbarkeit

Nach mehr als zweijährigen Verhandlungen einigten sich Drypers Andina und SKF 2007 auf einen leistungsorientierten SKF IMS-Vertrag (IMS = Integrated Maintenance Solution) für das Werk in Santander de Quilichao, bei Cali.

Der Vertrag trat im August 2007 in Kraft. Ziel war, die Zahl der ungeplanten Betriebsunterbrechungen um 14 Prozent pro Jahr verglichen mit dem Durchschnitt von 2003 bis 2005 zu reduzieren. Ein Zweistufenabkommen sicherte die Lieferung von Lagern und Lagereinheiten, Kraftübertragungssystemen, Dichtungen, Schmierstoffen und Zustandsüberwachungsausrüstung für die Dauer von drei Jahren. Serviceleistungen wie Zuverlässigkeitsprogramme, vorbeugende Wartung und Schmiertechnik wurden in einem einjährigen Vertrag zusammengefasst. Der SKF Reliability Manager, Miller Nossa, ist permanent im Werk eingesetzt. Darüber hinaus bietet SKF Schulungen für die Fabrikarbeiter von Drypers Andina. Ersatzteile werden jetzt von SKF auf Kommissionsbasis geliefert „Dadurch konnten wir unsere Lagerkosten senken“, sagt der Leiter der Instandhaltung des Unternehmens, Jorge Iban Lozano.

Schon die ersten Ergebnisse waren positiv. Im März 2008 war das gesteckte Ziel in Bezug auf die Reduzierung der Materialausfälle an beiden in Betrieb befindlichen Produktionslinien in allen Fällen (mit Ausnahme einer Produktionslinie während eines Monats) erreicht. Der Anteil der technischen Ausrüstung, die sich laut Analyse in einem kritischen Zustand befand, konnte von zwölf Prozent im August 2007 auf 1,4 Prozent im Januar 2008 gesenkt werden.

Für SKF könnte der Vertrag einen Durchbruch bedeuten. „Wir haben bisher noch nicht viele IMS-Verträge in diesem Teil Kolumbiens“, erklärt Daniel Felipe Reyes, Spezialist für das AEO-Geschäft bei SKF Lateinamerika und Leiter des Drypers Andina-Projekts „Das gibt uns die Möglichkeit, diese Erfahrungen an anderen Stellen im Südwesten Kolumbiens zu wiederholen.“

 

 

 

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