Große Räder am laufen halten

Das Wort „groß“ reicht nicht aus, um die Chuquicamata-Kupfermine in ihrem Ausmaß zu beschreiben. Alles ist hier riesig, gigantisch, mächtig oder was immer das Synonymwörterbuch sonst noch hergibt

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Das Wort „groß“ reicht nicht aus, um die Chuquicamata-Kupfermine in ihrem Ausmaß zu beschreiben. Alles ist hier riesig, gigantisch, mächtig oder was immer das Synonymwörterbuch sonst noch hergibt

 

 

Chuquicamata befindet sich in der trockensten Region der Erde – in der Atacama-Wüste westlich der Anden. Untersuchungen der NASA zufolge können unter den dort herrschenden extremen Bedingungen nicht einmal Mikroorganismen überleben. Höchst lebendig ist hier dagegen die Bergbauindustrie. Chile steht für über 35 Prozent der weltweiten Kupferproduktion, und die wichtigsten Kupferminen konzentrieren sich auf Atacama.

Vom Rand der Chuquicamata-Kupfermine aus kann das Auge das wahre Ausmaß des Abbaugebiets kaum erfassen. Der Tagebau ist rund sechs Kilometer lang, vier Kilometer breit und 1.200 Meter tief. Als Besucher kommt man sich da sehr klein vor.

Insgesamt 94 schwere Muldenkipper und 13 Löffelbagger sind in der Kupfermine im Einsatz. Sie graben und transportieren täglich aus dem Tagebau rund 600.000 Tonnen Erz, der zuvor aus dem Boden gebohrt und gesprengt wurde. Um solche enormen Mengen bewältigen zu können, muss ein Muldenkipper etwa 400 Tonnen bei jeder Fahrt nach oben befördern.

Diese Art von mobiler Bergbauausrüstung ist kostspielig. Für viele Bergbauunternehmen ist sie die größte Einzelinvestition. Ein Rad eines Muldenkippers der Größe, wie er in Chuquicamata verwendet wird, kostet allein 12.000 Euro; ein Löffelbagger ist nicht unter 20 Millionen Euro zu haben.

 

Angesichts solcher Kostenist die Zuverlässigkeit der Muldenkipper und Löffelbagger extrem wichtig, denn die Kupfermine in Chuquicamata arbeitet 365 Tage im Jahr. Die Betriebsbereitschaft der mobilen Ausrüstung, die hier täglich härtesten Einsatzbedingungen wie Staub und hohen Lasten ausgesetzt ist, bei einem Minimum an Wartungsaufwand sicherzustellen, ist allerdings eine ständige Herausforderung.

„Jeden Tag verlangt die Produktion nach noch mehr Ausrüstung und verbesserter Verfügbarkeit“, erzählt der Wartungsleiter für die Bergbauausrüstung, Oscar Olivos. „Aber wir brauchen auch Zeit, um Kipper und sonstiges Gerät instand zu halten. Es ist ein täglicher Kampf.“

Um diesen zu gewinnen und die Wartungskosten zu minimieren, testet der Eigentümer der Kupfermine, Codelco (Corporación National del Cobre de Chile), zurzeit das Online-Fehlerdiagnosesystem Copperhead von SKF. Die Schwingungsüberwachungslösung erfasst und überwacht den Zustand der mechanischen Systeme und misst solche Parameter wie Drehzahl, Temperatur, Vibrationen und Belastung, während die Ausrüstung in Betrieb ist.

 

Die Daten werdendrahtlos übertragen und anschließend analysiert. So können Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten bei der nächsten passenden Gelegenheit durchgeführt werden statt in regelmäßigen Intervallen, bei denen Maschinen zu Wartungszwecken aus dem Betrieb genommen werden, ob sie nun repariert werden müssen oder nicht. „Die Zusammenarbeit mit SKF ist von entscheidender Bedeutung“, sagt Olivos, „weil die Präzision bei der Überwachung von mobiler Ausrüstung immer wichtiger wird. Um das zu erreichen, müssen wir neue Verfahren entwickeln. Codelco will noch viele Jahre Kupfer in Chuquicamata produzieren, und eine Voraussetzung dafür ist, die Kosten niedrig zu halten. Hierbei kann uns SKF helfen.“

Die Kupfergewinnung hat in Chile eine lange Tradition. In der vorkolumbianischen Zeit fertigten die Ureinwohner der Region Werkzeuge aus Kupfer und entwickelten grundlegende metallurgische Fertigkeiten, die ihnen sogar die Herstellung von Legierungen ermöglichten. Vor kurzem wurde in der Chuquicamata-Mine eine Mumie aus der Zeit von ca. 550 vor Christus gefunden. Der so genannte „Kupfermann“ war durch einen herabstürzenden Gesteinsbrocken in einen Bergwerksschacht gefallen und konnte sich nicht mehr befreien.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Chile der weltgrößte Kupferproduzent und -exporteur. Dann begannen sich amerikanische Unternehmen für die chilenische Kupfergewinnung zu interessieren und investierten in Kupferminen wie Chuquicamata. In den 1950er Jahren unterzeichnete man ein Abkommen, das Chile die Kontrolle über 20 Prozent seiner Kupferproduktion einräumte.

Die Verstaatlichung des Kupfers erfolgte 1971, als der Staat durch eine Verfassungsreform einen Anteil von 51 Prozent an den Kupfervorkommen erhielt. Codelco wurde 1976 gegründet und hat sich nach und nach zum größten Kupferproduzenten der Welt entwickelt. Das Unternehmen ist für 20 Prozent der weltweiten Kupfervorkommen verantwortlich und erzeugte 2008 die enorme Menge von 1,5 Millionen Tonnen Feinkupfer.

 

Ein wichtiger Punktfür Codelco ist, im Interesse der chilenischen Bevölkerung Kupfer so kostengünstig wie möglich zu produzieren. Aber auch andere Ziele treiben das Geschäft voran. Das 2003 verabschiedete Konzept des Unternehmens für eine nachhaltige Entwicklung legt fest, dass sowohl Nachhaltigkeit als auch soziale Verantwortung wichtige Faktoren in Codelcos Geschäftsplan sind.

In der „Corporative Policy on Sustainable Development“ steht geschrieben: „Codelco hat den Auftrag, seine gesamte Kapazität im Bergbau und den damit verbundenen Sparten auf effiziente und vernünftige Weise auszubauen, um den wirtschaftlichen Wert des Unternehmens und dessen Beitrag zum chilenischen Staat langfristig zu maximieren. “ Codelco ist auf diesem Weg schon weit gekommen. 2008 hatte die Unfallrate bei Codelco einen Tiefststand erreicht. Im selben Jahr investierte das Unternehmen 36 Millionen Euro in Umweltprojekte.

„Nachhaltigkeit und Sicherheit ist unser Leitsatz in Chuquicamata“, meint Olivos. „Wenn wir einen neuen Mitarbeiter im Bergwerk einweisen, reden wir zu allererst von Sicherheit und Nachhaltigkeit. Erst dann kommen wir auf die Arbeitsabläufe zu sprechen.“


SKF in Chuquicamata

In der Aufbereitungsanlage von Chuquicamata helfen verschiedene SKF Produkte dabei, die Wartungskosten zu senken und die Sicherheit und Zuverlässigkeit zu erhöhen. Hier einige Beispiele:

  • Ein Online-Schwingungsüberwachungssystem für Anlagen mit Rotationsbewegungen. Die in Zusammenarbeit mit dem Prozessautomationsgiganten Honeywell entwickelte Lösung ermöglicht gezielte Betriebssteuerung und vorausschauende Wartung, indem sie beginnende Schäden an rotierenden Ausrüstungsteilen frühzeitig identifiziert.
  • Dichtungen mit großem Durchmesser für Mahlanlagen. Das Dichtungssystem der Drehzapfen wurde durch den Einsatz von Dichtungen mit großem Durchmesser verbessert. Die Dichtungen werden aus einem Werkstoff gefertigt, der für seine hohe Abrieb- und Verschleißfestigkeit bekannt ist.
  • Hydrostatische Segmentlager. Diese Lager sind für extrem harte Einsatzbedingungen sowie für die hohen Belastungen der SAG-Mühlen ausgelegt, die eine Produktionskapazität von 182.000 Tonnen pro Tag erreichen. SKF stellt dazu auch ein maßgeschneidertes Instandsetzungs- und Wartungsprogramm bereit.
  • Schmierlösungen. Für die Schmiersysteme der Mahlanlagen liefert SKF Schmierpumpen, die geringerem Reparatur- und Instandsetzungsaufwand zu beträchtlichen Einsparungen führen.

Für die mobile Bergwerksausrüstung testet die Chuquicamata-Kupfermine zurzeit das SKF Copperhead-System, eine robuste Kombination aus Online-Überwachungssystem, Schwingungs- und Temperatursensoren und einer bedienerfreundlichen Analysesoftware. Die speziell für Geländefahrzeuge und schwierige Einsatzbedingungen entwickelte Systemlösung überwacht Schwingungen, Temperatur, Drehzahl und andere spezifische Parameter.

 

 

 

 

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