Abfall optimal nutzen
Aus Müll lässt sich Erstaunliches machen. So verwandelt Renova mit moderner Technologie Abfall in wertvolle Energie.
Jedes Jahr stellt das Müllheizkraftwerk von Renova in Westschweden ein Drittel der Fernwärme für die Region Göteborg bereit und deckt zudem fünf Prozent des Strombedarfs von Schwedens zweitgrößter Stadt. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass all diese Energie aus nicht recycelbarem Abfall erzeugt wird.
Renova Gruppe
Das Müllheizkraftwerk Renova im schwedischen Sävenäs gehört zur Renova Gruppe, an der zehn Kommunen in Westschweden beteiligt sind. Die Geschäftstätigkeit des Konzerns umfasst Abholung und Transport von Müll und recycelbaren Abfällen, Dienstleistungen im Bereich Abfallmanagement sowie Beratung und Schulung für Immobilieneigentümer und die Bauindustrie.
In Sävenäs wird durch Müllverbrennung Energie erzeugt. Die Energie von nur einem Kilogramm Müll reicht für das Warmwasser einer siebenminütigen Dusche oder den dreistündigen Netzbetrieb eines Computers.
Umsatz: 124 Millionen Euro
Anzahl der Beschäftigten: 780
Müllaufbereitung: 1.140.000 Tonnen
Fernwärmeerzeugung: 1.500.000 MWh
Stromerzeugung: 250.000 MWh
(Zahlen von 2016)
Das Renova-Kraftwerk im Industriepark Sävenäs ist ganzjährig rund um die Uhr in Betrieb und verbrennt Müll. Jede Tonne dieser Ressource wird in 3,3 MWh Energie (in Form von Elektrizität und Fernwärme) umgewandelt.
Heute haben wir eine höhere Betriebssicherheit.
Göran Klamas, Werksleiter von Renova
Der Abfall wird in drei gigantischen Öfen verbrannt. Diese sind mit Primärluftgebläsen ausgestattet, um das Feuer mit Sauerstoff anzureichern und die Temperatur konstant auf 1.000 Grad Celsius zu halten. Außerdem sorgen Sekundärluftgebläse im Feuerraum für Luftzirkulation, und Umluftgebläse trocknen den Müll.
Diese Gebläse sind für den Betrieb der Müllverbrennungsanlage von zentraler Bedeutung. Fällt auch nur ein einziges Gebläse aus, können Kosten in Höhe von 100.000 Euro entstehen. Deshalb muss Renova sichergehen, dass die rotierenden Ausrüstungskomponenten zuverlässig funktionieren. Damit es nicht zu ungeplanten Wartungsunterbrechungen kommt, arbeitet das Unternehmen seit zehn Jahren mit SKF zusammen.
Proactive Reliability Maintenance (PRM)
Das vorausschauende Instandhaltungsprogramm PRM (Proactive Reliability Maintenance) ermittelt die Ursache von Fehlern und schlägt Schritte vor, die ein erneutes Auftreten dieser Fehler vermeiden. SKF geht bei der Diagnose von Fehlerursachen systematisch vor und nutzt dabei bewährte Maßnahmen der vorausschauenden Wartung sowie andere Prozesse. Beim westschwedischen Müllheizkraftwerk Renova sorgt ein solcher PRM-Servicevertrag von SKF für eine höhere Betriebseffizienz durch Messungen und Instandhaltungsmaßnahmen sowie Lager- und Schmierstoffanalysen.
„Früher kam es schon mal vor, dass wir wegen dringender Wartungsmaßnahmen pro Jahr rund 1.000 Betriebsstunden verloren“, erinnert sich Göran Klamas, Renovas Werksleiter für den Geschäftsbereich Recycling. „Heute haben wir eine höhere Betriebssicherheit und unterbrechen nur noch für geplante Instandhaltungsmaßnahmen. Dadurch haben wir unsere Produktivität beträchtlich gesteigert.“
Dieser Erfolg ist zum großen Teil der Zusammenarbeit zwischen Renova und SKF zu verdanken. Kernstück ist die vorausschauende Instandhaltungsstrategie PRM (Proactive Reliability Maintenance) von SKF. Sie hat die Funktionsstabilität der rotierenden Ausrüstung im Werk erheblich verbessert (s. Kasten).
Im Rahmen des PRM-Konzepts hat SKF nahezu 40 Maschinen und Anlagenteile bei Renova erfasst und klassifiziert. Durch Berichte und optische Anzeigen kann sich der Kunde einen raschen Überblick über deren Status verschaffen und erkennt, wo zusätzliche Instandhaltungsmaßnahmen erforderlich sind. Die Messungen vermitteln der Wartungsabteilung ein klares Bild von potenziellen Problemen und ermöglichen so Abhilfemaßnahmen, bevor eine Notsituation eintritt.
„Es kann sich zum Beispiel um einen Fluchtungsfehler in einer Maschine handeln, der immer wieder in Angriff genommen wird, ohne die eigentliche Ursache zu beheben“, sagt Jennie Lindahl, Service Coordinator bei SKF, die seit vielen Jahren Messungen im Renova-Werk durchführt. „Durch eine ODS [Operating Deflection Shape]-Messung sind wir in der Lage, den wahren Grund zu identifizieren. Das kann vielleicht eine Unebenheit im Boden sein, die beseitigt werden muss.“
Schmierstoffanalysen, die hauptsächlich aufgrund strenger Umweltauflagen vorgenommen werden, sind ebenfalls häufig bei der Identifizierung von betrieblichen Problemen hilfreich. „Bei einer Schmierstoffanalyse treten unter Umständen völlig andere Ausfallursachen zutage als zunächst angenommen“, meint Lindahl. „Mangelhafte Schmierung, Wasser im Schmiermittel oder zu hohe Lagertemperaturen, die zur Bildung gefährlicher chemischer Substanzen führen könnten, sind nur einige Beispiele. Das Schmierfett kann oxidieren, die Viskosität sich ändern und Säure entstehen, die die Lageroberflächen schädigt.“ Solche Analysen helfen, eine mögliche Katastrophe zu verhindern.
Mit dem PRM-Konzept lassen sich akute Instandhaltungsprobleme dieser Art glücklicherweise vermeiden. Das Renova-Werk verzeichnete 2016 nicht eine einzige ungeplante Betriebsunterbrechung. Zehn Jahre zuvor hatte man noch fünf pro Jahr. Im Zuge des PRM-Vertrags wurden 2016 nur zwei geplante Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt, halb so viele wie vor zehn Jahren.
Durch die Verbesserungen bei der Betriebssicherheit hat Renova seine Instandhaltungskosten deutlich gesenkt und so Ressourcen für andere Investitionen freigesetzt. „Der Energieverlust [durch ungeplante Ausfälle] kostet pro Tag circa 100.000 Euro“, schließt Klamas. „Heute arbeiten die Gebläse zuverlässig, und wir können uns der Frage widmen, wie wir die Verbrennung noch effizienter und umweltfreundlicher machen.“