Ausrüstung in jedem Hafen

Globale Kompetenz

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Für Schiffsbetreiber ist das norwegische Unternehmen Unitor die Anlaufstelle, wenn technische Bordausrüstung benötigt wird. Alle 8.500 Standardprodukte sind auf Seetauglichkeit getestetNach dem Lloyd-Register fahren 34.000 Handelsschiffe auf den Ozeanen dieser Welt. Die Hälfte davon beziehen ihre technische Ausrüstung von Unitor, einem weltweit tätigen Lieferant für Schiffsausrüstung mit Sitz in der norwegischen Hauptstadt Oslo.
Man könnte Unitor mit seinem Sortiment von 8.500 Standardprodukten und – Dienstleistungen für Schiffseigner und -betreiber als eine Art globaler Gemischtwarenhändler für die internationale Handelsflotte bezeichnen. Zur Produktpalette gehören unter anderem Gase und Gasflaschen, Brandbekämpfungssysteme, Schweißvorrichtungen, Pumpen, Spritzlackierausrüstung, medizinischer Bedarf, Luftverdichter, Reinigungsmittel, Feuerschutzkleidung, Schwerölaufbereitungssysteme, Handwerkzeuge, Lager und Armaturen. Das meiste trägt das Markenzeichen von Unitor. Alle Produkte werden speziellen Tests unterzogen, um den harten Bedingungen eines Einsatzes auf See standzuhalten.
Unitors Depots und Werkstätten sind überall auf der Welt entlang der stark frequentierten Küstenlinien in großer Zahl zu finden. Das Unternehmen hat 84 Büros und 173 Agenten, die 969 Häfen in 80 Ländern beliefern. Hinzu kommt noch ein Zentrallager in Rotterdam. Egal, in welchem Hafen ein Schiff Hilfe benötigt – ob in Jokohama, Houston, Kapstadt oder Hamburg – Unitor garantiert eine rasche Lieferung von technischen Standardprodukten für die Schiffsausrüstung, manchmal innerhalb von einer Stunde. 1997 konnte das Unternehmen 210.000 Lieferungen an 17.000 Schiffe verzeichnen. Der Lieferumfang umfaßte alles von einem einzigen O-Ring bis zu kompletten Feuermelde- und Brandbekämpfungssystemen.

Globale Kompetenz

„Unsere Kunden befinden sich an einem bestimmten Ort, aber unsere Lieferungen können in alle Teile der Welt gehen“, sagt David J. Tandy, stellvertretender Leiter der Vertriebs- und Marketingabteilung der Unitor Hauptverwaltung in Oslo. „Unitors Konzept ist die Lieferung von Standardprodukten einer bewährten Qualität zu Standardpreisen.“
Einige Schiffe haben buchstäblich Hunderte von Lieferanten – für alles von der Decksausrüstung bis zu den Schiffschemikalien. Unitors Strategie und Wettbewerbsvorteil besteht darin, Produkte in großen Mengen von den Herstellern einzukaufen und sie direkt an die Schiffseigner zu verkaufen, mit anderen Worten, man bemüht sich um eine möglichst gradlinige und kostengünstige Vertriebskette. Durch die globale Verfügbarkeit des Unitor Sortiments lassen sich die Einkaufs- und damit verbundenen Verwaltungskosten der Reeder noch weiter senken.
Obwohl die Schiffahrt traditionsgemäß starken Schwankungen unterliegt und die Folgen von weltwirtschaftlichen Flauten als erstes zu spüren bekommt, hat Unitor kontinuierlich neue Marktanteile hinzugewonnen. Zudem hat Unitors Geschäftsphilosophie der Bedarfsdeckung aus einer einzigen Bezugsquelle dazu geführt, daß das Unternehmen in den letzten zehn Jahren seinen Umsatz vervierfacht hat – von 513 Millionen Norwegische Kronen 1986 auf 2,5 Milliarden Norwegische Kronen (607 Millionen DM oder 310 Millionen Euro) 1998.
Einer der Hauptgründe für Unitors stabilen Erfolg, an dem auch sinkende Frachtvolumen nichts ändern, ist die Tatsache, daß den Kunden ständig neue Produkte und Dienstleistungen angeboten werden. Das Unternehmen entwickelt sich mehr und mehr vom reinen Lieferanten zu einem technischen Problemlöser. „Das anbieten zu können, was die Schiffsbetreiber suchen, ist das Kernstück unserer Geschäftstätigkeit“, sagte Frode Berg, Unternehmensleiter und Geschäftsführer von Unitor, in einem Interview, das im Januar diesen Jahres in der Schiffahrtszeitung Lloyds List zu lesen war.

Ein Schritt voraus

Unitors Geschäftsbereich Marine Contracting, der nur fünf Prozent des Umsatzes ausmacht, hat sich auf die Isolierung von Flüssigerdgasfrachtern spezialisiert. Die Isolierung ist ein sehr wichtiger Teil bei der Beförderung von Flüssigerdgas (LNG), weil dadurch Verdampfung und Schwund auf ein Minimum reduziert werden. Mit dem von Unitor als Spiral Generation bezeichneten System, bei dem Isoliermaterial um die großen kugelförmigen Tanks gewickelt wird, ist weltweit ungefähr die Hälfte der LNG-Frachterflotte ausgestattet.
In nicht so ferner Zukunft werden Schiffseigner und Schiffe auf See in der Lage sein, von Unitor online zu bestellen. Das Unternehmen arbeitet zur Zeit daran, mit Hilfe neuer Computersysteme wichtige Prozesse wie Auftragsbearbeitung, Einkauf und Logistik zu rationalisieren. Außerdem sollen die Kunden einen direkten Zugriff auf Datenbanken erhalten, um so Art und Zeitpunkt der Einkäufe überwachen zu können. Das System wird auch die Schiffsbetreiber daran erinnern, wann es an der Zeit ist, etwa die Feuerlöscher eines Schiffes zu warten.
Schließlich lancierte der Unitor Geschäftsbereich Kühlsysteme Anfang 1997 eine standardisierte Heiz-, Belüftungs- und Klimaanlage (HVAC) in Modulbauweise. Die Anlage schafft an Bord von Handelsschiffen die richtigen klimatischen Verhältnisse für Personal, Maschinen und Fracht. Bisher wurden bereits über 50 derartige HVAC-Systeme in neu gebauten und umgerüsteten Schiffen in Norwegen, Rußland, Spanien, China und Polen installiert.
Unitor wurde 1936 von dem Norweger Einar Torbjørnsen gegründet, der davon überzeugt war, daß Schiffe unbedingt mit Schweißvorrichtungen ausgestattet sein sollten, damit sie auf ihrer Fahrt Reparaturarbeiten durchführen konnten. Das größte Problem bestand jedoch darin, daß die zum Schweißen benötigten Gasflaschen von Hafen zu Hafen variierten und nicht austauschbar waren. Deshalb entwickelte Unitor ein standardisiertes Gasflaschen-Austauschsystem. Drei Jahre später, im Jahre 1939, konnten die Schiffe weltweit in 18 Häfen Gase für Schweißarbeiten von Unitor kaufen.
Heute ist eine in Singapur verkaufte Unitor-Gasflasche identisch mit einem in Rio erworbenen Unitor-Modell. Unitors Sortiment an Gasen für den Einsatz auf Schiffen erstreckt sich von Sauerstoff über Acetylen, Argon und Stickstoff bis hin zu Atemluft und Kühlgasen – alle mit standardisierten Anschlußstücken und Farbcodes. Um sicherzugehen, daß bei der praktischen Anwendung keine Fehler gemacht werden, führt Unitor in Oslo, Manila und Piräus Schweißschulungen durch, auf denen rund 1.500 Seeleute pro Jahr ausgebildet werden. Unitors Handbücher und Fachliteratur zum Thema Schweißen auf See und hier insbesondere das Unitor Welding Handbook sind in der Branche hochgeachtet.

Alexander Farnsworth

Journalist in Stockholm

Fotos UNITOR

 

 

 

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