„Grüne“ Stahlherstellung ist möglich

Ähnliche Inhalte

Weltweit steht die Stahlindustrie vor einer großen Herausforderung: Die Produktion zu steigern um die rasant wachsenden Nachfrage zu decken und gleichzeitig durch innovative CO2-arme Stahlherstellung einen positiven Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Chinas größter Stahlproduzent Baosteel meistert diese Aufgabe.

„Das grüne Stahlunternehmen“ – so lautet der Slogan der Baosteel Group Co. Die Aussage scheint ein Widerspruch in sich, aber Baosteel nimmt Umweltschutz sehr ernst.

„Uns ist klar, dass die Stahlindustrie viel Energie verbraucht und die Umwelt stark verschmutzt“, sagt Xu Lejiang, Vorstandsvorsitzender des chinesischen Stahlgiganten, der mit einer jährlichen Produktionskapazität von 40 Millionen Tonnen das größte Stahlunternehmen des Landes ist. „Unsere Branche trägt jedoch auch wesentlich dazu bei, das Leben vieler Menschen zu verbessern. Angesichts der zunehmenden Ressourcenverknappung auf der Erde und den erkennbaren Umweltschäden kann Baosteel seine Zukunft nur sichern, wenn wir auf umweltschonende Produktion setzen.“

Die Stahlindustrie steht weltweit in der Tat vor einer schwierigen Aufgabe. Laut Prognose des Weltstahlverbands Worldsteel soll sich aufgrund der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung von China und Indien und deren immensen Energie-, Transport- und Wohnraumbedarfs die globale Stahlnachfrage bis 2050 verdoppeln. Der Verband befürchtet, dass sich bis dahin auch die Treibhausgasemissionen der Stahlindustrie mehr als verdoppeln könnten.

Um die negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren, setzt Baosteel auf ökologisch nachhaltige Maschinen und Anlagen und arbeitet dabei eng mit SKF im Rahmen einer auf fünf Jahre angelegten Partnerschaft zusammen.

Im Frühjahr 2010 unterzeichnete das Unternehmen eine Absichtserklärung, der zufolge SKF die komplett abgedichtete, nachschmierfreie Rolleneinheit SKF ConRo für Baosteels Stranggussanlagen liefern soll. Der geringere Schmierstoffverbrauch und die längere Nutzungsdauer der Lager sind nur zwei der ökologischen Vorteile dieser Systeme.

Recycling ist ein weiterer Schwerpunkt in Baosteels Umweltengagement. Baosteel spricht von „Recyclingwirtschaft“ und strebt an, jeden Stoff, der verwendet wird, als potenziellen Rohstoff anzusehen, der unter den richtigen Bedingungen wieder genutzt werden kann. Deshalb wird Abfall als „Sekundär-Rohstoff“ bezeichnet.

Beispiele für sekundäre Ressourcen sind Hochofenschlacke, Stahlabfälle, eisenhaltiger Schlamm und Flugasche. Um den Wasserverbrauch zu reduzieren, wurden drastische Maßnahmen ergriffen. Heute beträgt die Recyclingrate bei Wasser 97 Prozent. Auch Energie wird noch einmal genutzt, etwa indem die bei der Produktion erzeugte Energie zurückgewonnen wird. Das gilt für Elektrizität, Dampf und Konvertergas. Der Stahl selbst ist zu 100 Prozent recycelbar, und das beliebig oft ohne Abstriche bei der Qualität. Weltweit wird mehr Stahl recycelt als alle anderen Werkstoffe zusammengenommen.

Außerdem gründeten SKF und Baosteel 2008 ein Joint-venture in Schanghai zur Wiederaufarbeitung von gebrauchten Lagern. Von Juni 2009 bis Juni 2010 wurden hier 1.000 Rolleneinheiten und 24.000 Lager für Stranggussanlagen sowie 1.500 Großlager aufgearbeitet. Durch Rekonditionierung lassen sich mindestens 80 Prozent der CO2-Emissionen einsparen, die bei der Herstellung neuer Lager entstehen würden.

„Heute kommt es auf Umweltverträglichkeit, Erneuerbarkeit und Wiederverwertung an“, erklärt Lao Zhaoli, stellvertretender Leiter der Maschinenabteilung von Baosteel Co. Ltd.

„In unserer Partnerschaft mit SKF zeigt sich das am deutlichsten darin, dass Lager rekonditioniert werden oder wie im Falle von SKF ConRo eine längere Nutzungsdauer erhalten und somit ebenfalls die Umwelt entlasten.“

Angesichts zweistelliger Wachstumsraten in der chinesischen Wirtschaft ist die Nachfrage nach Stahl enorm – im Infrastrukturbereich für den Bau von Straßen und Bahnstrecken, im Wohnungsbau zur Schaffung von Wohnraum für die ständig wachsende Bevölkerung in den Städten und in der Energieübertragungstechnik zur Versorgung von immer mehr Menschen mit Elektrizität und Mobilität. 2009 stieg hier die Stahlnachfrage um 25 Prozent, während sie in den übrigen Ländern der Welt im gleichen Zeitraum um 24 Prozent zurückging.

Um Chinas wirtschaftlichen Aufstieg umweltverträglicher zu machen, arbeitet Baosteel an verschiedenen Technologien. Neue Generationen von Stahlprodukten sind sowohl leichter als auch fester. Ein Schwerpunktbereich sind Leichtbaustähle für die Autoindustrie.

Rund 55 Prozent eines Fahrzeugs bestehen aus Stahl – von der Karosserie über das Fahrwerk bis zum Getriebe und Reifen, die mit Stahldrähten verstärkt werden.

Deshalb ist die Reduzierung des Fahrzeuggewichts über Hochleistungstähle eine wichtige Voraussetzung, um den Kraftstoffverbrauch zu senken. Darüber hinaus können die neuen hochfesten Stähle auch einen wichtigen Beitrag zur Verringerung der CO2-Emissionen eines Autos leisten. Wenn weltweit alle Automobile aus AHSS (Advanced High-Strength Steel) statt aus konventionellem Stahl hergestellt würden, ließen sich laut einer von Worldsteel 2008 durchgeführten Fallstudie 156 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente über die gesamte Nutzungsdauer des Fahrzeugs einsparen.

Baosteel beliefert die Automobilindustrie mit umweltfreundlichen Produkten wie bleifreien feuerverzinkten Blechen und chromfreien verzinkten Blechen. 2008 entwickelte das Unternehmen 20 neue Leichtbaustähle und erhielt zehn Patente für Leichtbaustähle im Automobilbau.

Baosteel engagiert sich auch für Organisationen und Initiativen, die einen Durchbruch bei der Gewichtsreduzierung von Kraftfahrzeugen erzielen wollen, und ist Mitglied der China Innovative Strategic Alliance of Automotive Light Weight Technology. Darüber hinaus beteiligt sich der Stahlgigant an der vom Weltstahlverband organisierten Projektstudie Steel for Superlight Vehicle Body.

Überall in der Welt setzen sich Stahlunternehmen verstärkt für eine nachhaltige Produktion ein. So ist zum Beispiel in den letzten 30 Jahren der Energieverbrauch der Branche insgesamt um 50 Prozent zurückgegangen. Für Baosteel ist ökologische Nachhaltigkeit also ein ständiges Anliegen. Der Stahlproduzent ist als erster chinesischer Akteur der Hüttenindustrie nach ISO 14001 zertifiziert worden und war eines der ersten drei chinesischen Unternehmen, die sich dem Global Compact anschlossen. Damit beweist Baosteel, dass umweltfreundliche Stahlproduktion kein Widerspruch in sich sein muss.

 

 

 

Halten Sie mich auf dem Laufenden

Sind Sie interessiert an Themen, die sich mit Engineering und Technik beschäftigen? EVOLUTION bietet Inhalte, die Ihnen Einblick in neue Techniklösungen gibt. Lesen Sie über neue Entwicklungen in spannenden Unternehmen, Industrien und Themenfeldern.

Newsletter erhalten