Alles im Griff
Dank eines logistischen Netzwerks bietet Birner, Österreichs führender Großhändler für Kfz-Zubehör, seinen weit verstreuten Kunden pünktliche Lieferungen und einen Mehrwert dazu
Dank eines logistischen Netzwerks bietet Birner, Österreichs führender Großhändler für Kfz-Zubehör, seinen weit verstreuten Kunden pünktliche Lieferungen und einen Mehrwert dazu
In der Wiener Neustadt-Filiale von Birner sieht es aus wie bei jedem anderen Händler für Autozubehör. Leute gehen herum und suchen nach Scheibenwischern oder fragen nach Zündkerzen. Angestellte verschwinden im Lager und kommen mit Kartons heraus, die mit einer komplizierten Nummernserie versehen sind.
Diese Filiale gehört jedoch zu einem komplexen Netzwerk, das Birner, Österreichs führender Großhändler für Kfz-Teile, zur Verbesserung von Effizienz und Service aufgebaut hat. Die Kunden, die Birners Autobedarf besuchen, machen nur einen kleinen Teil des Geschäfts aus.
Meist sind es Autohändler oder Kfz-Werkstätten, die bei Birner kaufen, und sie bestellen ihre Waren per Telefon. In der Regel ist es eilig, denn die Fahrer wollen ihre Autos möglichst noch am selben Abend zurückhaben. Birner versucht, innerhalb von zwei Stunden nach Auftragseingang zu liefern.
Dieses Versprechen nimmt Walter Birner sehr ernst. Seine Eltern, Harald und Margarete Birner, übernahmen das Unternehmen von Haralds Vater Ferdinand. Heute leiten sie es gemeinsam mit Walter.
Dezentralisierung
Innovation gehört bei Birners zur Familientradition. 1961 beschloss Harald Birner, dass es unsinnig sei, ganz Österreich von einer Stelle in Wien aus zu beliefern. Er gründete deshalb Filialen, ein Schritt, der sich auszahlen sollte. Walter Birner meint dazu: „Wir hatten von Anfang an immer mehr Filialen als die Konkurrenz.“
Dabei gibt es auch in relativ kleinen Städten Filialen. „Wenn wir in diesen Städten einen guten Service bieten, und wenn kein anderer da ist, der es tut, können wir erfolgreich sein“, sagt Birner. Inzwischen ist Birners Autobedarf in ganz Österreich zu finden. Jede Filiale führt die Artikel an Lager, die dort voraussichtlich nachgefragt werden, so dass die Belieferung direkt erfolgen kann. Anderenfalls wäre es nicht möglich, die Zwei-Stunden-Frist einzuhalten, erklärt Birner.
Da die Lieferanten nicht erst ein Zentrallager anfahren, spart man viel Zeit. „Wir haben zwei bis drei Lieferanten, die jede Birner-Filiale zweimal wöchentlich beliefern“, erläutert Birner und meint damit Lieferanten von Auspuffanlagen.
Aufbau einer Marke
Der Lieferservice ist jedoch nur ein Aspekt des Erfolgsrezepts für einen Autozubehör-Großhandel. Wie Birner sagt, muss man sich auch die Frage stellen: „Worin liegt der Mehrwert für den Kunden, den die Konkurrenz nicht bietet?“
Birners Mehrwert besteht darin, den Kunden zu einem professionelleren Image zu verhelfen. Zusammen mit einer Gruppe ähnlicher Unternehmen in anderen Ländern gründete Birner 1997 die ADI (Autodistribution International), eine Organisation, die unabhängigen Reparaturwerkstätten ein einheitliches Markenprofil unter dem Namen AutoDienst (AD) verschafft.
„Sie brauchen Informationen, Infrastruktur, Hilfe bei der Werbung, Unterstützung bei Mobilitätsgarantien und vieles mehr“, so Birner – und AutoDienst kann das bieten.
Gerald Beirer, Leiter von AutoDienst in Österreich, schloss sich Birner 1997 an, weil er den Lieferanten von Kfz-Teilen beim Aufbau dieser Organisation helfen wollte. „Sie ist mein Baby“, meint er. „Man gab mir eine Kiste mit Akten und sagte ‚Mach etwas daraus‘.“
Zusammenarbeit und Zentralisierung sind die Schlüsselbegriffe, auf denen die Organisation basiert. „Die Mitglieder geben uns ein nützliches Feed-back. Sie suchen auch zunehmend den Kontakt zu uns, was unter anderem bedeutet, dass sie mehr Produkte von uns kaufen“, erzählt Beirer. Man kann einen Kunden nicht dazu zwingen, bei einem bestimmten Lieferanten zu kaufen, aber die Kunden, die mit Birner zusammenarbeiten, haben offensichtlich den Unterschied zu schätzen gelernt.
AutoDienst ist in zwölf europäischen Ländern etabliert und in Österreich durch 90 AD-Mitglieder vertreten. Zusammen mit einem spanischen Grossisten leitete Birner 2001 ein weiteres Projekt ein. Es richtet sich an Reparaturwerkstätten, die sich an dem umfassenden AD-Netzwerk nicht beteiligen möchten. Sie können sich als Automotive Professional Centre registrieren lassen, was eine Art Gütesiegel darstellt und dem Kunden bestätigt, dass nur hochwertige Kfz-Teile verwendet und die Arbeiten fachmännisch ausgeführt werden. Bisher haben sich 250 Reparaturwerkstätten registriert.
Der Einzug der Elektronik
Mit dem Einzug der Elektronik in den Kfz-Bau müssen Werkstätten heutzutage über die Fähigkeit verfügen, sich Zugriff auf die Diagnosesysteme zu verschaffen, die inzwischen in vielen Fahrzeugen zur Standardausrüstung gehören. Birner hat sich auf Software spezialisiert, die dies ermöglicht. Der Mechaniker soll nicht nur in der Lage sein, sich an das eingebaute Diagnosesystem anzuschließen, sondern auch die Informationen entsprechend anzuwenden und das System zur Annullierung der Fehleranzeige nach der Reparatur wieder zurückzustellen.
Als Birner 1931 gegründet wurde, ging es nach Aussage von Walter Birner nur darum, „sich mit den Herstellern in Verbindung zu setzen, dafür zu sorgen, dass die Waren an einen zentralen Ort geschickt würden, und dann die Kfz-Teile an die Werkstätten auszuliefern“. Siebzig Jahre später betrachtet Birner das Unternehmen nicht mehr ausschließlich als Teilelieferant, sondern als Anbieter von Systemen, die den Händlern und Werkstätten dabei helfen, ihre Effektivität zu verbessern und ihre Marktposition zu stärken.
„Wir verkaufen zusätzlichen Gewinn“, sagt er.
Die Beziehung Birner – SKF
SKF stellt die Aufträge von Birner zusammen und liefert die Produkte an die einzelnen Filialen des Unternehmens, die in ganz Österreich verstreut sind. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt 37.000 Lieferungen an Birner-Filialen – das macht 700 pro Woche.
Während Birner dezentralisiert, hat SKF zentralisiert. Der Aufbau des European Distribution Centre (EDC) im belgischen Tongeren ermöglicht es SKF Logistics Services, die Lagerhaltung und Logistik sowohl für den Kfz-Servicesektor als auch für andere Sparten an einer Stelle zu konzentrieren.
Von hier aus erhalten SKF Großhändler für Autozubehör und Industriebedarf sowie eine Vielzahl von Endkunden in allen Teilen Europas logistische Unterstützung. Dank der extrem hohen Verfügbarkeit der Produkte und der raschen Auftragsbearbeitung sowie einem europaweiten Versandnetz mit regelmäßigen, nach einem bestimmten Zeitschema organisierten Transporten können die Aufträge termingerecht und komplett ausgeliefert werden.
Die Aufträge werden normalerweise eine Woche vor Auslieferung zusammengestellt. Am Abend verlässt ein Lkw das EDC in Richtung Österreich. Bestellungen werden bis zwei Stunden vor Abfahrt angenommen. Der Lkw fährt die Logistikzentren des Spediteurs Schenker im österreichischen Linz an, der für SKF als Subunternehmen tätig ist, und lädt dort die Waren ab. Bei Bedarf können auch Bestellungen zwischen den wöchentlichen Lieferterminen bearbeitet und ausliefert werden.