Antriebe der Zukunft
Die großen Autohersteller sind zwar meist erbitterte Konkurrenten, aber sie haben Eines gemeinsam. Alle wollen wirtschaftlich tragbare Autos entwickeln, die entweder weniger Kraftstoff verbrauchen oder mit alternativen Kraftstoffen betrieben werden.
Die großen Autohersteller sind zwar meist erbitterte Konkurrenten, aber sie haben Eines gemeinsam. Alle wollen wirtschaftlich tragbare Autos entwickeln, die entweder weniger Kraftstoff verbrauchen oder mit alternativen Kraftstoffen betrieben werden.
In den USA,in Europa und zunehmend auch in China drängen umweltbewusste Verbraucher, Regierungsvertreter und Organisationen auf umweltverträglichere Kraftfahrzeuge. Sie reagieren damit auf den wachsenden Druck, den Kohlendioxidausstoß zu reduzieren, der von Experten als die Ursache der Erderwärmung angesehen wird.
Im Februar 2007 schlug die EU-Kommission einen verbindlichen Grenzwert für den CO2-Ausstoß von Neuwagen vor. Bis 2012 soll er auf 130 Gramm pro Kilometer reduziert werden. Die zuvor von der Autoindustrie auf freiwilliger Basis versprochenen 140 Gramm wurden nie erreicht.
In den USA arbeiten Kongress und Senat zurzeit an einer gesetzlichen Grundlage, die die Autoindustrie dazu zwingen würde, bis 2020 die durchschnittliche Kraftstoffeffizienz zu verbessern.
Die Automobilhersteller, lange als Umweltsünder beschimpft, wollen der Welt das Gegenteil beweisen und präsentieren eine Vielzahl von neuen, innovativen Antriebssystemen auf der Basis von Ethanol, Biogas, Wasserstoff, Batteriestrom und Hybridtechnologien (siehe Kasten nebenan). Viele dieser neuartigen Modelle werden bereits produziert, obgleich ihre Kosten oft nicht im Verhältnis zu den Vorteilen stehen.
Vorreiter bei der Verwendung von alternativen Kraftstoffen in Autos ist jedoch China mit Unterstützung der westlichen Fahrzeugindustrie.
Chinas Automobilmarktist heute in Bezug auf den Neuwagenverkauf nach den USA der zweitgrößte in der Welt. Nach Angaben der Beratungsfirma Research & Markets wurden hier 2006 rund sieben Millionen Autos abgesetzt, 27 Prozent mehr als 2005. In den ersten beiden Monaten von 2007 wuchs der Markt gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 34 Prozent.
Diese beeindruckenden Wachstumszahlen in China repräsentieren eine blühende Mittelschicht, die sich immer mehr Luxusgüter wie Autos leisten kann. Research & Markets zufolge ist das Bruttosozialprodukt pro Kopf in diesem Land von 1.000 US-Dollar 1991 (708 Euro) auf über 7.600 US-Dollar (5.381 Euro) 2006 gestiegen.
Aus Sorge über die steigende Luftverschmutzung und die zunehmende Abhängigkeit von importiertem Erdöl hat China bereits strengere Richtlinien für die Kraftstoffeffizienz eingeführt als die USA, wenn auch nicht so strenge wie die Europäer.
Bis 2010 wird der Kraftstoffverbrauch in China jährlich 138 Millionen Tonnen Erdöl beanspruchen, einen Anteil von 43 Prozent am Erdölbedarf des Landes insgesamt. So steht es in einem Bericht der staatlichen Ideenschmiede State Council Development Research Centre zu lesen. Aufgrund der wachsenden Zahl von Kraftfahrzeugen in China soll dieser Anteil bis 2020 auf 57 Prozent ansteigen. Allein in Peking werden jeden Tag 1.000 Neuwagen zugelassen.
Am 4. Juli 2007 berichtete das Wall Street Journal, dass Peking plane, während der olympischen Sommerspiele 2008 rund eine Million seiner drei Millionen Fahrzeuge aus dem Straßenverkehr zu verbannen, um das Smog-Problem in den Griff zu bekommen. Dem Artikel zufolge übersteigt auch der Stickstoffoxidgehalt der Pekinger Luft die von der Weltgesundheitsorganisation vorgegebenen Richtlinien für saubere Luft um 78 Prozent.
Auf der alle zwei Jahre stattfindenden Shanghai-Autoshow im April 2007 stellten chinesische Automobilhersteller eine breite Palette von Prototypen für Antriebssysteme vor, darunter Brennstoffzellen, Hybridantriebe (Benzin-/Elektromotor) und Batterieantrieb. Diese Innovationen sind der wachsenden Zahl von chinesischen Ingenieuren und Joint Ventures mit multinationalen Automobilherstellern wie General Motors und Volkswagen zu verdanken.
ChangAn Automobile aus Chongqing präsentierte einen Hybrid-Minivan mit kombiniertem Benzin-/Elektroantrieb, für den schon Bestellungen von örtlichen Behörden vorliegen. Damit steht einer Massenproduktion dieses Modells nichts mehr im Wege.
Laut einer Information der Website US Commercial Service China, Buyusa.gov, die für amerikanische Produkte und Dienstleistungen in China wirbt, will China bis Ende 2007 den durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch pro 100 Kilometer für alle Fahrzeugtypen um zehn Prozent senken.
Einige Experten wie etwa Rick Wagoner, Vorstandsvorsitzender und Konzernchef von General Motors, fragen sich, ob China möglicherweise den Westen bei alternativen Antriebstechnologien überholen wird, bevor das Land in seinem rasanten Wachstum zur Geisel der befindlichen Verbrennungsmotortechnik wird.
„China könnte durchaus das erste Land sein, das eine umfassende Infrastruktur für Fahrzeuge mit Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb entwickelt“, sagte Wagoner auf der Shanghai-Autoshow 2007.
Wagoner war in China, um mit chinesischen Regierungsvertretern GMs Pläne zur Kraftstoffeffizienz zu diskutieren. Nach einer Meldung der New York Times hat sich die chinesische Regierung noch nicht entschieden, welche der zahlreichen Alternativen – Elektro-, Wasserstoff-Brennstoffzellen-, Hybrid- oder Ethanolantrieb – zu bevorzugen sei. Sie drängt jedoch die Industrie, sich auf der Suche nach der besten Lösung rasch zu bewegen und diese dann schnellstmöglich zu realisieren.
„Das Thema steht wirklich ganz oben auf der Tagesordnung der chinesischen Führung“, erklärt Nick Reilly, Leiter des Asien-Pazifik-Geschäfts von GM.
Während Chinain alternativen Kraftstoffen einen Weg sieht, den Energiebedarf des Landes zu decken, und die Umweltverschmutzung einzudämmen, gehen einige Fahrzeugkonstrukteure noch weiter in ihren zum Teil verrückt anmutenden Ideen.
Auf der Automobilmesse in Los Angeles 2006 wurde ein Wettbewerb für das „grünste Konzeptfahrzeug“ ausgerufen.
Unter den Beiträgen gab es einen Hummer mit einer Karosserie aus Panelen mit lebenden Algen, die mehr Sauerstoff produzieren als der gefräßige Motor verbraucht, einen Toyota mit Pedal- und Elektroantrieb, der dem Fahrer die Möglichkeit bietet, sich auf dem Weg zur Arbeit sportlich zu betätigen, und einen Audi, der allein mit Windkraft angetrieben wird.

