Beim Speedway ist Beschleunigung alles
Stellen Sie sich ein Motorrad vor, das selbst am flachsten Bürgersteig hängen bleibt, weil es praktisch keine Bodenfreiheit hat. Es kann nicht nach rechts drehen, weil dann die Fußraste den Boden berührt. Schon die kleinste Fahrbahnunebenheit verursacht Schmerzen, da das Hinterrad keine Federung besitzt. Bremsen und Getriebe gibt es nicht. Ein ziemlich nutzloses Zweirad, finden Sie nicht?
Stellen Sie sich ein Motorrad vor, das selbst am flachsten Bürgersteig hängen bleibt, weil es praktisch keine Bodenfreiheit hat. Es kann nicht nach rechts drehen, weil dann die Fußraste den Boden berührt. Schon die kleinste Fahrbahnunebenheit verursacht Schmerzen, da das Hinterrad keine Federung besitzt. Bremsen und Getriebe gibt es nicht. Ein ziemlich nutzloses Zweirad, finden Sie nicht?
Bei dem fraglichen Motorrad handelt es sich jedoch um ein Gerät für eine extreme Rennsportart, nämlich Speedway. Der Einzylindermotor, der eine Beschleunigung von Null auf 100 Stundenkilometer in nur zwei Sekunden ermöglicht, erreicht dabei eine Drehzahl von 12.000 U/min und entwickelt eine gewaltige Energie, wenn Kolben, Pleuelstange, Bolzen und Lager die beiden Ausgleichsscheiben im Kurbelgehäuse in Bewegung setzen. Sein Gewicht beträgt über zehn Kilogramm, und der Kolben legt bei voller Beschleunigung 32 bis 34 Meter pro Sekunde zurück. Ein Formel-1-Rennwagen ist schon ein kraftvolles Gefährt, aber er bringt es in derselben Zeit nur auf 25 Meter pro Sekunde.
Das Rennen selbst ist simpel: Vier Fahrer starten gleichzeitig, und wer nach vier Runden als erster die Ziellinie überquert, hat gewonnen.
Speedway tauchte als Rennsport in den 1920er Jahren in Australien auf und wurde von dort einige Jahre später nach Großbritannien exportiert. Schon früh wurden Restriktionen eingeführt, die extreme Geschwindigkeiten begrenzen und das Unfallrisiko reduzieren sollten.
Beim Trimmen der Motoren im modernen Speedway-Sport geht es heute ausschließlich um die Verringerung der Reibung. Es werden Versuche mit Ölen, leichteren Werkstoffen und effizienterer Kompression durchgeführt, aber auch die verschiedenen für ein Speedway-Motorrad benötigten Lager – von der Radnabe bis zur Kupplung – stehen im Zentrum der Entwicklungsbemühungen.
Der Schwede Tony Rickardsson wurde 2005 zum sechsten Mal hintereinander Speedway-Weltmeister und stellte damit den Weltrekord des legendären Neuseeländers Ivan Mauger aus den 1960er und 1970er Jahren ein. Rickardssons Motorrad wird von einer kleinen unbekannten Werkstatt in Orsa in der schwedischen Provinz Dalarna betreut, wo auch das Unternehmen Vasatech ansässig ist. Das Motorrad ist mit Hybridlagern von SKF (Lagerringe aus Wälzlagerstahl und Wälzkörper aus Siliziumnitrit) ausgerüstet.
Rickardsson hat bereits angekündigt, dass 2006 seine letzte Speedway-Saison sein wird. Er und sein Team müssen die Reibung noch weiter verringern, damit er am Ende des Jahres als siebenfacher Weltmeister in die Geschichte des Speedway-Sports eingehen kann.