Chinas Regionaljet hebt bald ab

In China wird zurzeit ein hochmoderner Regionaljet gebaut, der weltweit Interesse weckt. Es ist das erste chinesische Verkehrsflugzeug, das komplett im eigenen Land entwickelt und konstruiert wurde

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China arbeitetan der Planung eines neuen Jets, der die Luftfahrtindustrie des Landes verändern wird. Sein Name ist ARJ21 (Advanced Regional Jet des 21. Jahrhunderts) und wird das erste Verkehrsflugzeug sein, das ausschließlich mit chinesischer Technologie gebaut wird. Seit Ende 2003 sind in das ARJ21-Projekt Fabriken in Shanghai, Xi’an, Chengdu und Shengyang involviert, wie der Hersteller AVIC1 Commercial Aircraft Co Ltd (ACAC) mitteilt. Wenn alles planmäßig verläuft, wird mit der Montage des Flugzeugs Anfang 2007 begonnen werden. Der Probeflug ist für März 2008 geplant und die Auslieferung der ersten ARJ21-Maschine an Shandong Airlines für das dritte Quartal 2009.

„Es stand von Anfang an fest, dass wir den Kunden das Produkt nicht ohne entsprechenden Service anbieten würden und dass der Kunde immer an erster Stelle kommt“, sagt Lu Zheng, der in der Marketingabteilung von ACAC tätig ist. ACAC traf bereits zu Beginn des ARJ21-Projekts Shandong Airlines und legte u.a. die Details wie Antriebssysteme, Aus­rüstung, Kundendienst fest.

Das chinesische Staatsunternehmen AVIC1 (Aviation Industry Corporation 1) baut sowohl zivile als auch militärische Flugzeuge und ist Betreiber des First Aircraft Institute, das für die Konstruktion des Jets verantwortlich ist. Laut Hu Zhonghui, dem leitenden Ingenieur des Instituts, ist er nur einer von 1.500 Personen, die an dem Projekt beteiligt sind, „Während des Konstruktionsprozesses waren wir uns die ganze Zeit über die Kluft zwischen China und anderen Ländern im Klaren, wenn es um Entwicklung und Bau von Flugzeugen geht. Aber wir vertrauten auf unsere Fähigkeiten und waren entschlossen, jedes Detail der Konstruktion, wenn immer möglich, zu verbessern.“

Schätzungen zufolge rangiert Chinas Luftverkehrsvolumen weltweit an dritter Stelle, obgleich fast alle derzeit in Dienst befindlichen Flugzeuge importiert sind. Chinas Bemühungen um den Bau von Verkehrsflugzeugen waren bisher kaum von Erfolg gekrönt. Nachdem Kooperationen scheiterten, entschloss sich AVIC1 dazu, ein eigenes Verkehrsflugzeug zu ent­wickeln und dabei alleine auf chinesische Technologie zu setzen.

 

Im September 2002schloss sich AVIC1 mit 14 Investoren aus der Luftfahrtindustrie zusammen und gründete ACAC mit Sitz in Shanghai. Das war der Startschuss für das ARJ21-Projekt.

Auf der 46. Luftfahrtmesse im Juni 2005 in Paris weckten vier Modelle der ARJ21-Maschine im Maßstab 1:10 Aufmerksamkeit. Die Kabine des Flugzeugs ist 3,14 Meter breit und damit laut ACAC die geräumigste Kabine unter den derzeitigen Regionaljets dieses Typs. Mit einer Kabinenhöhe von 2,06 Metern und großzügig bemessenen Gepäckfächern kann sich die ARJ21 in punkto Bequemlichkeit mit den großen Verkehrsflugzeugen messen.

Die ARJ21 ist speziell für komplexe geographische Verhältnisse, wie sie im westchinesischen Hochland herrschen, und hohe Temperaturen konzipiert und gewährleistet somit ein problemloses Starten und Landen auf den meisten Flugplätzen dieser Region, so Lu Zheng.

Die Marktaussichten der ARJ21 sind viel versprechend. Wegen ihrer niedrigen Betriebskosten und ihrer Fähigkeit, auf den Flughäfen und Rollbahnen in Westchina landen zu können, haben zahlreiche Fluggesellschaften starkes Interesse an dem neuen Flugzeug gezeigt. Schon vor dem Probeflug sind 35 Aufträge eingegangen. Shandong Airlines, die erste Fluggesellschaft, die die ARJ21 in Dienst stellen wird, hat zehn Maschinen bestellt. Shanghai Airlines hat fünf Flugzeuge in Auftrag gegeben und Shenzhen Financial Leasing Co Ltd 20 Stück. Xiamen Airlines unterzeichnete 2004 eine Absichtserklärung für den Kauf von sechs dieser Regionaljets.

In China herrscht zurzeit eine große Nachfrage nach Regionalflugzeugen. Das wissen Experten zu berichten. Sie sind davon überzeugt, dass derartige Jets in Chinas Luftverkehrsindustrie eine wesentliche Rolle spielen und die Entwicklung des regionalen Flugverkehrs, vor allem in den westchinesischen Regionen, vorantreiben werden. Der Austausch großer Maschinen auf weniger frequentierten Strecken gegen kleine regionale Flieger löst überdies das Problem der Überkapazität und ermöglicht Direktverbindungen zu beliebten Touristenorten und boomenden Geschäftszentren in mittelgroßen Städten.

 

Die Wahl von internationalenZulieferern ist ein wichtiger Teil des ARJ21-Projekts. AVIC1 führte zu diesem Zweck erstmalig ein Ausschreibungsverfahren durch. „Nicht weniger als 20 Lieferanten großer Bauteile sind involviert, darunter GE, Liebherr, Rockwell Collins und Honeywell“, erzählt Hu. „In dieser Zahl sind die Lieferanten von Standardteilen und Lagern noch nicht eingeschlossen“, fügt er hinzu.

Mit der ARJ21 hat China zum ersten Mal ein Flugzeug konzipiert, das von Anfang an die Lufttüchtigkeitsrichtlinien der zivilen Luftfahrtverwaltung in China, der amerikanischen Bundesluftfahrtbehörde (FAA) und der europäischen Luftfahrtbehörde (JAA) erfüllt. Im November 2005 begann die FAA mit den Vorbereitungen für die Eröffnung eines Büros in Shanghai. Ende 2006 soll hier der Betrieb aufgenommen und das Zertifizierungsverfahren für die ARJ21 eingeleitet werden. Offiziellen Angaben zufolge soll die ARJ21 die FAA-Zertifizierung Ende 2008 erhalten – ein entscheidender Schritt für die weltweite Markteinführung des Flugzeugs.

British Airways, Air France und andere führende Airlines haben kürzlich ACAC besucht und ihr Interesse an der ARJ21 zum Ausdruck gebracht. Besonders erwähnt wurde die geräumige und komfortable Kabine. Das beweist, dass die Maschine weltweit Beachtung findet.

„Langfristig planen wir, die Übersee-Märkte zu erobern“, sagt Lu. „Dabei richten wir unser Augenmerk auf Regionen wie Südostasien, Südasien und
Afrika, wo die Bedingungen für eine Markteta­blierung relativ günstig sind und die Vorzüge der ARJ21 mit den geographischen Verhältnissen
übereinstimmen.“


Enge Zusammenarbeit

SKF ist der größte Lagerlieferant der AVIC1 Commercial Aircraft Ltd (ACAC) und beliefert das Unternehmen auch mit Gelenkköpfen für Flugzeugapplikationen. Für die ARJ21 hat SKF spezielle Lager angefertigt, darunter ein Gleitlager für das Fahrgestell.

Das Besondere an diesem Lager ist der Außenring, der zwecks leichterer Montage mit einem Flansch versehen ist. Nach intensiver Zusammenarbeit mit dem Kunden präsentierte SKF einen detaillierten Konstruktionsvorschlag. „Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden“, sagt Hu Zhonghui, der als leitender Ingenieur beim First Aircraft Institute tätig ist. Betreiber des Instituts ist das chinesische Staatsunternehmen AVIC1 (Aviation Industry Corporation 1), das sowohl zivile als auch militärische Flugzeuge baut.

„SKF Aerospace schickt uns Ingenieure zu technischen Beratungen“, erklärt er. „Sie beantworten unsere Fragen zu Lagern und ermitteln unsere Bedürfnisse. So stellten wir zum Beispiel kürzlich bei Tests fest, dass ein Lager ernsthafte Anzeichen von Verschleiß aufwies. Die Ingenieure von SKF halfen uns dabei, die Ursache herauszufinden. Es lag an unzureichender Schmierung, und das war die Lösung des Problems.“

„SKF beliefert uns mit hochwertigen Produkten und zuverlässigen technischen Serviceleistungen“, fährt er fort. „Es ist nicht nur eine Beziehung zwischen Kunde und Lieferant, sondern wir sind auch Freunde.“

Der Umfang der Lagerlieferungen und der Zusammenarbeit zwischen den beiden Unternehmen wird mit großer Wahrscheinlichkeit weiter zunehmen.

 

 

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