Chinas Züge auf dem richtigen Gleis

Das chinesische Eisenbahnnetz erfährt derzeit eine umfassende Modernisierung: Ambitionierte Planungen neuer Bahnlinien sollen im Zusammenspiel mit neuer und verbesserter Technologie für geringere Kosten und höhere Sicherheit sorgenViertausend Meter über dem Meeresspiegel, wo Durchschnittstemperaturen unter dem Nullpunkt den Boden jahrein, jahraus gefroren halten, nimmt der chinesische Minister für den Schienenverkehr eines der bislang ehrgeizigsten und dabei seit langem erwarteten Projekte des Landes in Angriff: den Bau der Qinghai-Tibet-Eisenbahn. Im Juni 2001 nahm das Ministerium die Arbeit an der neuen Strecke auf, deren Planung über 50 Jahre zurückreicht. Nach ihrer Fertigstellung wird sie rund 2000 Kilometer am „Dach der Welt“ entlang die Stadt Golmud in der nordwestchinesischen Provinz Qinghai mit der Hauptstadt Tibets Lhasa verbinden. Das Projekt ist ein Paradebeispiel für den seit Beginn der Einführung von Wirtschaftreformen vor nunmehr 20 Jahren massiv und rasch betriebenen Ausbau des chinesischen Eisenbahnnetzes.

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Das chinesische Eisenbahnnetz erfährt derzeit eine umfassende Modernisierung: Ambitionierte Planungen neuer Bahnlinien sollen im Zusammenspiel mit neuer und verbesserter Technologie für geringere Kosten und höhere Sicherheit sorgenViertausend Meter über dem Meeresspiegel, wo Durchschnittstemperaturen unter dem Nullpunkt den Boden jahrein, jahraus gefroren halten, nimmt der chinesische Minister für den Schienenverkehr eines der bislang ehrgeizigsten und dabei seit langem erwarteten Projekte des Landes in Angriff: den Bau der Qinghai-Tibet-Eisenbahn. Im Juni 2001 nahm das Ministerium die Arbeit an der neuen Strecke auf, deren Planung über 50 Jahre zurückreicht. Nach ihrer Fertigstellung wird sie rund 2000 Kilometer am „Dach der Welt“ entlang die Stadt Golmud in der nordwestchinesischen Provinz Qinghai mit der Hauptstadt Tibets Lhasa verbinden. Das Projekt ist ein Paradebeispiel für den seit Beginn der Einführung von Wirtschaftreformen vor nunmehr 20 Jahren massiv und rasch betriebenen Ausbau des chinesischen Eisenbahnnetzes.

   Trotz des Wettbewerbs durch Luftfracht und Speditionen dominiert das Frachtgeschäft in China weiterhin die Bahn. Nahezu 55 Prozent des Frachtguts wird über die Schiene transportiert, und auch mehr als 35 Prozent aller Reisenden entscheiden sich für den Zug. Chen Boshi, Leiter der Abteilung Güterwagen des Ministeriums für Schienenverkehr erläutert: „China ist ein riesiger Flächenstaat, wodurch dem Schienentransport allergrößte Bedeutung zukommt. Als Entwicklungsland muss China ein umfassendes und fortschrittliches Autobahn- und Luftfracht-Transportnetz, wie es in den USA und Europa existiert, erst noch aufbauen. Daher wird die kostengünstige und bis in die entlegensten Winkel des Landes reichende Schiene noch lange Zeit ein Standardtransportmittel bleiben.“

Riesiges Volumen

Angetrieben von einem Bruttoinlandsprodukt, das in den letzten Jahren Wachstumsraten von jeweils über sieben Prozent verzeichnete, wächst das chinesische Eisenbahnnetz derzeit zu einem der weltweit größten heran. 2001 transportierten die chinesischen Eisenbahnen 1,2 Milliarden Fahrgäste, und das von den 440.000 Wagons beförderte Frachtvolumen stieg auf eine neue Rekordhöhe von 1,8 Milliarden Tonnen. Ende 2000 erstreckte sich das Schienennetz über 68.000 Kilometer, davon waren 21.400 Kilometer zweigleisig ausgebaut und 14.900 Kilometer elektrifiziert. Schätzungsweise 6.000 Kilometer Gleis sind in den letzten Jahren verlegt worden, was Zeugnis von der Entschlossenheit des Ministeriums für den Schienenverkehr ablegt, das Schienennetz des Landes von Grund auf zu modernisieren.

   „Die Zentralregierung hat in den vergangenen zehn Jahren das Schienennetz ganz oben auf die Prioritätenliste gesetzt und bereits große Summen investiert, und daran wird sich auch in den kommenden fünf Jahren nichts ändern“, weiß Jianwei Zhang, stellvertretender Geschäftsführer des Bereichs Schienentransport bei der chinesischen Tochter des Eisenbahnzulieferers Bombardier. Allein im Verlauf des Neunten Fünfjahresplans (1996 bis 2000) hat das Ministerium für den Schienenverkehr über 244 Milliarden Yuan (31,4 Milliarden Euro) in den Sektor gesteckt und damit seine Investitionen gegenüber dem vorangegangenen Zeitraum mehr als verdoppelt.

   Zugleich hat China bemerkenswerte Fortschritte gemacht, was Zuverlässigkeit und Qualität anbetrifft, was zu einem Gutteil der sich ständig verbessernden Infrastruktur und dem Engagement der Zentralregierung zu verdanken ist.

Höhere Geschwindigkeiten

Insbesondere sind die chinesischen Passagierzüge schneller geworden. Auf einer Reihe von Hochgeschwindigkeitsstrecken stieg die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 160 Stundenkilometer. In den letzten beiden Jahren gab es nacheinander vier Geschwindigkeitserhöhungen, und heute werden bereits mehr als 13.000 Streckenkilometer mit höheren Geschwindigkeiten befahren.

   Schnellere Züge bedeuten höheren Umsatz, insbesondere in Fahrgastbereich. Dabei, wirft Chen ein, falle jedoch das Frachtgeschäft zurück, das in China eine wichtige Rolle in der Versorgung mit Industriegütern spielt. „Ein Plan zur Beschleunigung auch der Güterzüge steht noch aus.“ Wenn die Güterzüge, die im Normalfall mit 80 Stundenkilometern dahinrollen, hinter den Personenzügen herhinken, beeinträchtige dies die Effizienz, da die Züge dieselben Gleise nutzten.

   Dieser zunehmenden Sorge will das Ministerium unter anderem mit dem Einsatz neuer Technologien und mit materialseitigen Verbesserungen begegnen. Hierzu hat das Ministerium verbesserte Schienenfahrzeuge eingeführt, die in der Lage sind, höhere Geschwindigkeiten und Lasten ohne Abstriche bei der Sicherheit zu verkraften, fügt Chen hinzu. Die meisten Schwerlast-Güterwagons haben inzwischen eine Achslast von 21 Tonnen, einige sogar bis zu 25 Tonnen.

Sicherheit an erster Stelle

Die Einführung qualitativ höherwertigen Materials hat die Sicherheitslage, die für das Ministerium höchste Priorität genießt, erheblich verbessert. Die in den letzten fünf Jahren erfolgte Modernisierung hat zu einer Verminderung der Zahl an Unfällen infolge technischen Versagens geführt.

   Die Verbesserungen auf dem Gebiet der Sicherheit gingen mit einer gesteigerten Zuverlässigkeit einher, die dazu beigetragen hat, das Eisenbahnwesen in ein rentables Geschäft zu verwandeln. Eine auf eine Steigerung der Rentabilität abzielende Kampagne hat im Zusammenwirken mit Verbesserungen im Bereich von Sicherheit und Zuverlässigkeit ihren Anteil daran, dass der Sektor im Jahr 2000 die Planvorgabe eines Gewinns von 500 Millionen Yuan (64 Millionen Euro) zu erfüllen vermocht hat. Von 1994 bis 1997 hatten die Eisenbahnen noch Verluste eingefahren.

   Überall auf der Welt kämpft der Transportsektor seit mehreren Jahren mit sinkenden Ergebnissen, das chinesische Eisenbahnnetz dagegen scheint auf dem richtigen Gleis. Zu den Zielen der Zentralregierung für den Zeitraum des Zehnten Fünfjahresplans (2001 bis 2005) gehören die uneingeschränkte Nutzung von 75.000 Schienenkilometern, wobei der Schwerpunkt auf die Modernisierung der vorhandenen acht Nord-Süd- und acht Ost-West-Verbindungen gelegt wird sowie auf eine gesteigerte Nutzung, Effizienz und Sicherheit des Schienennetzes insgesamt. In dem Maße, wie China seine wirtschaftliche Entwicklung weiter rasch vorantreibt und seine Transport-Infrastruktur ausbaut, wird die Nachfrage nach moderner Technologie und fortschrittlichem Material möglicherweise noch umfassendere Verbesserungen im Schienennetz des Landes befördern.

Grace Wong  

in Beijing lebende Journalistin  

Fotos SKF

 

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