Der kleine Unterschiedbeim Stahl
Per Schmelztauchverfahren lässt sich die Qualität von Stahlblechen entscheidend verbessern. Meist wird mit Zink galvanisiert, aber für manche Zwecke eignet sich Aluminium besserErinnern Sie sich noch an die Stahlkrise der Siebzigerjahre? Die westeuropäische Stahlindustrie litt an einer massiven Überkapazität und viele Stahlwerke wurden geschlossen. In Belgien und Luxemburg beschlossen die beiden Giganten der dortigen Stahlindustrie, Arbed und Cockerill Sambre, eine Rationalisierung ihrer Produktion und legten unrentable Stahlwerke still. Die Fertigung sollte auf moderne Anlagen mit hoher Effektivität konzentriert werden. Zu den Leidtragenden gehörte das Hüttenwerk im luxemburgischen Dudelange. Hier entschieden sich Arbed und Cockerill Sambre, die heute zur Usinor-Gruppe gehören, allerdings dafür, die Arbeitsplätze zu retten. Sie gründeten gemeinsam ein Unternehmen unter dem Namen Galvalange, das sich auf aluminiumbasierte Schmelztauchverfahren für Stahlblech spezialisieren sollte. Galvalange erwarb von Bethlehem Steel in Pennsylvania die Lizenz für die Fertigung von Aluzinc, einem Aluminium-Zink-Überzug, und nahm 1982 die Produktion auf.
Per Schmelztauchverfahren lässt sich die Qualität von Stahlblechen entscheidend verbessern. Meist wird mit Zink galvanisiert, aber für manche Zwecke eignet sich Aluminium besserErinnern Sie sich noch an die Stahlkrise der Siebzigerjahre? Die westeuropäische Stahlindustrie litt an einer massiven Überkapazität und viele Stahlwerke wurden geschlossen. In Belgien und Luxemburg beschlossen die beiden Giganten der dortigen Stahlindustrie, Arbed und Cockerill Sambre, eine Rationalisierung ihrer Produktion und legten unrentable Stahlwerke still. Die Fertigung sollte auf moderne Anlagen mit hoher Effektivität konzentriert werden. Zu den Leidtragenden gehörte das Hüttenwerk im luxemburgischen Dudelange. Hier entschieden sich Arbed und Cockerill Sambre, die heute zur Usinor-Gruppe gehören, allerdings dafür, die Arbeitsplätze zu retten. Sie gründeten gemeinsam ein Unternehmen unter dem Namen Galvalange, das sich auf aluminiumbasierte Schmelztauchverfahren für Stahlblech spezialisieren sollte. Galvalange erwarb von Bethlehem Steel in Pennsylvania die Lizenz für die Fertigung von Aluzinc, einem Aluminium-Zink-Überzug, und nahm 1982 die Produktion auf.
1982 legte die Europäische Gemeinschaft Stahlquoten fest, die die Produktion auf 150.000 Tonnen pro Jahr begrenzten. Diese Quoten wurden 1986 wieder aufgehoben. Im gleichen Jahr lancierte Galvalange sein zweites Produkt, einen Aluminium-Silizium-Überzug mit der Bezeichnung Alugal. 1989 produzierte Galvalange 275.000 Tonnen und 1991 konnte die Produktionskapazität dank einer zweiten Fertigungsstraße auf 500.000 Tonnen gesteigert werden.
Mit seinem Hauptprodukt Aluzinc, das etwa zwei Drittel der Produktion ausmacht, ist Galvalange marktführend in Europa.
Die Verwendung von Stahl mit Aluminium- oder Zinküberzug hat die Qualität zahlreicher Industrieprodukte entscheidend verändert. Sie erinnern sich sicher an jene Zeiten, als man auf den Straßen noch viele Autos mit schweren Rostschäden sah, bei denen entweder die Farbe abblätterte oder in deren Karosserie der Rost bereits Löcher mit gefährlich scharfen Kanten gefressen hatte. Heutzutage ist der Stahl für solche Zwecke in der Regel verzinkt, in einigen Fällen ist jedoch ein aluminiumbasierter Überzug nicht zu übertreffen. Der Aluzinc-Überzug besteht aus 55 Prozent Aluminium und 43,4 Prozent Zink. Ein Siliziumanteil von 1,6 Prozent sorgt dafür, dass der Überzug auf dem Stahl haftet. Mit Aluzinc überzogener Stahl wird hauptsächlich in der Bauindustrie für Dach- und Wandkonstruktionen eingesetzt und gilt gegenüber dem galvanisierten Stahl als Verbesserung, weil er leichter ist und bessere Isolier- und Rostschutzeigenschaften aufweist.
Aluzinc findet auch zunehmend für Haushaltsgeräte Verwendung, bei denen die Hersteller ein hohes Maß an Korrosionsbeständigkeit sicherstellen wollen. Ein Beispiel sind die inneren Teile von Waschmaschinen.
“Die Qualitätsansprüche sind gestiegen und die Hersteller verwenden heute korrosionsbeständige Produkte selbst dort, wo man sie normalerweise nicht sieht”, erklärt Galvalange-Betriebsleiter André Gierenz. “Der Kunde soll das Innenleben seines Haushaltsgeräts nicht völlig verrostet vorfinden, wenn der Wartungstechniker bei einer Reparatur die Frontplatte abschraubt.” Der Markt weist jährliche Wachstumsraten von sechs bis sieben Prozent auf, was teilweise mit dem schrumpfenden Preisunterschied zwischen metallüberzogenem und unbehandeltem Stahl zusammenhängt. Ein Vorteil von Aluzinc ist die problemlose Farbbeschichtung des Materials, nachdem es einem Nachwalzverfahren (Skin-pass) unterzogen wurde, bei dem die Oberfläche geringfügig aufgeraut wird, damit die Farbe besser haftet. Es lässt sich zudem einfacher biegen und ziehen als andere Werkstoffe. Eine Besonderheit von Galvalange ist das spezielle Passivierungsverfahren (SPT).
Dabei wird der Werkstoffoberfläche eine Schutzschicht verliehen, um beim Biegen und Umformen der Bleche lästige Fingerabdrücke zu vermeiden.
“Mit unseren beiden Fertigungsstraßen können wir sämtliche Blechgrößen und
-dicken abdecken”, so Gierenz. “Jede Fertigungsstraße kann Breiten zwischen 700 und 1.550 Millimetern bewältigen. Die eine bearbeitet Blechdicken zwischen 0,2 und 1,3 Millimetern, während die andere für Dicken zwischen 0,3 und zwei Millimetern ausgelegt ist. In Kürze werden wir in der Lage sein, Blechdicken bis zu 2,3 Millimeter zu bearbeiten.”
Alugal besteht zu 90 Prozent aus Aluminium und zu zehn Prozent aus Silizium. Dieser Überzug wird immer dann verwendet, wenn ein Produkt hohen Umgebungstemperaturen ausgesetzt ist. In der Standardausführung bietet Alugal eine ausgezeichnete Korrosionsbeständigkeit und hält Temperaturen von bis zu 700 Grad Celsius stand. Es wird oft in Kfz-Auspuffanlagen, Öl- oder Gasbrennern sowie in elektrischen Haushaltsgeräten wie Kochern oder Warmwasserbereitern verwendet, wo eine hohe Hitzebeständigkeit gefordert ist. Für noch höhere Temperaturen bietet Galvalange Alugal ALT, ein Produkt, das Temperaturen von bis zu 800 Grad Celsius aushält.
Michael Lawton
Wirtschaftsjournalist in Köln
Fotos Galvalange