Die Relativität der Unvollkommenheit
Glauben Sie nicht, was die Leute über die Form unseres Planeten sagen, es stimmt nicht. Die Erde ist nicht rund. Jedenfalls nicht, wenn man mit „rund“ die perfekte Form eines sphärischen oder kugelförmigen Körpers meint.
Das Wort Sphäre stammt von dem griechischen Wort sphaira und bezeichnet einen dreidimensionalen Körper, bei dem jeder Punkt auf der Oberfläche gleich weit vom Mittelpunkt entfernt ist. Diese Beschreibung trifft keineswegs auf die Erde zu. Der Erdradius am Äquator weicht nämlich um etwa 21 Kilometer von dem am Nord- beziehungsweise Südpol ab. Die Erde sieht eher aus wie ein Ball, auf den jemand getreten ist.
Die Frage ist, gibt es irgendetwas, das die perfekte Form einer Kugel hat? Vielleicht nicht, aber einige Körper kommen ihr sehr nahe. Nehmen Sie zum Beispiel die Stahlkugel eines Kugellagers. Wenn man sie zwischen den Fingern dreht und gegen das Licht hält, würde man keine Unregelmäßigkeiten feststellen. Allerdings sieht die Erde auf den Fotos, die bei Raumflügen aufgenommen wurden, auch ziemlich rund aus.
Stellen Sie sich zum Vergleich vor, Sie könnten die 10 mm Stahlkugel, die Sie zwischen Ihren Fingern halten, auf die Größe der Erdkugel ausdehnen. Beim Messen des Radius an verschiedenen Punkten dieser Kugel würden Sie feststellen, dass die Abstände um maximal fünf Meter variieren. Bei einer Keramikkugel von vergleichbarer Größe läge die Abweichung sogar nur bei etwa einem halben Meter. Wie gesagt, bei der Erde beträgt der Unterschied 21 Kilometer. Damit kommt die Stahlkugel näher an die Perfektion eines sphärischen Körpers als die Erde. Sie ist also „runder“.
Wischen Sie nun Ihre Fingerabdrücke auf der Stahlkugel gründlich weg, denn auf einer Stahlkugel in Erdballgröße hätten sie eine Dicke von etwa 50 Metern.