Ein Koffer auf Reisen
Die Gepäckfördersysteme der meisten Flughäfen und Fluggesellschaften ähneln einander, sagt Ijvend Hansen, Leiter der Flughafentechnik in Kopenhagen. Sie bestehen aus drei Hauptelementen: einer Förderanlage, einer Sortieranlage und, dem Wichtigsten, einem Rechnerprogramm, das den Flugplan ihres Gepäckstücks mit dem weltweiten Datenbanksystem verknüpft.
Bei der heutigen, rationalisierten Gepäckbeförderung
kann ein Koffer um die halbe Welt reisen, ohne kaum je
von menschlicher Hand berührt zu werdenSobald Ihr Gepäck eingecheckt, gewogen und mit einem ,Baggage-Tag‘ versehen ist, läuft alles automatisch, bis es von Hand ins Flugzeug verladen wird, erklärt Anders Hjulman, Verkaufsrepräsentant des dänischen Unternehmens Jokan System A/S, das die Förderanlagen für das neue Terminal 3 des Kopenhagener Flughafens geliefert hat. Je seltener ein Gepäckstück umgeladen wird, desto sicherer erreicht es seinen Zielort ohne Probleme. Die Technik von heute macht das möglich.
Die Gepäckfördersysteme der meisten Flughäfen und Fluggesellschaften ähneln einander, sagt Ijvend Hansen, Leiter der Flughafentechnik in Kopenhagen. Sie bestehen aus drei Hauptelementen: einer Förderanlage, einer Sortieranlage und, dem Wichtigsten, einem Rechnerprogramm, das den Flugplan ihres Gepäckstücks mit dem weltweiten Datenbanksystem verknüpft.
Zum Röntgen
Beim Einchecken wird Ihr Koffer mit einem Etikett mit einem Strichcode und Ihrer Flugnummer versehen. Das Etikett vermittelt eine so genannte Baggage Source Message (BSM), erläutert Lars Peter Jæger, Leiter der Gepäckabfertigung des Kopenhagener Flughafens. Die BSM ist ein elektronisches Signal, das an die Sortieranlagen sämtlicher Flughäfen auf Ihrem Reiseweg geschickt wird. Auf einer Reise über Frankfurt nach New York erhalten also diese beiden Flughäfen eine Mitteilung der BSM-Datenbank, dass Ihr Gepäck unterwegs ist. Wenn es dann ankommt, ,wissen‘ die dortigen Gepäckabfertigungssysteme bereits, was zu tun ist, fährt Jæger fort.
Nach dem Einchecken transportieren Förderbänder Ihren Koffer durch eine Reihe von Betontunneln. Nur ein leises Summen ist zu hören, wenn die Förderbänder die Gepäckstücke im Schritttempo eines nach dem anderen durch eine Röntgenanlage schleusen, die nach gefährlichen Gegenständen sucht. Als nächstes läuft Ihr Koffer an einer am Förderband angebrachten Reihe von Scannern vorbei, die seinen Strichcode erfassen. Die Identität Ihres Gepäcks wird über die BSM-Datenbank an die Sortieranlage geschickt. Wenn das Gepäck am Ende der Förderanlage ankommt und auf der entsprechenden Kippschale des Sortierers platziert wird, kennt das System den Zielort des Gepäcks.
Die etwas mehr als 400 Meter umfassende Sortieranlage ist schlaufenförmig angelegt. Eine Kippschale braucht viereinhalb Minuten, um die gesamte Strecke der Schlaufe zurückzulegen, erklärt Jæger. Die Kippschale ist flach und beidseitig kippbar. Erreicht die umlaufende Kippschale die Zielbox, gleitet das Gepäckstück über eine Rutsche in den Gepäckcontainer des jeweiligen Fluges. Auf anderen Flugplätzen kann es passieren, dass der Gepäckcontainer Ihres Fluges am Ende der Reihe steht, was bedeutet, dass Ihr Koffer erst die gesamte Schlaufe des Sortierers zurücklegen muss, bevor er zum richtigen Container gelangt. Der von Crispland in Dänemark gebaute Sortierer des Kopenhagener Flugplatzes besteht jedoch aus zwei übereinander angeordneten konzentrischen Schlaufen, wobei sich die eine nach rechts und die andere nach links bewegt. Wenn Ihr Koffer also auf die linke Seite der Anlage gelangen soll, platziert das Förderband ihn auf die Kippschale der nach rechts laufenden Sortierer-Schlaufe. Auf diese Weise wird viel wertvolle Zeit eingespart. Und auf einem Flugplatz ist Zeit wirklich Geld, meint der Leiter der Flughafentechnik, Hansen.
Von der Rutsche des Gepäckcontainers werden alle Gepäckstücke manuell auf einen Gepäckwagen geschichtet. Anschließend fährt ein Mitarbeiter der Gepäckabfertigung den Wagen aus der Sortierhalle über das Rollfeld zum Flugzeug.
Im Flugzeug
Am Flugzeug angekommen, erklärt Jæger, wird Ihr Koffer nicht irgendwie an Bord verstaut, sondern danach platziert, ob der nächste Flughafen Ihr Zielort ist oder nicht. Ankommendes Umsteigergepäck wird am Kopenhagener Flughafen zu einer Förderanlage gefahren und dann durch einen Strichcode-Scanner geschleust, der die BSM feststellt. Die Förderanlage bringt das Gepäck dann zu einem Sortierer, der es zum jeweiligen Anschlussflug leitet. Das Ankunftsgepäck gelangt, ebenfalls über eine Förderanlage, direkt in den Rundlauf der Gepäckausgabe und wird dort von den Passagieren entgegengenommen.
Drei von vier Gepäckstücken passieren das Gepäckumschlagsystem des Kopenhagener Flughafens ohne Probleme, so Jæger. Nicht jedes Gepäckstück hat eine BSM – kleinere Airlines und einige Fluggesellschaften aus Nordamerika und Ostasien haben sich dem System nicht angeschlossen. Manchmal können auch die Scanner den Strichcode nicht lesen, weil das Etikett beschädigt ist. Gelegentlich kommt es vor, dass Ankunftsgepäck aus Versehen als Umsteigergepäck behandelt und zur Sortieranlage transportiert wird.
In solchen Fällen lässt die Sortieranlage die Gepäckstücke auf Förderbänder fallen, die sie zu einer von vier so genannten Working Encoding Units bringen. Hier wird die Flugnummer vom Strichcode-Tag des Gepäckstücks abgelesen und in einen Rechner eingegeben, der dem Sortierer mitteilt, wo das Gepäckstück abgelegt werden soll. Anschließend wird der Strichcode-Tag erneut codiert und der Koffer wieder einer Kippschale zugeführt.
Manchmal treten auch andere Probleme auf. Das BSM-System kann ausfallen, was bedeutet, dass jedes Gepäckstück von Hand codiert werden muss, wie früher, als die neue Gepäckabfertigungshalle noch nicht gebaut war. Die Probleme entstehen hauptsächlich durch die Software und die Ursachen sind oft schwer herauszufinden, fährt Jæger fort und fügt noch hinzu, dass derartige Schwierigkeiten anfangs relativ oft vorkamen, heute aber selten sind. Koffer können unter Umständen auch irgendwo im System stecken bleiben und müssen dann von Hand befreit werden.
So etwas passiert, wenn sich Handgriffe oder Gurte an den Kippschalen der Sortierer verfangen. Rucksäcke mit vielen Gurten sind am schlimmsten. Am besten wäre es, wenn Alle dieselbe Art von Koffern benutzen würden, meint Jæger abschließend und lächelt.
Jack Jackson
freier Journalist in Dänemark
Fotos Nils Bergendal