Ein Polo wird elektrisch

 

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Als Wolfgang Bauer in Moosburg bei München zu seinem feuerroten VW Polo zurückkehrte, fand er einen Strafzettel an der Windschutzscheibe.

Bei näherem Hinsehen stellte sich heraus, dass das Bußgeld nicht dem Falschparken galt, sondern dem Fehlen der Plakette als Nachweis der obligatorischen Abgasuntersuchung.

„Ich erklärte dem Polizisten, mein Polo stoße keine Abgase aus, weil er einen Elektromotor habe“, erinnert sich Bauer, „aber er glaubte mir erst, nachdem er einen Blick unter die Motorhaube geworfen hatte.“

Von außen sieht das Fahrzeug aus wie Tausende anderer benzin- und dieselgetriebener VW Polos, aber im Motorraum befindet sich ein 72-Volt-Dreiphasenmotor, der über zwölf
Nickel-Cadmium-Batterien mit Strom versorgt wird. Die Batterien sind unter den Vordersitzen des Wagens untergebracht. Die Reichweite des Fahrzeugs beträgt 80 Kilometer bei einer Höchstgeschwindigkeit von 90 Kilometern pro Stunde.

Bauer arbeitet im Moosburg-Werk der Jungheinrich Gruppe, die von SKF Lager und mechatronische Bauteile wie Sensorlager bezieht. Jungheinrich gehört zu den weltweit größten
Anbietern in den Bereichen Flurförderzeug-, Lager- und
Materialflusstechnik.

„Elektromotoren haben ihre Zuverlässigkeit in Jungheinrich-Transportgeräten unter Beweis gestellt. Deshalb dachte ich, man könnte auch einen Elektromotor in ein Auto einbauen“, meint Bauer. „Zunächst nahm ich einen 48-Volt-Motor und baute ihn in einen Trabant, Baujahr 1984, ein. Der Einbau eines stärkeren Elektromotors in den Polo dauerte nach der Erfahrung mit dem Trabant nur noch sechs Monate, und die Beantragung der Zulassung war dann reine Routine. Ich habe das Fahrzeug in den vergangenen neun Monaten 5.000 Kilometer gefahren ohne irgendwelche Probleme.“

Der Polo verbraucht nur 15 Kilowattstunden auf 100 Kilometer. Das entspricht einer Energiemenge von 1,5 Litern Benzin. „Ich lade die Batterien nachts über einen Netzanschluss zum günstigen Nachttarif auf“, erzählt Bauer. „Die umweltfreundlichen Solarzellen auf meinem Dach liefern tagsüber ungefähr die dafür erforderliche Strommenge. Mit anderen Worten: Ich benutze das Stromnetz als Zwischenspeicher. Ich könnte also 25.000 Kilometer pro Jahr mit Null Emissionen fahren.“

 

 

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