Ein Wartungsvertrag mit Zukunft
Ein langfristiger Wartungsvertrag zwischen einem südafrikanischen und einem deutschen Unternehmen zeigt, daß Outsourcing keine geographischen Grenzen kenntEs ist ein Zeichen von besonderem Vertrauen, wenn ein großes Unternehmen bereit ist, einen wesentlichen Teil seines Produktionsprozesses aus den Händen zu geben. Genau das hat der südafrikanische Chemiegigant Sasol getan, als er mit Babcock Kraftwerkstechnik GmbH einen zehnjährigen Vertrag zur Wartung seiner Kohlemühlen unterzeichnete. Wenn Babcock es nicht schaffen würde, die 68 Kohlemühlen, die Kohlenstaub für die 17 Kessel produzieren, in Gang zu halten, wäre Sasols Produktion aufgrund von mangelndem Dampf für die verschiedenen Herstellungsprozesse gefährdet.
Ein langfristiger Wartungsvertrag zwischen einem südafrikanischen und einem deutschen Unternehmen zeigt, daß Outsourcing keine geographischen Grenzen kenntEs ist ein Zeichen von besonderem Vertrauen, wenn ein großes Unternehmen bereit ist, einen wesentlichen Teil seines Produktionsprozesses aus den Händen zu geben. Genau das hat der südafrikanische Chemiegigant Sasol getan, als er mit Babcock Kraftwerkstechnik GmbH einen zehnjährigen Vertrag zur Wartung seiner Kohlemühlen unterzeichnete. Wenn Babcock es nicht schaffen würde, die 68 Kohlemühlen, die Kohlenstaub für die 17 Kessel produzieren, in Gang zu halten, wäre Sasols Produktion aufgrund von mangelndem Dampf für die verschiedenen Herstellungsprozesse gefährdet.
Aber dieses Vertrauen kommt nicht von ungefähr. Sasol ist von Babcocks Kraftwerkstechnologie überzeugt, denn Babcock baute Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre 16 der 17 Dampferzeuger von Sasol. Danach war Babcock im Zuge einer veränderten Betriebspolitik bei Sasol zeitweilig nur mit der Wartung der Kessel betraut, wurde dann aber in den letzten Jahren zunehmend in den gesamten Prozeß eingebunden, der die Betriebssicherheit der Kesselanlage gewährleistet. Sasol hat jetzt entschieden, daß die Wartung der Kohlemühlen nicht zur Kerntätigkeit des Unternehmens gehört und daß es besser sei, diese Aufgabe an ein Unternehmen zu geben, das sich hauptsächlich auf diesem Gebiet betätigt.
Die Deutsche Babcock ist eines der führenden technischen Unternehmen der Welt. Es wurde ursprünglich in den USA im Jahre 1867 von George Herman Babcock und Stephen Wilcox gegründet. Die deutsche Niederlassung baute ihren ersten Kessel vor 100 Jahren, nämlich 1898. 1975 wurde die Deutsche Babcock ein eigenständiges Unternehmen. Heute verzeichnet der Konzern einen Jahresumsatz von über 9 Milliarden Mark bei weltweit 28.000 Beschäftigten.
Babcock Kraftwerkstechnik ist in Oberhausen im Ruhrgebiet ansässig, wo sich auch die Hauptverwaltung der Deutschen Babcock befindet. Das Unternehmen hat sich innerhalb des Babcock-Konzerns auf Bau, Modernisierung und Wartung von Kraftwerken spezialisiert. Die 5.400 Beschäftigten des Unternehmens verteilen sich auf Fabriken und Serviceeinrichtungen in der ganzen Welt, weswegen man in der Lage ist, in ganz Europa, Asien und Afrika einen kompletten Service anzubieten. Babcocks Tochtergesellschaft DB Riley deckt den nordamerikanischen Markt ab.
Sasol Synthetic Fuels (Pty) Ltd ist eine von sechs großen Tochtergesellschaften der Sasol Group. Sasol hat ihren Sitz etwa 150 Kilometer östlich von Johannesburg in Secunda in der Provinz Mpumalanga. Aus Kohle erzeugt das Unternehmen hochwertige synthetische Kraftstoffe wie Benzin, Diesel, Kerosin, Gas und Heizöle. Das Unternehmen deckt zur Zeit mit seiner Produktion 41 Prozent des südafrikanischen Bedarfs an Flüssigtreibstoffen und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Wirtschaft des Landes. Abgesehen von den Importeinsparungen erzielte Sasol 1997 Devisenerlöse von über 12 Milliarden Rand (3,6 Milliarden Mark).
Jede Menge Dampf
Auf dem riesigen Werksgelände befinden sich 17 kohlegeheizte Kessel, die den Dampf für die Herstellung von Treibstoffen und anderen chemischen Produkten liefern. Jeder dieser Kessel erzeugt 540 Tonnen Dampf pro Stunde und wird von vier Kohlemühlen gespeist, die die Kohle zur Feuerung der Dampferzeuger pulverisieren. Für die 17 Kessel bedeutet das ein Verbrauch von 11,2 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr, die in insgesamt 68 Kohlemühlen gemahlen werden. Der neue Wartungsvertrag umfaßt Wartung und Ersatzteillieferung für die Kohlemühlen sowie die dazugehörigen Bunker, Aufgabevorrichtungen und Verteiler.
Bevor der Vertrag Anfang 1996 anlief, wurden die Wartungsarbeiten im Secunda-Werk auf die übliche Weise durchgeführt: Man setzte sich mit einer Reparaturwerkstatt in Verbindung, wenn eine Reparatur, eine bestimmte Wartungsmaßnahme oder eine planmäßige Inspektion beziehungsweise die Überholung einer Anlage fällig war. Manchmal wurde auch ein ein oder zweijähriger Wartungsvertrag angeboten. „Das Ungewöhnliche an diesem Vertrag besteht darin, daß er über zehn Jahre läuft und daß er sämtliche Arten von Wartungs- und Servicemaßnahmen umfaßt“, erklärt der Produktleiter von Babcock, Gregor Thomassen. Er führte auch die Vertragsverhandlungen. Durch den Vertrag ist Babcock eng mit dem Erfolg oder Mißerfolg der gesamten Maschinerie verknüpft. Das Unternehmen wird nach dem Ergebnis bezahlt: Wenn die Kohlemühlen laufen, verdient Babcock gut daran. Funktionieren die Mühlen jedoch nicht optimal oder kommt es zu einem erhöhten Schadstoffausstoß, droht Babcock eine Konventionalstrafe. Wenn Babcock eine Lösung präsentiert, die zu einer Kostensenkung führt, bekommt das Unternehmen einen Teil der Einsparungen. Es ist eine völlig neue Vertragsform, die bereits von den südafrikanischen Kesselanlagenbetreibern mit der Auszeichnung „Best Practice“ gekürt worden ist.
Wie Babcocks Projektingenieur Harald Rudolf sagt, arbeitet das Unternehmen derzeit daran, die Effizienz des Austauschprogramms zu verbessern. Die Mahlwalzenmäntel werden bei der nächsten Erneuerung durch eine neue Konstruktion ersetzt, die sich leichter anbringen und kostengünstiger, das heißt mit weniger Ausschuß des teuren Gußmaterials, herstellen läßt. „Eine derartige Produktveränderung ist nur bei einem langfristigen Vertrag sinnvoll, wo sich die Investitionen rechtfertigen lassen“, meint Rudolf.
Herstellung vor Ort
Teil des Abkommens ist, daß die Herstellung von Ersatzteilen weitestgehend in Südafrika zu erfolgen hat. Rund 130 Beschäftigte arbeiten im Secunda-Werk direkt für Babcock Kraftwerkstechnik. Viele von ihnen wurden früher direkt von Sasol beschäftigt. Danie Krüger, Babcocks Manager vor Ort, und Louis Fourie, technischer Leiter bei Sasol, symbolisieren die Art der Zusammenarbeit. Krüger war von Anfang an in die Verhandlungen involviert, während Fourie die Unternehmensleitung von Sasol vertrat. Alles, was nicht in Südafrika hergestellt werden kann, wird von den Babcock-Fabriken in den verschiedenen Teilen der Welt geliefert.
Für Sasol liegen die Vorzüge des Outsourcing für die Wartung der Kohlemühlen klar auf der Hand. Für Babcock Kraftwerkstechnik bietet der Vertrag eine neue Perspektive in einer Zeit, wo Verträge für den Bau von neuen Kraftwerken nur schwer zu bekommen sind. Die Industrieländer haben bei der Energieerzeugung eine Überkapazität, und der Weltmarkt stagniert trotz neuer Kraftwerksprojekte in Ländern wie China und Indien. Deshalb ist es für Babcock und ähnliche Unternehmen um so wichtiger, daß sie ihre Zukunft durch langfristige Wartungsverträge sichern. Babcock ist in der Lage, ein umfassendes Servicepaket anzubieten. Dazu gehören auch Wartung und Reparatur von Anlagen, die von anderen Herstellern geliefert wurden (wie es bei einem der Kessel im Secunda-Werk der Fall ist). Thomassen hofft, daß der Sasol-Vertrag ein Modell für zukünftige Abkommen sein wird und daß sich Sasol vielleicht sogar dazu entschließt, die gesamte Kesselanlage den Fachleuten aus Oberhausen anzuvertrauen.
Michael Lawton
Wirtschaftsjournalist in Köln
Foto Babcock Kraftwerkstechnik