Eine Frage der Planung

    Wie wichtig ist die Logistik für Ferraris Erfolg?

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Eine reibungslos funktionierende Logistik ist ein wesentlicher Bestandteil von Ferraris Formel-1-Konzept.Wenn Michael Schumacher die schwarz-weiß karierte Flagge für Ferrari holt,
sind alle Augen auf ihn und seinen roten Flitzer gerichtet. Beiden gebührt Ruhm
und Ehre, aber der Rennsieg wäre vermutlich ohne die Vorbereitungen im
Hintergrund und eine gute logistische Organisation gar nicht zustande gekommen.
Fehler in diesem Bereich übertragen sich sehr schnell auf die Rennbahn.

    Der Mann, auf dessen Schultern die enorme Aufgabe der
logistischen Organisation für Ferraris Rennteam ruht, ist Stefano Domenicali. Er
sprach mit Evolution und beschrieb die faszinierenden Einzelheiten im
Zusammenhang mit den Vorbereitungen für einen Grand Prix.

Domenicali wirkt im Verborgenen. Erst wenn irgendetwas schief läuft, steht er im
Rampenlicht.

    Wie wichtig ist die Logistik für Ferraris Erfolg?

    Jeder Teil unserer Arbeit bei Ferrari ist wichtig, aber die
Logistik ist natürlich von entscheidender Bedeutung. Wenn wir mit den
Vorbereitungen des Fahrzeugs zu spät anfangen, wenn ein Ersatzteil nicht
rechtzeitig ankommt, wenn eine Komponente nicht ausreichend kontrolliert und
getestet wurde und deshalb nicht funktioniert, dann haben wir ein Problem, ein
sehr großes Problem.

    Wie viele Leute reisen mit dem Ferrari-Team zu einem Grand
Prix?

    Von Ferrari sind etwa 80 Leute bei jedem Rennen dabei. Dann
sind da noch rund 20 Vertreter der verschiedenen Sponsoren, also insgesamt etwa
100 Personen.

    Wie transportieren Sie die Ausrüstung von Maranello zu
einem Grand Prix?

    Wenn der Grand Prix in Europa stattfindet, per LKW. Für jeden
Grand Prix benötigen wir vier LKWs. Bei größeren Entfernungen chartern wir
Flugzeuge. Für europäische Rennen stehen uns außerdem drei Wohnmobile und drei
Versorgungsfahrzeuge zur Verfügung.

    Welche Ausrüstung nehmen Sie zu jedem Rennen mit?

    Zunächst einmal haben wir drei Autos und ein Ersatzchassis
dabei, außerdem sechs Getriebe und zwischen 13 und 15 Motoren, wobei drei davon
in den Fahrzeugen eingebaut sind.

    Und was ist mit Rädern und Reifen?

    Das ist durch die FIA reglementiert – nicht mehr als zehn
Reifensätze pro Wochenende. Jedes Auto hat also zehn Sätze Trockenreifen und
sieben Sätze Regenreifen, insgesamt 34 Reifensätze. Hinzu kommen noch 14 Sätze
Räder.

    Rechnersysteme spielen in Ihrem Geschäft eine wichtige
Rolle. Wie sind Sie da ausgestattet?

    Bei den Rechnersystemen unterscheiden wir zwischen drei
Hauptbereichen. Zum einen die telemetrischen Systeme, die ständig die Wagendaten
kontrollieren und überwachen. Diese Systeme ermöglichen es den Technikern, bei
Bedarf Einstellungen zu ändern. Zum zweiten normale PCs, an die alle
angeschlossen sind. Auf diese Weise kann jeder die Daten analysieren und mit den
Kollegen kommunizieren. Und schließlich das für uns so wichtige System, das uns
mit Maranello verbindet. Während eines Rennens checken wir kontinuierlich die
Daten mit unseren Leuten dort. Die Übertragung erfolgt über Satellit.  Das
bedeutet, dass wir vor jedem Rennen bei einer Telefongesellschaft Platz
reservieren lassen müssen.

    Das ist sicher teuer.

    Ja, sehr teuer, aber notwendig.

    Wie organisieren Sie das Personal?

    Jedem Rennwagen wird ein Team zugewiesen. Das Team
besteht aus drei Renningenieuren, sieben Mechanikern und zwei Technikern. Das
Ganze dann multipliziert mit drei.

    Wie viele Tage vor dem Rennen schicken Sie die Ausrüstung
auf den Weg?

    Im Allgemeinen eine Woche vor dem Renntag, der immer auf
einen Sonntag fällt. Etwa 24 Stunden vor den Übungsrennen, die Freitags
beginnen, wollen wir für einen Einsatz rund um die Uhr bereit sein. Die Leute
kommen Donnerstags an, damit sie sich entsprechend einrichten können.

    Wie sieht die Computerausstattung in der Box aus?

    Wir haben in der Box 24 Bildschirme und drei bis fünf
PCs. An den Bildschirmen können wir dann die gesamte Situation überwachen. Wir
stehen in direkter Verbindung mit der Rennleitung und tauschen ständig
Informationen über die neusten Entwicklungen im Rennen aus.

    Wie organisieren Sie die Teams für einen Boxenstopp?

    Sobald der Wagen hereinkommt, sammeln sich 20 bis 22
Leute um das Fahrzeug, das vier Meter lang und 1,8 Meter breit ist. Das Ganze
muss also gut organisiert sein. Deshalb üben wir die Situation immer wieder, bis
alles richtig klappt. So sind zum Beispiel für den Wechsel eines Reifens drei
Leute abgestellt, die das innerhalb von drei Sekunden schaffen.

    Was ist für Sie das Interessanteste an Ihrer Arbeit für
die Formel 1?

    Nun, in erster Linie die Rennen. Ein Rennen ist ungeheuer
spannend. Aber ich muss sagen, wenn ein Grand Prix ohne Pannen abläuft, wenn ich
sehe, dass Organisation und Logistik reibungslos funktioniert haben, ist auch
das für mich eine große Befriedigung. Es ist schon ein phantastischer Job.

 

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