Ernest Moniz – Effizienz ist der Schlüssel
Gibt es eine Lösung für den Konflikt zwischen dem wachsenden Energiebedarf in der Welt und der Notwendigkeit, den Kohlendioxidausstoß zu senken? Ernest Moniz, Leiter der „Energy Initiative“ des Massachusetts Institute of Technology, meint ja, die gibt es: Energieeffizienz ist der Schlüssel
Ernest Moniz, Energieexperte am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA, gehört zu den Wissenschaftlern, die stets das Gesamtbild sehen, und das ist wenig ermutigend.
Wie soll die Welt Milliarden von weiteren Menschen mit Energie versorgen, den zunehmenden Strombedarf in China und anderen Schwellenländern decken und gleichzeitig einen dramatischen Anstieg der Kohlendioxid-Emissionen verhindern? Moniz, der von 1997 bis 2001 unter Bill Clinton als Unterstaatssekretär für Energiefragen tätig war, ist Realist. Er glaubt, man werde gezwungen sein, alle Energieressourcen dieser Erde auf intelligente Weise miteinander zu kombinieren und damit effizienter zu nutzen.
Moniz kam 1973 zum MIT in Cambridge, Massachusetts. Sein Fachgebiet war theoretische Kernphysik. Im Laufe der Jahre verlegte er seinen Schwerpunkt auf Energiepolitik und Energietechnik. Heute ist er Leiter des Energie- und Umweltlabors von MIT sowie Leiter der „Energy Initiative“. Effizienz erfüllt die drei Anforderungen, die an alle Energielösungen gestellt werden, meint er: Befriedigung berechtigter Entwicklungsbedürfnisse, Wahrung nationaler Sicherheitsinteressen und – für Moniz besonders wichtig – Schutz der Umwelt.
Was die Industrie betrifft, sollten laut Moniz Unternehmen damit beginnen, ihre Gebäude und Prozesse energieeffizienter zu gestalten. Die Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden ist dabei der wichtigste Punkt. In den USA zum Beispiel stehen gewerbliche Gebäude und Wohnhäuser für 70 Prozent des gesamten Elektrizitätsbedarfs in diesem Land. Andere kommerzielle Bereiche, in denen viel Energie eingespart werden könnte, sind industrielle Prozesse, Recycling und Wiederverwertung.
Moniz sitzt in Beratungsgremien verschiedener Energie- und Sicherheitsunternehmen und unterstützt sie bei der Suche nach praktikablen Energielösungen. Darüber hinaus gilt sein Interesse der Staatspolitik.
Beim Thema ‚globale Energiezukunft’ denkt Moniz in Terawatt-Dimensionen. Ein Terawatt entspricht einer Billion Watt. Derzeit liegt der weltweite Stromverbrauch bei 14 Terawatt oder 14 Millionen Megawatt.
Was aber passiert, wenn die Weltbevölkerung – wie viele voraussagen – von heute 6,7 auf neun Milliarden Menschen ansteigt? Was geschieht, wenn sich der Lebensstandard in Indien und China europäischen Verhältnissen annähert und sich der Energieverbrauch in der Welt verdoppelt? Allein die Vorstellung ist schon schwindelerregend.
Moniz war 2003 einer der führenden Verfasser des MIT-Berichts „The Future of Nuclear Power“, der sich mit den realistischen Möglichkeiten eines Ausbaus der Kernenergie in den USA befasst. Seitdem gilt er als Befürworter der Kernkraft, weil sie kein Kohlendioxid in die Atmosphäre abgibt. Moniz sträubt sich jedoch gegen die Behauptung, er sei ein Förderer der nuklearen Option. Er meint, er schließe keine uns verfügbare potenzielle Energiequelle aus, und fügt hinzu: „Ich mache mich dabei für keine Option besonders stark.“
Im Übrigen könne Kernkraft allein den Energiebedarf der Welt ohnehin nicht decken, sagt er. Die weltweite Kernkraftkapazität liege zurzeit bei einem Drittel eines Terawatts – ein bescheidener Umfang angesichts der benötigten 14 Terawatt. Selbst bei einer Renaissance der Kernkraft könne die maximale Energieproduktion bis 2050 nie mehr als ein Terawatt erreichen.
Kohle könne dagegen eine größere Bedeutung erlangen, glaubt Moniz. Sie ist billig und im Übermaß vorhanden. Die USA, China und Indien verfügen über gigantische Kohlevorkommen. China erhöhte allein in einem Jahr seine kohlebasierte Energieproduktion um ein Zehntel Terawatt. Im vergangenen Frühjahr veröffentlichte MIT in seiner Energiereihe einen zweiten Bericht mit dem Titel „The Future of Coal“, in dem sich Moniz und seine Mitverfasser für die Nutzung der Kohlendioxid-Abscheidung und -Speicherung aussprechen, um eine Beschleunigung der Erderwärmung durch die Verbrennung von Kohle zu verhindern. „Wir müssen einen entscheidenden Einfluss auf das Thema Kohleenergie gewinnen“, kommentiert Moniz.
Die nächste Veröffentlichung von MIT zum Thema Energie soll ein Bericht über Sonnenenergie sein, eine Energiequelle, der Moniz ein enormes langfristiges Potenzial zuschreibt, weil die Sonne ständig Hunderte von Terawatt auf die Erde strahlt. Wir sind allerdings zurzeit noch nicht in der Lage, diese Energie auf effiziente und kostengünstige Weise aufzufangen und zu speichern. Hier wartet die Welt noch auf einen technologischen Durchbruch.
Moniz ist fest davon überzeugt, die Technik werde in der Lage sein, die Energieprobleme in der Welt zu lösen. Weniger optimistisch ist er jedoch, wenn es darum geht, ob die Menschen der Aufforderung der Politiker folgen und ihr Energiekonsumverhalten ändern werden. Er sieht die Zukunft zwar nicht schwarz, meint aber, die Menschen werden einige „beträchtliche Anpassungen“ in Kauf nehmen müssen, um der Erderwärmung entgegenzuwirken, insbesondere da sich die Verhältnisse im Agrar- und Wassersektor zunehmend verschieben. Die größte Last, fürchtet Moniz, werden die armen Völker zu tragen haben, weil ihre Ressourcen für solche Anpassungen äußerst begrenzt sind.
Bei seiner täglichen Arbeit am MIT ist Moniz immer wieder von der Triebkraft seiner Studenten zur Lösung der Energieprobleme auf der Erde beeindruckt. Der MIT Energy Club mit über 700 Mitgliedern sponsert eine Vielzahl von Vorträgen und Aktivitäten zum Thema Energieeffizienz. Wie ein stolzer Vater zeigt Moniz ein Foto von einer Gruppe Ingenieurstudenten beim Bau eines supereffizienten Autos. Ihr Slogan lautet: „Wir sind diejenigen, auf die wir alle gewartet haben.“
SKF und MIT
Wie viel Geld können sie durch Verbesserung der Energieeffizienz über die gesamte Lebensdauer ihrer Anlagen einsparen? SKF hat in Zusammenarbeit mit dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA Modelle entwickelt, mit denen sich Energieeinsparungen in technischen Anlagen quantifizieren lassen.
Zur Berechnung von potenziellen Energieeinsparungen bietet SKF nun ihren Kunden im Rahmen der Kundenbedarfsanalyse ein Instrument für Energie und Nachhaltigkeit (Client Needs Analysis – Energy and Sustainability). Damit lassen sich die Energieeinsparungen eines kompletten Produktionsprozesses oder einer speziellen Applikation einschätzen. Verbesserungsmaßnahmen könnten darin bestehen, Lager mit geringer Reibung zu installieren, die Wellenschiefstellungen verhindern und die Wartung erleichtern. Bei einem Kunden identifizierte SKF ein Dutzend finanziell interessanter Verbesserungsbereiche, die zu Energieeinsparungen im Wert von umgerechnet rund 65.000 Euro führen könnten.