Flexible Möbel helfen Behinderten
Für Rollstuhlfahrer kann die Küchenarbeit zum Problem werden. Fleksibo in Norwegen hat die LösungIn einer Fleksibo-Küche zu kochen oder sich an einem Fleksibo-Waschtisch zu waschen, ist für einen Rollstuhlfahrer ein Geschenk des Himmels. Die Einrichtungen von Fleksibo sehen aus wie ganz normale Küchen- und Badezimmermöbel. Sind sie aber nicht.
Für Rollstuhlfahrer kann die Küchenarbeit zum Problem werden. Fleksibo in Norwegen hat die LösungIn einer Fleksibo-Küche zu kochen oder sich an einem Fleksibo-Waschtisch zu waschen, ist für einen Rollstuhlfahrer ein Geschenk des Himmels. Die Einrichtungen von Fleksibo sehen aus wie ganz normale Küchen- und Badezimmermöbel. Sind sie aber nicht.
Das kleine Familienunternehmen Fleksibo in der norwegischen Stadt Balestrand stellt seit 1972 Küchen- und Badezimmermöbel (Küchenschränke, Spülen und Schubladen sowie Waschtische für Badezimmer) ausschließlich für den norwegischen Markt her. Die auf Hubzylinder- statt Hydrauliksystemen basierenden Möbel für Behinderte sind clever konstruiert und ergonomisch durchdacht, haben aber bisher den Sprung auf den Weltmarkt noch nicht geschafft. Der Bedarf ist vorhanden, und das Unternehmen arbeitet daran.
In Fleksibos Ausstellungsraum in Bergen sind jede Menge verlockende Modelle ausgestellt, so etwa die Providence-Serie, eine moderne helle Kücheneinrichtung in L-Form aus Eschenholz mit Edelstahlgriffen, Vitrinenschränken und einer freistehenden Kochinsel. Auch das Warwick-Modell im Landhausstil aus Kiefernholz kombiniert mit Fliesen ist nicht zu verachten.
Alle im Ausstellungsraum gezeigten Küchenmodelle lassen sich so modifizieren, dass sie für Rollstuhlfahrer geeignet sind. Mit anderen Worten können sämtliche Oberschränke und Arbeitsflächen sowie Kochfeld und Spüle durch Knopfdruck höhenverstellt und auf diese Weise an die Bedürfnisse eines Rollstuhlfahrers angepasst werden. Weitere behindertengerechte Leistungsmerkmale sind: leicht herausziehbare Zwischenböden in den Schränken und sämtliche Anschlussrohre aus flexiblem Gummi statt aus PVC, so dass sich die Einrichtungselemente bewegen lassen. Alles ist in Reichweite.
„Fleksibo stellt hochwertige Möbel für Behinderte her, die aber auch für den Rest der Familie anwendbar sind“, meint Brian Johnston vom Technischen Hilfszentrum in Bergen, das von der norwegischen Regierung unterstützt wird. Behinderte erhalten in Norwegen staatliche Unterstützung, um ihr Heim entsprechend umzurüsten. Was Fleksibo betrifft, zahlt der Kunde für die eigentliche Küchen- oder Badezimmereinrichtung, während der Staat die Kosten für die behindertengerechte Anpassung übernimmt.
Komplettes System
Fleksibos Waschtisch besteht nicht aus einer Waschbeckenkonstruktion und einer Schrankkonstruktion, so Johnston. Es ist ein komplettes wandmontiertes System mit schlankem Design und reichlich Beinraum. Auch die gewöhnlich in L-Form angelegten behindertengerechten Küchen von Fleksibo bieten unter der Spüle und dem Kochfeld viel Platz für die Beine.
„Ich sitze bereits mein ganzes Leben im Rollstuhl“, erzählt Trond Langeland, 34 Jahre alt und begeisterter Vater von zwei Kindern. Er kaufte kürzlich eine Fleksibo-Küche und einen Waschtisch für das Badezimmer. „Ich habe mich nie mit dem Kochen befasst – bis jetzt. Fleksibo habe ich hauptsächlich gewählt, weil ich dadurch unabhängiger werde und weil die Einrichtung für den Rest der Familie wie eine ganz normale Küche aussieht und funktioniert. Man hat nicht das Gefühl, in einem Behindertenheim zu sein. Wirklich eine super Küche!“
In der Tat finden in einer Fleksibo-Küche alle Hebe- und Senkvorgänge im Verborgenen statt, sorgfältig versteckt in Schaltkästen hinter den Schränken mit Töpfen, Pfannen, Tellern oder Vorräten. Auf Befehl fährt der Oberschrank bis auf die Arbeitsplatte herunter, sofern kein Hindernis wie etwa eine Teekanne im Wege ist. In dem Fall bringt das in den Schrank eingebaute Bremssystem den Senkvorgang automatisch zum Stoppen. Schränke oberhalb von Spülen haben eine spezielle Ausnehmung, damit beim Herunterfahren Platz für die Armatur mit dem extra langen Griff vorhanden ist. Das ganze System arbeitet zudem sehr leise.
„Unsere Philosophie ist, dass die Technik nirgendwo sichtbar sein soll“, sagt Svein Endre Grönlund, Fleksibos Eigentümer und Gründer, der in seiner Fabrik in Balestrand sowie im Ausstellungsraum in Bergen insgesamt zwölf Mitarbeiter beschäftigt. Die Küche sollte so normal wie möglich und sehr flexibel sein, damit auch Leute ohne Behinderung darin arbeiten können.
Als Nischenunternehmen auf einem Nischenmarkt ist Fleksibo daran interessiert, seine guten Ideen zu exportieren. „Wir bemühen uns, einen Generalvertreter zu finden, der die Exporttätigkeit für uns übernehmen kann“, sagt Grönlund.
Fleksibos Geschäfte florieren. Im vergangenen Jahr verkaufte das Unternehmen rund 100 Küchen in Norwegen, von denen 30 behindertengerecht angepasst waren. Der Umsatz lag bei etwa 13 Millionen Norwegischen Kronen (1,6 Millionen Euro).
von Alexander Farnsworth
Journalist in Stockholm
Fotos Tor Erik H. Mathiesen