Forsttechnik vom Feinsten

Die Präzisionstechnik hat nun auch in der Forstbranche Einzug gehalten. Der neueste Harvester des amerikanisch-skandinavischen Forstmaschinenherstellers Timberjack wertet Daten von ersten Messungen aus, um festzulegen, wie Bäume in einem bestimmten Bestand gefällt werden sollenUm einen Baum zu fällen, bedarf es mehr als nur einer Säge. Für den weltgrößten Hersteller von Forstfahrzeugen, Timberjack, ist das Fällen eines Baums ein Hightech-Vorgang, an dem die neusten Entwicklungen im IT-, Mechanik-, Hydraulik-, Elektronik-, Industriedesign- und Logistiksektor beteiligt sind.

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Die Präzisionstechnik hat nun auch in der Forstbranche Einzug gehalten. Der neueste Harvester des amerikanisch-skandinavischen Forstmaschinenherstellers Timberjack wertet Daten von ersten Messungen aus, um festzulegen, wie Bäume in einem bestimmten Bestand gefällt werden sollenUm einen Baum zu fällen, bedarf es mehr als nur einer Säge. Für den weltgrößten Hersteller von Forstfahrzeugen, Timberjack, ist das Fällen eines Baums ein Hightech-Vorgang, an dem die neusten Entwicklungen im IT-, Mechanik-, Hydraulik-, Elektronik-, Industriedesign- und Logistiksektor beteiligt sind.

Timberjack hält einen Anteil von 29 Prozent an dem vier Milliarden US-Dollar (9,2 Milliarden Mark oder 4,7 Milliarden Euro) umfassenden Weltmarkt für Forstmaschinen. Seine Fäller-Sammler-Maschinen, Rückschlepper, Verlader, Harvester und Transporter sind in über 80 Ländern im Einsatz. Das Unternehmen hat 1.900 Beschäftigte und betreibt Produktionsstätten in Finnland, Schweden, Kanada und den USA. Timberjack ist überall in der Welt als Spezialist für Forstfahrzeuge bekannt und führt die Entwicklung von innovativer Holzerntetechnik an.

Timberjack hat Forschungs- und Entwicklungszentren in Tampere (Finnland), Birmingham (Alabama) und Woodstock (Ontario) und investiert enorme Summen in technische Neuerungen. So wurde beispielsweise ein Forstfahrzeug entwickelt, das sich wie ein Insekt fortbewegt. Auf sechs Gelenkbeinen kriecht das Fahrzeug durch den Wald und schont so den Waldboden. Es wird allerdings einige Zeit dauern, bis der Prototyp in den Handel kommt, weil die Produktionskosten derzeit noch zu hoch sind.

Timberjacks gesamtes Produktangebot in den Geschäftsbereichen Harvesting, Transport, Verladen und Zusatzgeräte deckt etwa 75 Prozent der Weltnachfrage nach motorisierten Forstmaschinen. Zum Sortiment gehört auch Zubehörausrüstung wie Tieflader für die Sattelschlepper zur Holzabfuhr.

Abgesehen von der manuellen Holzernte mit Eseln oder anderen Zugtieren, die Schätzungen zufolge immer noch 40 Prozent der globalen Forstindustrie ausmacht, gibt es weltweit zwei grundsätzliche Methoden des Holzeinschlags: die Kurzholz- und die Langholzmethode. Timberjack baut Forstmaschinen für beide Verfahren.

Bei der Kurzholzmethode, die hauptsächlich in Europa Anwendung findet, werden weitgehend automatisierte Harvester und Transporter eingesetzt. Für die in Nordamerika und Südostasien bevorzugte Langholzmethode sind Rückschlepper und Fäller-Sammler-Maschinen geeignet.

Die Forstmaschinen für die Kurzholzmethode werden besonders für ihre Effizienz und die forstwirtschaftliche Nutzenoptimierung gerühmt. Die Ein-Griff-Harvester mit ihrem hochentwickelten Aggregat, das einen Baum fällen, einschneiden, entasten, messen und sogar farblich markieren kann, sind integrierter Bestandteil des Informationsnetzes zwischen Waldeigentümer, Forstunternehmen und Sägewerk beziehungweise Papierfabrik.

Das mit Messvorrichtungen zur Erfassung von Durchmesser und Länge der Stämme ausgestattete Aggregat des Ein-Griff-Harvesters ist sowohl der Kopf als auch das Arbeitspferd bei der Holzernte. Es muss überdies so robust ausgelegt sein, dass ihm extreme Hitze und Kälte, Staub, Schmutz, Schlamm, Sand und Wasser nichts anhaben können.

Die Langholzmethode verfolgt dasselbe Ziel wie die Kurzholzmethode, jedoch in separaten Schritten. In Nordamerika wird ein Baum von einer Fäller-Sammler-Maschine gefällt und von einem Rückschlepper an den Straßenrand gezogen. Dort wird er von verschiedenen Maschinen entastet, in Teile gesägt, markiert und für den Transport an die Papierfabrik oder das Sägewerk aufgestapelt. Anders als bei der Kurzholzmethode optimiert die Langholzmethode nicht die Nutzung des Baums an Ort und Stelle. Dass die Methode trotzdem verwendet wird, ist zum Teil eine Frage der Gewohnheit – nach dem Motto: „So haben wir das schon immer gemacht“ – und zum Teil eine Frage der fehlenden Technologie. Letzteres will Timberjack allerdings ändern.

Der größte Vorteil der Timberjack-Lösungen für die Kurzholzmethode ist, dass alle erforderlichen Arbeitsschritte an der Quelle ausgeführt werden können, das heißt dort, wo der Baum gefällt wird.

„Wenn das Sägewerk 1.500 Kubikmeter Fichtenholz in 5,8 Meter langen Stämmen haben will, kann es diese Information direkt an den Harvester schicken, der die Stämme nach einer Optimierungstabelle sägt“, sagt Juha Vaino, Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Timberjacks Geschäftsbereich Harvesting. „Auf diesem Gebiet liegt Skandinavien weit vorn.“

Entscheidend für diesen Prozess ist das Mess- und Steuerungssystem Timberjack 3000, das die heruntergeladene Information direkt vor Ort verarbeitet. Das Timberjack-3000-System arbeitet auch in die andere Richtung. Nach einem Schichtwechsel kann der Bediener alle Durchmesser-, Längen- und Kubikmeterangaben der gefällten Bäume über ein Modem oder Handy an die Zentrale schicken. Die Angaben lassen sich über das System außerdem in gut lesbarer Form ausdrucken. „Die Bediener werden nach Menge bezahlt“, erklärt Vaino, „und in Finnland ist das die einzige Abrechnungsmethode, die gilt.“

Intelligente Aggregate

Das System bietet noch weitere clevere Lösungen. Wenn das Harvester-Aggregat den Baumstamm umklammert, kann das Messsystem ausgehend von dem Durchmesser des unteren Teils des Stammes die Verjüngung nach oben abschätzen. Diese Schätzung wird korrigiert, wenn der Stamm das Aggregat durchläuft. Auf diese Weise kann das Einschneiden der Stämme je nach Wert und Verwendungszweck ihrer verschiedenen Teile optimiert werden.

Als Faustregel gilt, dass der wertvollste Teil eines Baums der untere Teil des Stammes ist, der weniger stark konisch geformt ist als der obere Teil, weswegen er sich besser für die Herstellung von geraden ebenen Brettern eignet. Aber alle Bäume sind verschieden.

Das Timberjack-3000-System ist zudem anpassungsfähig. Mit Hilfe von historischen Daten, die aus früheren Durchmesser-, Längen- und Mengenmessungen von gefällten Bäumen stammen, entscheidet das System, wie andere Bäume in dem jeweiligen Bestand gefällt werden sollen.

Bäume wachsen und verjüngen sich nach oben auf unterschiedliche Weise je nach geographischer Region. Wenn das Timberjack-3000-System einige Zeit lang im selben Gebiet im Einsatz ist, erkennt es das Wachstumsmuster wieder und kann den konischen Verlauf der Bäume genauer einschätzen. Natürlich kann das System ebenso wie alle anderen automatischen Schneidesysteme auch manuell gesteuert werden.

Möglichkeiten in den USA

Der europäische Markt für diese modernen Holzernteverfahren ist gesättigt und für Timberjack eine sichere Karte. „Wir halten in Europa einen Marktanteil von 45 Prozent und daran ändert sich so schnell auch nichts“, sagt Pertii Huusko, stellvertretender Leiter des Geschäftsbereichs Harvesting. „Nordamerika ist dagegen ein großer weißer Fleck auf der Landkarte, was diese Technologie betrifft. Hier bieten sich für uns große Möglichkeiten.“

Die Amerikaner sind sich darüber im Klaren. Die Bewährungsprobe kam im Dezember 1999, als die finnische Muttergesellschaft Metso Corporation Timberjack für 600 Millionen US-Dollar (1,38 Milliarden Mark oder 704 Millionen Euro) an Deere & Company verkaufte. Deere ist bei landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen weltweit führend. Timberjack wird innerhalb des Geschäftsbereichs Forstmaschinen eine unabhängige Stellung einnehmen und seinen Markennamen und Markt behalten.

Die fünf Timberjack-Fabriken in Finnland, Schweden, Kanada und den USA bleiben bestehen, die Hauptverwaltung wird hingegen nach Atlanta (Georgia) verlegt, um näher an diesem aufstrebenden Markt für Kurzholz-Forsttechnik zu sein. Timberjacks Markenzeichen, ein lachender Esel, wird ebenfalls unverändert bleiben. Er steht für Qualität und Innovation in der Forsttechnik.

Warum ein lachender Esel? Bei Timberjack erzählt man sich, der Esel lache, weil er sich nun nach all der Schwerstarbeit beim Schleppen der Stämme durch den Wald endlich hinsetzen und ausruhen darf. Die Maschinen erledigen die Arbeit für ihn.

Alexander Farnsworth

Journalist in Stockholm

Fotos Timberjack

 

 

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