Frischer Wind für spanische Turbinen
Das spanische Unternehmen Ecotècnia hat ökologische Ideale und technisches Know-how zusammengeführt und Windturbinen geschaffen, die den felsigen Landschaften und launischen Winden Spaniens zu trotzen vermögenDer spanische Windturbinenhersteller Ecotècnia wurde vor zwanzig Jahren in Barcelona von Absolventen eines Ingenieursstudienjahrgangs gegründet, die davon träumten, technologischen Fortschritt mit praktischem Umweltschutz zu verbinden – und damit auch noch Geld zu verdienen.
Das spanische Unternehmen Ecotècnia hat ökologische Ideale und technisches Know-how zusammengeführt und Windturbinen geschaffen, die den felsigen Landschaften und launischen Winden Spaniens zu trotzen vermögenDer spanische Windturbinenhersteller Ecotècnia wurde vor zwanzig Jahren in Barcelona von Absolventen eines Ingenieursstudienjahrgangs gegründet, die davon träumten, technologischen Fortschritt mit praktischem Umweltschutz zu verbinden – und damit auch noch Geld zu verdienen.
Bei seiner Gründung 1981 war Ecotècnia einer von lediglich zwei Herstellern windkraftgetriebener Generatoren, die es in ganz Spanien gab. Tatsächlich betrug die Zahl der Hersteller solcher Generatoren auf der ganzen Welt gerade einmal acht. Heute ist die Herstellung von Windturbinen ein boomendes Geschäft mit Wachstumsraten von jährlich 30 Prozent und Ecotècnia eines der führenden Unternehmen im Entwurf von Anlagen für schwieriges Gelände und wechselhafte Windverhältnisse.
Das erste Projekt, das Ecotècnia mit Förderung durch das spanische Wissenschaftsministerium anging, bestand in der Entwicklung eines kleinen windgetriebenen 30-Kilowatt-Generators. „1984 hatten wir dann das Produkt, jedoch keinen Markt dafür“, meint rückblickend Antoni Martinez, Generaldirektor von Ecotècnia. „Wir mussten uns unseren Markt buchstäblich aus dem Nichts erschaffen.“ Weitere staatliche Förderungsgelder ermöglichten dem Unternehmen den Bau von experimentellen Prototypen und kleiner „Windfarmen“ an verschiedenen windbegünstigten Orten in ganz Spanien und die Entwicklung einer neuen, größeren Windturbine mit einer Leistung von nunmehr 150 Kilowatt – der 1991 als einer der europaweit leistungsfähigsten Anerkennung fand. Die spanische Regierung bot weiterhin finanzielle Unterstützung, das Überleben von Ecotècnia war dadurch jedoch längst nicht gesichert.
1992 wurde in einem amerikanisch-spanischen Gemeinschaftsprojekt eine Windfarm im bei Gibraltar gelegenen Tarifa angelegt. Ecotècnia steuerte fünfzig 150-Kilowatt-Windräder bei, 25 Prozent der Gesamtleistung des Parks. „Das war damals unser erstes kommerzielles Projekt, und wir konnten zeigen, dass unsere Technologie jener der Amerikaner haushoch überlegen war. Die ganze weitere Entwicklung unseres Unternehmens verdanken wir diesem großen Durchbruch“, kommentiert Martinez.
Ecotècnia entwickelte sodann 750-Kilowatt- und 1 250-Kilowatt-Generatoren und konzentrierte sich fortan auf die Aufstellung und Wartung von eigens für bergiges und zerklüftetes Terrain konzipierten Turbinen. „Spanien ist sehr viel gebirgiger als jedes Land in Nordeuropa,“ meint Martinez. „Wir mussten Turbinen auf Bergkuppen und in Regionen ohne Straßennetz transportieren. Wir waren genötigt, eigene Straßen zu bauen und schweres Gerät einzusetzen. Dies machte unsere Anlagen gegenüber vergleichbaren Projekten in Dänemark oder Deutschland um 20 Prozent teurer.“
Hinzu kommt, dass die ergiebigsten Windfarmen Spaniens von schwankenden, böigen Winden beherrscht sind, die statt horizontal oftmals vertikal, am Hang hoch und aus wechselnden Richtungen wehen. Die Turbinen mussten daher an der Basis verstärkt werden, um mit einem – gegenüber dem üblichen Wert doppelt so hohen – Turbulenzkoeffizienten von 20 Prozent fertig zu werden.
Die Herausforderung bestand in der Produktion derselben Energiemenge mit einer geringeren Zahl an Windrädern bei unveränderten Kosten. Als Antwort hierauf konstruierte Ecotècnia Windturbinen, die leichter waren als der Durchschnitt und aus drei
Einzelkomponenten bestanden, die sich mit kleineren Fahrzeugen transportieren und vor Ort mit kleineren Kränen montieren ließen. Das Unternehmen bemühte sich um eine Verlängerung der Gebrauchsdauer seiner Turbinen und verfeinerte das mechanische Design zur Beseitigung von möglichen Ursachen für Wirkungsgradverluste.
Eigene Mitarbeiter
Zur Überwachung und Pflege der hergestellten Turbinen beschäftigt und schult Ecotècnia 36 Techniker. „Nach unserer Überzeugung es ist sicherer, eigene Mitarbeiter zu beschäftigen, und ganz sicher kommt dies auch der Betriebszuverlässigkeit der Generatoren zugute“, erklärt Martinez. „Werden irgendwelche funktionellen Mängel festgestellt, sind wir es, die Hinweise dazu erhalten, wie sich unsere Maschinen verbessern lassen.“ In jedem Park ist eine Kontrollstelle eingerichtet, in der die Windräder von zwei bis drei Technikern beaufsichtigt werden, die über eine Computerverbindung mit dem Zentralstelle von Ecotècnia verbunden sind.
Beim Auftreten von Problemen lassen sich diese analysieren und auf der Stelle angehen. Zu jedem Windgenerator gehört ein eigenes Wartungshandbuch sowie ein individueller Wartungsplan („wie bei einem Auto“, meint Martinez). Jede Turbine wird alle sechs bis zwölf Monate durchgeprüft, Tag für Tag sind es somit ein bis zwei. Die Windgeneratoren bleiben während der Revisionen in Betrieb. Die Reparaturfachleute gelangen über eine Leiter im Inneren auf den Turm. Dies, so versichert Martinez, sei eine überaus anspruchsvolle und hochspezialisierte Arbeit. Die Vornahme von Serviceeingriffen an einer Turbine in luftiger Höhe und oft genug unter widrigen Witterungsbedingungen sei nicht jedermanns Sache.
In weiter entfernt gelegenen Bereichen ist die Unterhaltung des Sicherheits- und Alarmsystems von überragender Wichtigkeit, damit bei einer Unterbrechung des Fernspannungsnetzes oder bei Windgeschwindigkeiten über 25 Meter pro Sekunde der Windgenerator automatisch angehalten wird.
Über 800 Windräder von Ecotècnia drehen sich in Parks, die sich über ganz Spanien verteilen und auch in Kuba, Indien und Japan Strom produzieren. Das Verwaltungszentrale von Ecotècnia befindet sich weiterhin in Barcelona, die Haupt-Fertigungsstandorte des Unternehmens dagegen in Nordspanien, in Galicien und Navarra.
Seine Produktionsstätten errichtet Ecotècnia in der Nähe von Windparks, wodurch es in den betreffenden Gebieten Arbeitsplätze und oft erstmals eine industrielle Infrastruktur schafft. Die Regionalbehörden, deren Zustimmung vor der Errichtung eines Windparks eingeholt werden muss, stehen der Windkraft meist aufgeschlossen gegenüber, da sie sauberer als andere Energieformen ist und nicht zuletzt für Beschäftigung und eine industrielle Basis in entlegenen Gebieten sorgt.
Gewerbliche Genossenschaft
1999 trat Ecotècnia zur weiteren internationalen Expansion der Mondragón Corporation Cooperative (MCC) bei, einer im Baskenland beheimateten, weltweit tätigen gewerblichen Genossenschaft mit eigener Universität sowie drei Forschungs- und Entwicklungszentren. „Unsere Wahl fiel auf Mondragón, weil man dort unsere eigenen genossenschaftlichen Ideale am Leben hielt und unsere Wertmaßstäbe in Bezug auf die weitere Entwicklung des Unternehmens teilte“, erläutert Martinez.
Ecotècnia ist stets für das Genossenschaftsmodell eingetreten. Von den 250 Mitarbeitern bei Ecotècnia – davon 100 in Barcelona – sind 45 Partner oder Miteigentümer. „Die Mitarbeiter sind motiviert und mit Begeisterung bei der Sache, das ist es, worauf es ankommt“, meint Martinez. „Sie wissen um den Sinn ihres Tuns. Dies sorgt für einen ständigen Informationsfluss, und alle begreifen die Zusammenhänge.“
Allerdings begrenzte die Eigentümerstruktur von Ecotècnia zugleich deren finanzielle Möglichkeiten, was es schwierig machte, neues Kapital aufzutreiben. Aus diesem Grund trat Ecotècnia MCC bei. Diese Entscheidung verschaffte dem Unternehmen Zugang zu Ressourcen, die für die Entwicklung neuer Technologie für erneuerbare Energieformen benötigt werden, und die, da ist sich Martinez sicher, „stellen den Schlüssel zur Zukunft dar“. Und es wird der Exportförderungskampagne von Ecotècnia zugute kommen. MCC, das bereits 55 Prozent seiner Produktionsleistung im Ausland verkauft, vermag Ecotècnia in seinen Bemühungen um eine möglichst kostengünstige Entwicklung noch effizienterer und noch leichterer Windgeneratoren für den Export in Länder wie Argentinien, Ägypten, Frankreich, die Türkei und Portugal Hilfestellung zu leisten.
Elizabeth Nash
freie Journalistin mit Wohnsitz in Madrid
Fotos Ecotècnia