Genie und harte Arbeit

Auch bei den amerikanischen Brüdern, Orville und Wilbur Wright, die Anfang des 20. Jahrhunderts das Motorflugzeug erfanden, reichte Genialität allein nicht aus. Am Anfang ihrer Bemühungen standen sorgfältige Studien aller Versuche, die andere auf dem Gebiet durchgeführt hatten. Die Brüder nahmen sich die Zeit, sich gründlich in die Materie einzuarbeiten. Jahrelang analysierten sie die Fehlschläge und Begrenzungen früherer Erfinder und testeten methodisch die einzelnen Teile ihres Flugzeugs. Als sich der Zeitpunkt für den ersten Start näherte, waren sie sicher, dass es fliegen würde.

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Lösen Sie sich vom Gedanken, gute Ideen seien ein Geschenk des Himmels. Die drei wichtigsten Faktoren für gute Lösungen sind: Arbeit, Arbeit und Arbeit
Thomas Alva Edison sagte einmal: “Genie besteht aus einem Prozent Inspiration und 99 Prozent Transpiration.“ Er muss es ja gewusst haben. Als einer der größten Erfinder aller Zeiten erhielt Edison 1.093 amerikanische Patente, die höchste Anzahl, die je an eine Einzel­person vergeben worden ist. Seine umwälzenden Erfindungen wie etwa die erste funktionierende elektrische Glühbirne waren jedoch nicht das Ergebnis eines Geistesblitzes, der ein fertiges Konzept hervorbrachte. Genau genommen erfand er eigentlich nicht die Glühbirne, sondern verbesserte eine 50 Jahre alte Idee. Es war die lange, harte Arbeit hinter der Verwirklichung dieser und anderer Erfindungen, die ihm zu Ansehen und Vermögen verholfen haben.

Auch bei den amerikanischen Brüdern, Orville und Wilbur Wright, die Anfang des 20. Jahrhunderts das Motorflugzeug erfanden, reichte Genialität allein nicht aus. Am Anfang ihrer Bemühungen standen sorgfältige Studien aller Versuche, die andere auf dem Gebiet durchgeführt hatten. Die Brüder nahmen sich die Zeit, sich gründlich in die Materie einzuarbeiten. Jahrelang analysierten sie die Fehlschläge und Begrenzungen früherer Erfinder und testeten methodisch die einzelnen Teile ihres Flugzeugs. Als sich der Zeitpunkt für den ersten Start näherte, waren sie sicher, dass es fliegen würde.

Diese berühmten Erfinder verfügten zwar über brillante schöpferische Geisteskraft, aber auch – und vor allem – über Ausdauer, Geduld und die Fähigkeit, für die Verwirklichung ihrer Ideen intensiv und hart zu arbeiten. In diesem Punkt hat sich der Erfindungs- und Innovationsprozess in den letzten 200 Jahren verändert. Wer heute mit seinen Erfindungen große Erfolge erzielen will, braucht mehr als nur schöpferische Geisteskraft. Er muss entweder andere Fähigkeiten mitbringen oder Partner finden, die ihn mit dem fehlenden Kapital und Wissen unterstützen.

„Sehr selten hat der Erfinder plötzlich nur einen Einfall, so wie man es sich von den großen Meistern in ihrem Studierzimmer vorstellt. Es steckt sehr viel harte Arbeit dahinter“, sagt Christer Asplund, Vorsitzender des schwedischen Erfinderverbandes, dem ältesten der Welt.

Nicht einmal Edison, der schon zu Lebzeiten berühmt war, hatte diesen einen erleuchtenden Augenblick, der ihm eine fix und fertige Lösung bescherte, meint Jim Quinn, der für National Investors Hall of Fame im amerikanischen Ohio schreibt.     

„Edison prahlte bereits damit, ein funktionierendes elektrisches Beleuchtungssystem entwickelt zu haben, bevor er überhaupt angefangen hatte, sich mit dieser Sache näher zu befassen“, erzählt er. Aus Anlass des dies-jährigen 125. Geburtstages der elektrischen Glühbirne schreibt Quinn eine Abhandlung über Edison.

„Als er das Projekt dann in Angriff nahm, gab es eine Reihe von sehr speziellen technischen Problemen zu lösen. Er hatte Leute um sich, mit denen er zwölf bis 16 Stunden pro Tag zusammenarbeitete und Schritt für Schritt Dinge analysierte. Er musste sogar den Kreis seiner Helfer ständig erweitern, da es nicht nur darum ging, eine Glühbirne zu erfinden, sondern auch eine Fassung, eine Vorrichtung, die die Spannung konstant hielt, ein unterirdisches Leitungsnetz und vieles mehr. Edison verdient Anerkennung, weil er der erste wirklich moderne Erfinder war.

Er stellte das erste Forschungs- &Entwicklungs-Team aus Mechanikern, Elektrikern, Wissenschaftlern und Handwerkern aller Art zusammen. Sie gingen mit Fleiß und Eifer Teilproblemen auf den Grund“.

Diese Art von Ausdauer und Teamarbeit ist heute noch genauso wichtig wie zu Edisons Zeiten, aber einige Aspekte des modernen Lebens erleichtern die Arbeit von Erfindern – so zum Beispiel das Internet.

„Statt das Rad noch einmal zu erfinden, lässt sich mit Hilfe des Internets leicht und kostenlos ermitteln, was es auf einem bestimmten Gebiet bereits in der Welt gibt, so dass man entscheiden kann, ob man die Idee aufgeben oder in eine andere Richtung weiterentwickeln sollte“, sagt Farag Moussa, Vorsitzender des Internationalen Erfinderverbandes (IFIA). Der Verband hat unter www.1000inventions.com einen Online-Erfindermarkt eingerichtet, der Erfindern bei der Vermarktung ihrer Ideen helfen soll.

Die Vermarktung großer Erfindungen ist nach wie vor ein Kampf, genau wie im 18. Jahrhundert. James Watts Dampfmaschine wurde erst produziert, als dieser 1768 seinen zukünftigen Geschäftspartner, Matthew Boulton, traf. Die Partnerschaft gab Watt die Freiheit, sich gänzlich der Verbesserung der Dampf-maschine zu widmen, während sich Boulton um den Aufbau des Geschäfts kümmerte.  

Moderne Erfinder sind cleverer geworden, wenn es um die Eroberung des Marktes geht. Lawrence Udell, Leiter des California Invention Center in den USA und seit 50 Jahren Mentor für Erfinder, weist auf das Beispiel von James Fergason hin, der die nematische Flüssig-kristallanzeige erfand. Die unter dem Begriff LCD bekannte Erfindung ebnete den Weg für flache Laptop- und TV-Bildschirme.

Fergason verdankte seinen Ruhm und Reichtum einem Charakterzug, der bei vielen erfolgreichen Erfindern zu beobachten ist, meint Udell. Sie sind nie völlig zufrieden. Erfinder neigen dazu, an ihren Schöpfungen ständig herumzufeilen und sie immer wieder zu verändern.

„Fergasons Erfolgsgeheimnis bestand darin, dass er um seine ursprünglichen Erfindungen herum ständig Neues erfand“, erzählt Udell. „Heute besitzt er über 150 Patente in den USA und 500 im Ausland. Er dachte ‚Wenn diese Idee so gut ist, werden andere versuchen, sie weiterzuentwickeln. Statt diese Arbeit anderen zu überlassen, übernehme ich sie lieber selbst.’ Er ruhte sich nicht auf seinen Lorbeeren aus und sagte ‚Toll, das wird ein riesiger Erfolg werden’, sondern bemühte sich kontinuierlich um Verbesserungen.“

Quinn stimmt zu: „Wenn man etwas erfinden möchte, das viel Geld und Ruhm einbringen soll, muss man hart arbeiten. Erfinder sind mit ganz wenigen Ausnahmen Leute, die sich so sehr für eine Idee begeistern, dass sie sich jahrelang, Stunde um Stunde, Tag für Tag damit beschäftigen können“.

Einen Funken Erfindungsgeist gibt es überall auf der Welt“, meint Udell, Gründer von über 20 Unternehmen. „Wo immer wir sind, bekommen wir Ideen und sehen neue Produkte, die unsere Kreativität anregen. Dann denken wir, ‚Das könnte ich sicher verbessern’. Anreiz und Motivation für die Erfinder von heute sind die unbegrenzten Möglichkeiten dank unseres Wirtschafts-volumens und einem Zustrom an Risikokapital, den es vor 100 Jahren noch nicht gab“.

Man stelle sich nur vor, was für ein Imperium Thomas Edison, James Watt oder Orville und Wilbur Wright unter solchen Verhältnissen hätten aufbauen können.

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