Getriebe wie aus einem Guss
Im Herbst letzten Jahres hat die Schweizer Getriebesoftware-Schmiede KISSsoft Berechnungsfunktionen von SKF zur Auslegung von Lagern in ihr Programm integriert. Dank des nun eingebauten SKF Lagermoduls können die Anwender sofort auf aktuelle Daten und Technologien von SKF zugreifen. Diese Direkt-Anbindung ermöglicht einen besonders reibungslosen Arbeitsprozess bei der Entwicklung neuer Getriebedesigns.
Erweiterte Lebensdauer nach ISO 281
Wenn die Option „Erweiterte Lebensdauer“ NICHT ausgewählt ist, wird die nominelle Lebensdauer des Lagers nach ISO 281 (L10, nachstehend als „nominelle ISO 281“ bezeichnet) berechnet, die lediglich Belastung und Drehzahl einbezieht. Bei modernen, hochwertigen Lagern kann die berechnete nominelle Lebensdauer in einer Anwendung aber deutlich von der tatsächlichen Lebensdauer abweichen.
Hinsichtlich der „SKF Lebensdauer“ kommt beim Lebensdauerbeiwert aSKF dasselbe Konzept einer Ermüdungsgrenzbelastung Pu zum Tragen, wie es auch in der erweiterten ISO 281 der Fall ist. Um drei der wichtigsten Betriebsbedingungen Rechnung zu tragen, berücksichtigt der Lebensdauerbeiwert aSKF wie in der erweiterten ISO 281 die Schmierbedingungen, die Belastung mit Bezug zur Ermüdungsgrenzbelastung des Lagers sowie einen Beiwert ηc für den Grad der Verunreinigung.
SKF Lebensdauer statt erweiterter ISO 281
Die erweiterte Lebensdauer nach ISO 281, welche die Schmier- und Verunreinigungsbedingungen berücksichtigt, kann auch ohne Aktivierung des SKF Lagermoduls in KISSsoft berechnet werden. Die Verwendung dieser ISO-Methode kann im Rahmen einer Bauartzertifizierung erforderlich sein; allerdings handelt es sich dabei nicht unbedingt um die zuverlässigste Methode für die Prognose der Lagerlebensdauer. Die SKF Lebensdauer stellt eine verbesserte Version der erweiterten ISO 281 dar, wobei neueste Erkenntnisse in den Bereichen Tribologie und Werkstoffe in Wälzlagern berücksichtigt werden.
SKF Lebensdauer für ein Lager der SKF Explorer-Leistungsklasse
Der Unterschied zwischen SKF Lebensdauer und der erweiterten Lebensdauer nach ISO 281 zeigt sich am deutlichsten bei Lagern der SKF Explorer-Leistungsklasse: Diese Lager sind höher belastbar und bieten eine längere Lebensdauer. Ihre optimierte innere Geometrie verringert Reibung, Verschleiß und Wärmeerzeugung, was sie im Endeffekt robuster macht. Dazu trägt auch eine spezielle Oberflächenbehandlung bei, die zudem die Schmierbedingungen verbessert.
Stets auf dem neuesten Stand der Lagerkonstruktion
Mit dem Lagermodul wird eine direkte Verbindung zum „geheimsten“ SKF Know-how hergestellt, also zu den exakten Daten der inneren Geometrie und den genauen Herstelldaten der Lager. Zwar werden dem Benutzer nicht alle diese Daten offengelegt, ihre Auswirkungen auf die Lagerlebensdauer jedoch bei der Berechnung komplett berücksichtigt.
Außerdem werden sämtliche Aktualisierungen in den Bereichen Konstruktion und Herstellung sowie Änderungen im Lagersortiment nahezu in Echtzeit umgesetzt, da die cloudbasierte Funktion permanent mit Updates der SKF Lagerdatenbank versorgt wird. Dadurch erhält der Benutzer Zugriff auf das neueste Sortiment mit jüngsten Geometriedaten und kann – auch unabhängig von der „statischen“ Lagerdatenbank in KISSsoft – topaktuell arbeiten.
Lagerlebensdauerparameter
Das Lagermodul führt die folgenden Lagerberechnungen durch: SKF Lebensdauer (L10m), nominelle Lebensdauer nach ISO 281 (L10), äquivalente dynamische Lagerbelastung (P), Lastverhältnis C/P, Viskositätsverhältnis (κ), Verunreinigungsbeiwert (ηC) und Lebensdauerbeiwert (aSKF). Alle diese Ausgangsparameter stehen in Beziehung zur Lagerbelastung und Lebensdauer unter den jeweiligen Betriebsbedingungen des Systems.
Die Entwicklung des SKF Lagermoduls endet aber nicht an diesem Punkt. Tatsächlich werden sich in zukünftigen Versionen des Moduls weitere Lagerberechnungsparameter finden. Man denke beispielsweise an Lagerreibung und Lagerverlustleistung, Fettlebensdauer und Fettnachschmierintervall, statische Sicherheit, Lager-Erregerfrequenzen etc.. Zusätzlich zur technischen Auswertung kann ein Konstrukteur bereits zu Beginn eine Auswahl unter „beliebten Produkten“ treffen, d. h., unter Lagern mit einer hohen Verfügbarkeit und somit einem besonders interessanten Preis-Leistungs-Verhältnis.
Ergo ist das SKF Lagermodul eine schnelle, moderne und benutzerfreundliche Cloud-Funktion für Konstrukteure, die dem Anwender Schritt für Schritt Zugang zu sämtlichen Technologien für das Design von Getriebe-Lagerungen bietet.
Bis vor Kurzem war keines der gängigen Modelle zur Berechnung der Lagerlebensdauer in der Lage, die Vorteile von Hybridlagern vollständig zu quantifizieren. Hybridlager verfügen über Ringe aus Lagerstahl und spezielle Wälzkörper aus Siliziumnitrid. Dadurch sind sie elektrisch isolierend. Außerdem halten sie unter widrigen Schmierbedingungen und bei starker Verunreinigung sowie bei hohen Drehzahlen meist länger als reine Stahl-Lager.
*Hedzer Tillema ist Product Line Manager Engineering Tools bei SKF in Houten (Holland).