Ian Dryburgh

Design der durchschlagenden LösungenIan Dryburgh sitzt in seinem Londoner Büro mit dem Rücken zu den großen Fenstern, die den Blick auf den Tower und die Tower Bridge freigeben. Bis zu den fünfziger Jahren herrschte an diesem Teil der Themse ein reges Leben und Treiben aufgrund des intensiven Handels, der von hier aus mit dem Rest der Welt betrieben wurde. Heute sind die Schiffe, die auf dem Fluss verkehren, hauptsächlich mit Touristen geladen, und die Lagerhäuser, wo sich ehemals exotische Früchte und Gewürze auftürmten, sind zu teuren eleganten Wohnungen umgebaut.

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Design der durchschlagenden LösungenIan Dryburgh sitzt in seinem Londoner Büro mit dem Rücken zu den großen Fenstern, die den Blick auf den Tower und die Tower Bridge freigeben. Bis zu den fünfziger Jahren herrschte an diesem Teil der Themse ein reges Leben und Treiben aufgrund des intensiven Handels, der von hier aus mit dem Rest der Welt betrieben wurde. Heute sind die Schiffe, die auf dem Fluss verkehren, hauptsächlich mit Touristen geladen, und die Lagerhäuser, wo sich ehemals exotische Früchte und Gewürze auftürmten, sind zu teuren eleganten Wohnungen umgebaut.

Für einen Designer wie Dryburgh, dem Gründer des preisgekrönten Beratungsunternehmens Design Acumen, ist die Nähe zu einer Meeresverbindung wie der Themse selbstverständlich. Mit 16 Jahren war er der jüngste Gewinner des Wettbewerbs Yachting World Design, was nicht nur sein Designertalent widerspiegelt, sondern auch seine Liebe zum Segeln. Dryburgh gibt zu, dass er sich schon seit seinem vierten Lebensjahr „ständig irgendwie mit Booten beschäftigt“ und immer ein Boot besessen habe – bis heute. „Ich habe jetzt nicht mehr die Zeit zum Segeln“, räumt er bedauernd ein. „Ich habe ein wunderschönes 260 Jahre altes Haus in Hampshire gekauft, das allerdings ziemlich heruntergekommen war. Das heißt, ich verbringe zurzeit jede freie Minute mit der Renovierung des Hauses. Aber das Segeln liegt mir im Blut, weswegen ich noch nicht glaube, dass ich es endgültig aufgegeben habe, sondern nur vorübergehend eingestellt.“

Dryburgh war ein guter Schüler und wechselte 1976 auf die Coventry Polytechnic Hochschule über, an der er Industrie- und Transportmitteldesign studierte. Es war damals in Großbritannien einer der ersten akademischen Studiengänge auf diesem Gebiet. „Die Ausbildung umfasste alles, was mir Spaß machte und mit dem ich mich schon seit meiner Kindheit befasst hatte, ohne zu wissen, was es bedeutete“, erzählt Dryburgh. „Ich kam zu der Erkenntnis, dass eine formelle Ausbildung im Bereich Industriedesign ein disziplinärer Ansatz zur Problemlösung ist.“

Nach dem College überquerte er den Ärmelkanal und begab sich nach Deutschland, wo er als erster Brite in der Designabteilung von Mercedes-Benz eine Stelle erhielt. „Es war faszinierend, in einem der größten Unternehmen des Landes zu arbeiten, in einer Fabrik mit 38.000 Beschäftigten, in der jeder Winkel von der Devise geprägt war: Nur das Beste zählt! Das Streben der Deutschen nach technischer Perfektion war sehr beeindruckend“, erzählt Dryburgh. „Wenn man das Gefühl der Italiener für Styling mit dem fertigungstechnischen Können der Deutschen und dem exzentrischen Einfallsreichtum der Briten kombinieren könnte, wäre dies eine schlagkräftige Mischung von komplementären Fähigkeiten.“

Als Dryburgh 1981 Mercedes-Benz verließ, übernahm er Design Acumen (DA), ehemals Teil des von DA-Gesellschafter Peter Murdoch 1968 gegründeten Unternehmens Murdoch Associates, und führte den Betrieb in eigener Regie. „Anfangs hatten wir viele kleine Projekte, die eine breite Palette von Branchen – von Telekommunikation über Maschinenbau bis zur Architektur – abdeckten“, erinnert er sich. „Dadurch sammelten wir die notwendigen Erfahrungen, um durchschlagende kommerzielle Lösungen zu entwickeln, die der Sache wirklich auf den Grund gingen und einem Produkt zum Erfolg verhalfen.“

Nicht zuletzt wegen Dryburghs Vorliebe für die Seefahrt, hatte sich DA im Bereich Transportmitteldesign bereits gut etabliert. Das Designerteam konstruierte Winden und Schäkel für Lewmar Marine, dem Ausrüster für America’s Cup, und gewann 1996 für sein Sortiment an Blöcken und Rollen eine Auszeichnung der Schiffbauindustrie.

Für Produktdesigner ist normalerweise schwer, bei Design-Wettbewerben gut abzuschneiden, aber DA bewies, dass es möglich war. Die Konstruktion eines Flugsessels für die erste Klasse von British Airways erhielt 1996 den goldenen Marketing Design Award und wurde in der Kategorie „Best Use of Design for New Industrial Product“ besonders hervorgehoben. Die Konstruktion hat die Zahl der Vielflieger, die sich für British Airways entscheiden, erhöht und gleichzeitig auch anderen Fluggesellschaften den Weg zu Dryburghs Unternehmen gewiesen.

Es kommt nicht alle Tage vor, dass man die Gelegenheit erhält, eine solch revolutionäre Konstruktion zu entwerfen, meint Dryburgh. „Sie hat neue Maßstäbe gesetzt“, sagt er. „Das damit verbundene Prestige hat uns zahlreiche Türen geöffnet. Wir arbeiten heute weniger mit Fluggesellschaften als mit Flugzeugherstellern.“

Dryburgh arbeitet mit einem kleinen Team von nur 25 Mitarbeitern. „In unserer Branche braucht man nicht groß zu sein, um Erfolg zu haben. Wir haben nie angestrebt, die größte Designfirma der Welt zu werden. Die Designerwelt war völlig geschockt, als wir mit unserem British Airways Projekt bekannt wurden, aber tatsächlich bestand unser Unternehmen damals schon seit 15 Jahren mit großem Erfolg, den wir allerdings nicht an die große Glocke gehängt hatten“, erzählt Dryburgh.

DA beschränkt sich keineswegs nur auf die Transportindustrie. Zu den Entwürfen des Unternehmens gehören etwa auch ein modulares Spielplatzsystem, das „Scuba Ski“-Set für die Spielzeugfiguren Action Man sowie Laborinstrumente. Kürzlich gewann DA einen internationalen Designwettbewerb für den Bau von verschiedenen Straßenmöbeln, die in Giraudy (Frankreich) aufgestellt werden sollen. Die Konstruktion einer Sicherheitsspritze hat das Unternehmen patentieren lassen.

Dryburgh zeigt in seinem Büro herum und deutet auf die von DA entworfenen Türgriffe und Raumteiler sowie auf den von Peter Murdoch konstruierten Hille-Bürostuhl. „Was wir hier machen, ist eine komplette Sache. Bei uns geht es nicht nur um die Optik. Wir beginnen bei Null und gehen dann empirisch vor. Deshalb sind unsere Produkte auch sehr langlebig. Wichtig ist, die Leute davon zu überzeugen, was alles möglich ist.“

Christine Aziz

Journalistin in London

Fotos John Cole

 

 

 

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