Intelligente Elektromotoren

Jede größere Produktionsstätte hat ihr eigenes unabhängiges Forschungsteam. Etwa jeder zehnte Mitarbeiter ist im F&E-Bereich tätig. Darüber hinaus arbeitet das Unternehmen eng mit seinen Kunden sowie mit Universitäten und privaten Labors zusammen.

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Für das französische Unternehmen Leroy-Somer ist Bewegung gleichbedeutend mit Elektromotoren. Hier geht man an die technischen Grenzen, um Elektromotoren intelligenter zu machenDas in Angoulême ansässige Unternehmen Leroy-Somer baut elektromagnetische und elektronische Antriebssysteme. Dazu gehören Wechselstrom-, Synchron- und Gleichstrommotoren sowie Getriebe und elektronische Steuerungssysteme. Weltweit sind 36 Millionen Antriebssysteme von Leroy-Somer im Einsatz. Die 34 in verschiedenen Ländern angesiedelten Werke des Unternehmens fertigen insgesamt 12.000 Motoren pro Tag. Die Produktion umfasst ferner eine breite Palette von Niederspannungs- und Hochspannungsgeneratoren, ein Segment, in dem das Unternehmen zu den führenden Anbietern in der Welt zählt.
Leroy-Somers Antriebssysteme werden häufig in industriellen Prozessen verwendet, sind aber auch in alltäglicheren Anwendungsbereichen wie etwa in Aufzügen, Pumpen und Motorbooten zu finden. „Viele unserer Produkte tragen dazu bei, dass das Leben ein wenig leichter wird“, sagt Jean-Michel Lerouge, verantwortlich für den Bereich Unternehmenskommunikation bei Leroy-Somer. Fünfzig Prozent des gesamten Produktsortiments werden bei Leroy-Somer alle fünf Jahre erneuert. Die Bedürfnisse der Kunden vorauszusehen und neue Trends zu erkennen, hat eine hohe Priorität. Das Unternehmen hat sich vor allem auf Produkte mit geringerem Wartungsaufwand, niedrigerem Energieverbrauch und minimaler Umweltbelastung spezialisiert. Seit zehn Jahren ist Leroy-Somer auch in die Entwicklung von Elektrofahrzeugen für die PSA-Gruppe (Peugeot und Citroën) involviert. Leroy-Somer verfügt über eine eigene Organisation für Forschung und Entwicklung.

Jede größere Produktionsstätte hat ihr eigenes unabhängiges Forschungsteam. Etwa jeder zehnte Mitarbeiter ist im F&E-Bereich tätig. Darüber hinaus arbeitet das Unternehmen eng mit seinen Kunden sowie mit Universitäten und privaten Labors zusammen.

Seit Beginn der achtziger Jahre hat Leroy-Somer mit der Entwicklung der Elektronikindustrie Schritt gehalten und produziert Motoren, die speziell für elektronische Drehzahlregelung (LSMV-Serie) ausgelegt sind. Es werden auch Motoren gebaut, in denen der Drehzahlregler integriert ist (VARMECA). Einer der Vorteile der Drehzahlregelung besteht darin, dass dadurch Energie eingespart werden kann. So lassen sich etwa elektronisch gesteuerte Elektromotoren für Pumpen in Wasserversorgungssystemen an den jeweils aktuellen Wasserbedarf anpassen. Der Stromverbrauch entspricht der Wassernachfrage und lässt sich somit optimieren.

Neue Aufgabenstellungen

Die Fortschritte im Elektronikbereich werden auch weiterhin die Entwicklung neuer und besserer Antriebssysteme vorantreiben. Von den Antriebssystemen der Zukunft erwartet man nicht nur die Steuerung einer Bewegung, sondern auch, dass sie als „intelligente“ Komponenten in der Lage sind, Aufgaben innerhalb des Produktionsprozesses wie etwa die Regelung der Antriebskraft oder die Synchronisierung von Bewegungsabläufenen zu steuern. Zudem werden die Maschinen von morgen nicht mehr einen großen Motor haben, der alle Funktionen übernimmt, sondern stattdessen mit verschiedenen kleinen Motoren ausgestattet sein, denen jeweils eine spezifische Funktion zugewiesen wird. Kleinere Motoren benötigen weniger Platz und bieten eine größere Flexibilität. Sie sind einfacher zu warten und günstiger im Preis.

Die Geschichte von Leroy-Somer ist die einer kleinen französischen Werkstatt, die zu einem Industriegiganten heranwuchs. Es ist auch die Geschichte eines Mannes, der sein Leben einem einzigen Ehrgeiz widmete, nämlich durch elektrische Energie Bewegung zu erzeugen.

Erfüllt von der Vision, dass Elektromotoren unser Leben und unsere Arbeitsbedingungen erheblich erleichtern würden, eröffnete Marcellin Leroy 1919 als junger Mechaniker eine Werkstatt, in der er Ankerwickelmaschinen baute. Da Leroy die Komponenten für seine Maschinen selbst fertigen wollte, baute er neben der Werkstatt eine Gießerei. In den folgenden Jahrzehnten expandierte das Unternehmen und 1947 begann Leroy mit der Produktion von Wechselstromgeneratoren. Kurze Zeit später brachte er den ersten Industriemotor des Unternehmens auf den Markt.

Als Leroy 1960 mit Somer, ebenfalls ein Hersteller von Elektromotoren mit Sitz in Lyon, fusionierte, entstand daraus Leroy-Somer. In den siebziger Jahren betrat das Unternehmen die globale Arena und verlegte sich auf den Elektronikbereich. Die amerikanische Gesellschaft Emerson Electric kaufte 1990 Leroy-Somers gesamtes Aktienkapital auf, was Leroy-Somer die Möglichkeit gab, sich auf dem Weltmarkt eine stärkere Stellung zu verschaffen.

Leroy-Somer ist heute in 110 Ländern vertreten und beschäftigt 6.200 Mitarbeiter. Das Exportgeschäft macht 60 Prozent des Umsatzes aus, der sich 1998 auf 3,9 Milliarden Francs (1,17 Milliarden Mark oder 595 Millionen Euro) belief.

Inés Collantes

Redaktionsmitarbeiterin für Evolution

Foto Leroy-Somer

 

 

 

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