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Klein ist fein

Preiswerter Move

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Überall in der Welt beginnt sich die Automobilindustrie für den Kleinstwagen zu interessieren, ein Konzept, das bei Daihatsu schon seit langem das wichtigste Standbein darstelltDaihatsu Motor Company Ltd. plazierte sich 1998 in der einheimischen Verkaufsstatistik der japanischen Automobilhersteller exakt in der Mitte. In der Kategorie der Kleinstwagen lag Daihatsu jedoch mit seinem Move-Modell an der Spitze. Im vergangenen Jahr erlebte Japan beim Neuwagenverkauf den schlimmsten Rückgang seit 1974. Die 98er Zahlen hätten noch schlimmer ausfallen können, aber der Boom bei den Kleinstwagen rückte die Verkaufszahlen in ein etwas rosigeres Licht.
„Der Kleinstwagen hat mehrere überzeugende Vorteile: niedriger Kraftstoffverbrauch, niedriger Preis und niedrige Kfz-Steuern“, sagt Kunio Asakura, stellvertretender Leiter der Einkaufsabteilung von Daihatsu.
Kleinstwagen passen hervorragend zum japanischen Lebensstil. In Japan wird das Auto hauptsächlich für tägliche Besorgungen und kürzere Fahrten benutzt. Im Durchschnitt legt ein japanisches Auto pro Jahr nur Zweidrittel der Kilometerzahl eines europäischen Fahrzeugs zurück. Zum einen fahren die 126 Millionen Japaner nicht mit dem Auto in Urlaub. Auch in den großen Ballungszentren läßt man das Auto am besten zu Hause. Es ist dort weder ein schnelles noch ein bequemes Beförderungsmittel. Im dicht besiedelten Japan ist „kompakt“ die Lösung für alles – von der Wohnung bis zum Auto.
Kleinstwagen waren allerdings nicht immer so beliebt. Sie galten als wenig schick, zu langsam und als ein Sicherheitsrisiko. Im Oktober 1998 setzte die Regierung im Zuge einer Gesetzesänderung neue Normen für die Größe von Kleinstwagen. Nach den neuen Bestimmungen zählen Autos mit einem maximalen Hubraum von 660 Kubikmetern zur Kategorie der Kleinstwagen. Die Hersteller durften somit die Fahrzeuge um 10 Zentimeter auf 3,4 Meter verlängern und um 18 Zentimeter auf 1,4 Meter verbreitern.
„Auf diese Weise konnten wir den höheren Sicherheitsanforderungen gerecht werden. Dazu gehört etwa, einen Crash-Test bei 50 Stundenkilometern zu bestehen, was sonst nur von normal großen Pkw verlangt wird. Die höhere Sicherheit hat die Konkurrenzfähigkeit der Kleinstwagen erheblich gestärkt und zu einem wahren Boom geführt“, fährt Asakura fort.
Daihatsu will durch das sogenannte Intelligent Traffic System (ITS) Sicherheit und Komfort dieser Autos noch weiter verbessern. Ein Merkmal bei ITS ist das in der Entwicklung befindliche „Rear Crash Avoidance System“ (System zur Verhinderung von Auffahrunfällen), das den Abstand zwischen den Fahrzeugen berechnet und eine automatische Bremse aktivieren kann, wenn die Entfernung zum Vordermann den Mindestabstand unterschreitet. Ein weiteres System mit der Bezeichnung Total Advanced Function (TAF) soll die Karosserie durch einen speziellen Seitenaufprallschutz von allen Seiten verstärken.

Preiswerter Move

Den besten Platz im Ausstellungsraum von Daihatsus Hauptverwaltung nimmt das Parademodell Move ein. Der Move hat eine stoßabsorbierende Karosserie und einen Hochleistungsmotor. Fahrer- und Beifahrerseite sämtlicher Move-Modelle sind mit Airbags ausgestattet.
In Japan ist der Move bereits für 920.000 Yen (rund 13.800 DM oder 7.030 Euro) zu haben. Das durchschnittliche Jahreseinkommen eines japanischen Haushalts ist sechsmal höher.
Daihatsu hat seine Hauptverwaltung in Ikeda City, Osaka, und insgesamt sechs Werke in der Kansai-Region.
Die Geschichte von Daihatsu begann 1907 mit dem Verkauf von Sauggasmotoren. 1930 wurden die ersten Dreirad-Fahrzeuge mit der Modellbezeichnung HA gebaut und 1957 kam der Midget auf den Markt, mit dem Daihatsu den Grundstein für sein Kompaktkonzept legte.
Im Oktober 1998 erwarb die Toyota Motor Corporation 51,2 Prozent der Aktien und integrierte Daihatsu in die Toyota-Gruppe. „Zur Zeit geht bei den Produktionsunternehmen weltweit der Trend in Richtung Fusion“, meint Asakura. „Es war in unserem Fall vielleicht unvermeidlich, um eine rentable Fertigung aufrechtzuerhalten.“
Asakura stellt fest, daß sich durch die enge Zusammenarbeit zwischen Toyota und Daihatsu beide Unternehmen wesentlich stärker auf ihre Spezialgebiete konzentrieren können. „Für uns hat sich im Grunde nichts geändert“, meint er. „Die Marke Daihatsu und unsere Identität werden so weiterlaufen wie bisher.“
Daihatsus Autos werden in nahezu 160 Länder exportiert. Die ersten Exporte liegen bereits 40 Jahre zurück. Den Anfang machte der thailändische Markt, der damals mit dem Midget beliefert wurde. Das Unternehmen hat Montagewerke in Indonesien, Malaysia und Vietnam, mußte jedoch 1998 aufgrund der wirtschaftlichen Lage in dieser Region die Produktion vor Ort verglichen mit dem Vorjahr auf die Hälfte zurückschrauben.
Auf dem europäischen Markt sind die Aussichten rosiger. Anfang 1998 wurden hier die Modelle Move, Sirion (in Japan Stòria) und Gran Move (in Japan Pyzar) lanciert. „Wir haben dort mit einer harten Konkurrenz von europäischen Automobilherstellern wie Fiat und Renault zu kämpfen. Deshalb konkurrieren wir mit Preis und Funktion“, erklärt Asakura. „Glücklicherweise haben wir bisher eine starke Nachfrage beobachten können.“
In den USA dagegen werden die japanischen Kleinstwagen vollkommen von großen Autos verdrängt. „Wir haben bereits Mitte der neunziger Jahre aufgehört, uns in den USA zu vermarkten“, so Asakura. „Die Amerikaner stehen einfach auf „groß“, und unser Kompaktwagen-Konzept funktioniert dort nicht.“

Jede Minute zählt

Die Effektivität und Präzision eines Daihatsu-Werks ist einfach faszinierend. An einem rechnergesteuerten umstellbaren Montageband können bis zu fünf verschiedene Fahrzeugmodelle gebaut werden. Die Räder für den Move werden auf einem Förderband genau zu dem Zeitpunkt angeliefert, wenn die Karosserie, die über ein anderes Band anrollt, für die Radmontage vorbereitet ist. Dann folgt der Stòria-Bausatz. „Das ist das schnellste Förderband Japans“, meint Hosokawa. „Wir setzen für den Zusammenbau eines Autos eine Minute an, und hier haben wir etwa 20.000 Arbeitsminuten pro Monat.“ Die Montagezeit ist die gesamte Zeit, in der eine Person oder ein Roboter tatsächlich irgend etwas an dem in Produktion befindlichen Auto montiert, nicht die Zeit, die das Auto auf dem Band verbringt. Leicht zu messen, aber dennoch schwer zu fassen. Eine Uhr beginnt jedesmal zu ticken, wenn das Montageband stehenbleibt, was allerdings nicht allzu oft vorkommt. Hosokawa deutet auf die Uhr und schätzt, daß die effektive Montagezeit bei 96 Prozent liegt.
Effektivität ist sicherlich ein entscheidendes Instrument, um die hochgesteckten Verkaufsziele für 1999 zu erreichen. „Wir wollen in diesem Jahr unseren Absatz um 20 Prozent steigern“, erklärt Asakura. Seine Prognose erhält auch von zahlreichen Marktkennern Unterstützung. Es ist also durchaus wahrscheinlich, daß Daihatsu schon in naher Zukunft die japanischen Verkaufsstatistiken anführen wird.

Maria Olsson

Texterin bei Text Inc. Tokyo

Fotos Daihatsu Motor Company

 

 

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