Marathon für nachhaltige Mobilität
Angesichts der galoppierenden Kraftstoffpreise wird jeder Versuch, den Verbrauch dieser ‘Kostbarkeit’ zu reduzieren, aufmerksam verfolgt. Der Shell Eco-Marathon ist ein Forum für junge Menschen, die nach genialen Wegen suchen, um genau das zu erreichen
Angesichts der galoppierenden Kraftstoffpreise wird jeder Versuch, den Verbrauch dieser ‘Kostbarkeit’ zu reduzieren, aufmerksam verfolgt. Der Shell Eco-Marathon ist ein Forum für junge Menschen, die nach genialen Wegen suchen, um genau das zu erreichen
Studenten in allen Teilender Welt konstruieren und bauen Fahrzeuge, die Tausende von Kilometern mit nur einem Liter Kraftstoff fahren können. Das Forum, in dem sie ihre Genialität unter echten Wettbewerbsbedingungen unter Beweis stellen können, ist der European Shell Eco-Marathon.
Dieser jährliche Wettbewerb gibt angehenden Technikern die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten zu testen und die von ihnen konstruierten ultraleichten, kraftstoffeffizienten Fahrzeuge gegen die Fahrzeuge ihrer gleich gesinnten Mitstreiter antreten zu lassen. Es ist ein Ausbildungsprojekt zur Förderung des Bewusstseins für nachhaltige Entwicklung und Umweltschutz. Außerdem ist es eine Motivation für Studenten in wissenschaftlichen und technischen Berufen, weil das Wettbewerbselement ihnen viel Spaß bei der Arbeit bereitet.
Am European Shell Eco-Marathon 2006 nahmen 3.000 junge Menschen von 256 Ausbildungsinstitutionen in 20 Ländern teil. Austragungsort war eine Rennbahn in Nogaro in der Nähe der südfranzösischen Stadt Pau. Die kleinen, extrem windschnittigen Wagen, in denen der Fahrer flach auf dem Rücken liegt, müssen Shells strenge Sicherheitsvorschriften und andere Auflagen erfüllen. Jedes Fahrzeug muss auf der Rennbahn sieben Runden von 3,6 Kilometern Länge mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von mindestens 30 Kilometern pro Stunde zurücklegen. Es handelt sich nicht um ein Wettrennen, sondern das Ziel ist, die Gesamtstrecke von 25,272 Kilometern mit der geringsten Menge Kraftstoff beliebiger Art zu bewältigen.
Beim diesjährigen Marathon hatten die meisten Wagen Benzin- oder Dieselantrieb, aber es kamen auch andere Kraftstoffarten wie Ethanol und Biodiesel (Rapsöl-Methylester), Wasserstoff, Brennstoffzellen und Sonnenenergie vor. Die Leistung der Wagen mit alternativen Kraftstoffen wurde nach einer wissenschaftlichen Formel umgerechnet, so dass ihr Ergebnis mit dem von benzin- oder dieselgetriebenen Fahrzeugen verglichen werden konnte.
Die Teilnehmer waren Teams von Gymnasien, technischen Fachschulen und höheren Ausbildungsstätten sowie unabhängige Teams, die in Zusammenarbeit mit Ausbildungsinstitutionen antraten. Den Bahnrekord halten Studenten von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH). Beim Wettbewerb 2005 lag die Effizienz ihres wasserstoffgetriebenen Fahrzeugs bei umgerechnet 3.836 Kilometer pro Liter. Das entspricht ungefähr der Entfernung zwischen Gibraltar und Moskau und einem Kraftstoffverbrauch von 0,026 Liter pro 100 Kilometer. Ein benzingetriebenes Fahrzeug mit dieser Kraftstoffeffizienz würde die Strecke von Paris nach Peking mit weniger als vier Litern schaffen.
Sieger des Wettbewerbs2006 war Lycée Technique La Joliverie aus Nantes an der französischen Atlantikküste. Das ethanolgetriebene Fahrzeug der Schule errang den ersten Platz mit einer Energiewirtschaftlichkeit, die auf Benzinantrieb umgerechnet einer Strecke von 2.885 Kilometern pro Liter Benzin entsprechen würde. „Das war weniger als unsere Bestleistung bei früheren Eco-Marathons – 3.410 Kilometer“, erklärte ein Mitglied des Teams hinterher. „Für benzingetriebene Fahrzeuge ist es immer noch ein Rekord, aber in diesem Jahr waren die Bedingungen aufgrund des starken Windes ungünstiger.“
Der diesjährige Wettbewerb war der 21. European Shell Eco-Marathon. Der erste fand 1985 in Frankreich statt und umfasste 20 Teams. Damals lag die Bestleistung bei 680 Kilometern pro Liter Kraftstoff. Der heutige Rekord von 3.836 Kilometern übertrifft diese Leistung um das Sechsfache. 2006 nahmen 256 Teams aus 17 europäischen Ländern sowie aus Brasilien, Saudi-Arabien und der Türkei teil. Frankreich stellte mit 164 Teams das größte Teilnehmerfeld, gefolgt von Portugal mit 19, Belgien mit elf, Spanien mit neun und der Türkei mit acht Teams.
Neben der Auszeichnung für den geringsten Kraftstoffverbrauch werden beim Eco-Marathon auch andere Preise vergeben, darunter einen Preis für soziale Kompetenz/Gastfreundlichkeit, einen Kommunikationspreis, den SKF Konstruktionspreis, einen Öko-Konstruktionspreis, den Bosch-Innovationspreis und den Autosur-Sicherheitspreis.
Royal Dutch Shell, eine britisch-niederländische Gesellschaft mit Niederlassungen in mehr als 135 Ländern und 115.000 Beschäftigten, ist allen als führender Anbieter von fossilen Brennstoffen bekannt. Das Unternehmen beliefert seine Kunden aber auch mit einer Vielzahl von anderen Energiearten. Die beiden neuen Shell-Unternehmen, Shell Renewables und Shell Hydrogen, verzeichnen hohe Wachstumsraten. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, kohlendioxidarme, nachhaltige Energiequellen durch Nutzung auf breiter Basis wettbewerbsfähiger zu machen.
Shell schreibt in einem an der Nogaro-Rennbahn verteilten Informationsblatt, das Unternehmen sei sich der vielschichtigen Herausforderungen durch den zunehmenden Transportbedarf, die schrumpfenden Ölreserven und die Klimaveränderungen sehr wohl bewusst. Obgleich die Ursache für den Klimawandel noch nicht völlig ergründet sei, bestehe für die Wissenschaftler kein Zweifel, dass die vom Menschen erzeugten Treibhausgase, darunter Kohlendioxid, eine Rolle in diesem Prozess spielen. Öl stehe heute für 98 Prozent aller für den Transport verwendeten Energie. Das Transportwesen repräsentiere die Hälfte des gesamten Ölverbrauchs und sei weltweit für 22 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Die Europäische Union unterstützt den European Shell Eco-Marathon.
Rob Routs, Geschäftsführerder Downstream-Sparte von Royal Dutch Shell, sieht den Marathon als Inspirationsquelle. „Wir wollen angehende Ingenieure und Wissenschaftler inspirieren, indem wir ihnen die Möglichkeit verschaffen, konkrete Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit der Industrie bei der Lösung von Umweltproblemen zu sammeln. Wir hoffen, dass dies auch für alle anderen Beteiligten, alle Besucher und alle, die über die Veranstaltung lesen, ein Anlass ist, darüber nachzudenken, wie wir die Umwelt belasten und wie wir unser Verhalten ändern können, um diese Belastung zu verringern.“
Der Shell Eco-Marathon hat überdies viele positive Nebeneffekte. Die Teilnehmer lernen, wie man ein Projekt von Anfang bis Ende durchzieht – vom Entwurf über die Finanzierung und den Bau bis zur Erprobung des Fahrzeugs auf der Rennbahn. Studenten erhalten die Gelegenheit, sich mit allen Aspekten des Projekts zu befassen und mit Kollegen von anderen Fachbereichen wie Mathematik, Physik, Chemie, Computerwissenschaften, Technisches Zeichnen und sogar Marketing zusammenzuarbeiten. Darüber hinaus ist die Suche nach technischen und finanziellen Partnern eine hervorragende Chance für junge Menschen, sich einen Eindruck von der Arbeit in der Geschäfts- und Industriewelt zu verschaffen. Die Studenten knüpfen Kontakte in der Industrie, die ihnen bei Eintritt ins Berufsleben vielleicht von Nutzen sein können.
Engagement für Nachhaltigkeit
SKF France hat in den vergangenen Jahren verschiedene Teams des Shell Eco-Marathons unterstützt. 2006 ging das Unternehmen einen Schritt weiter und übernahm die Rolle des offiziellen Partners von Shell bei dieser Veranstaltung.
Bei einem Gespräch mit Journalisten vor dem Wettbewerb wurde SKF gefragt, warum man sich für die Veranstaltung engagiere. Jean Tournoux, Geschäftsführer von SKF France, gab die Antwort: „SKF engagiert sich schon seit vielen Jahren für Nachhaltigkeit. Für uns ist nachhaltige Entwicklung eine wichtige Verantwortung. Es bedeutet, den Erfolg unserer Geschäftstätigkeit heute und in Zukunft zu sichern und gleichzeitig die Naturschätze für spätere Generationen zu erhalten. Unsere
Präsenz in Nogaro ist ein Zeichen für dieses Engagement.“
„Es demonstriert auch die Fähigkeit von SKF, ihre breit gefächerte Sachkompetenz auf ein komplexes Projekt zu fokussieren“, fuhr er fort. „Langfristig werden wir davon profitieren, weil wir bei dieser Gelegenheit Kontakte mit technischen Kollegen vertiefen und unsere Beziehungen zu Universitäten ausbauen, an denen sich SKF ihre zukünftigen Ingenieure und andere Spezialisten sucht.“
Die Experten von SKF France halfen den Teams des Shell Eco-Marathons bei der Verringerung der Lagerreibung, der Installation von Lagern, der Konstruktion einer optimalen Lageranordnung und anderen Kniffen zur Optimierung der Kraftstoffeffizienz.
Ein SKF Ingenieur in Nogaro kam zu folgender Einsicht: Wenn wir bei allen Lagern der Welt die Reibung um nur zehn Prozent reduzieren könnten, würden wir eine Energieersparnis erzielen, die der Gesamtleistung von 18 großen Kernkraftwerken entspricht.