Muskelspiele am Arbeitsplatz
Im antiken Rom gehörten Besuche in Badehäusern und Turnhallen zum alltäglichen Leben. Das italienische Unternehmen Technogym will dieser Philosophie zu einer Renaissance verhelfen, und zwar am ArbeitsplatzBerufstätige in allen Teilen der Welt verbinden den Anblick eines gelben Plastikschlüssels mit einer Stechuhr und mit dem Gedanken an einen neuen stressigen Arbeitstag. Für immer mehr Angestellte in Europa und den USA öffnet jedoch derselbe gelbe Schlüssel auch die Tür zu einem neuen Arbeitsplatzkonzept, bei dem Arbeit und Gesundheitsvorsorge miteinander kombiniert werden.
Im antiken Rom gehörten Besuche in Badehäusern und Turnhallen zum alltäglichen Leben. Das italienische Unternehmen Technogym will dieser Philosophie zu einer Renaissance verhelfen, und zwar am ArbeitsplatzBerufstätige in allen Teilen der Welt verbinden den Anblick eines gelben Plastikschlüssels mit einer Stechuhr und mit dem Gedanken an einen neuen stressigen Arbeitstag. Für immer mehr Angestellte in Europa und den USA öffnet jedoch derselbe gelbe Schlüssel auch die Tür zu einem neuen Arbeitsplatzkonzept, bei dem Arbeit und Gesundheitsvorsorge miteinander kombiniert werden.
Auf dem Technogym Smartkey werden keine Überstunden, kein Arbeitsantritt und kein Arbeitsende registriert. Er verzeichnet ganz andere Dinge wie etwa die Beinstrecker am Beincurler, die Ruderzüge auf dem Rudergerät, die medizinische Vorgeschichte und den Blutdruck. Der Schlüssel ist Teil eines rechnergestützten Systems, mit dem die Beschäftigten Trainingsgeräte im betriebseigenen Fitnessraum programmieren und ihre persönlichen Leistungen dokumentieren können. Ziel ist es, die Philosophie des weltweit führenden Herstellers von Fitness- und Rehabilitationsgeräten an allen Arbeitsplätzen zu etablieren. Es geht um das Wellness-Programm von Technogym.
Wenn ein Unternehmen seinen Fitnessraum mit dem Technogym Software System ausstattet, investiert es in ein Gesamtkonzept für die Mitarbeiter, das Vorlesungen, Schulungen und ärztliche Untersuchungen sowie Fortbildungsmaßnahmen zu Ernährungsfragen umfasst. „Wellness ist ein neuer Lebensstil. Es ist ein Zustand des physischen und mentalen Wohlbefindens, der durch regelmäßiges körperliches Training, ausgewogene Ernährung und spezielle Ausbildung erreicht werden kann“, sagt Nerio Alessandri, Eigentümer und Gründer von Technogym, dessen Hauptverwaltung in Gambettola in der Nähe von Bologna gelegen ist.
In der Garage fing alles an
In nur 16 Jahren hat Alessandri aus dem kleinen Unternehmen, das er in seiner Garage gründete, einen der größten Hersteller von Trainingsgeräten gemacht. Anders als seine Konkurrenten hat er niemals Verkaufsbroschüren mit Bildern von muskelstrotzenden Bodybuildern eingesetzt. Stattdessen zeigen Technogyms Werbeprospekte erstaunlich schön geformte Trainingsgeräte, die man überall zu Hause aufstellen könnte.
Alessandri ist fest davon überzeugt, dass Fitness wieder zu dem werden sollte, was es im antiken Rom einmal war, nämlich ein Lebenstil der breiten Bevölkerung. Diese Philosophie versucht Alessandri nun, an den Arbeitsplätzen einzuführen. Die Ergebnisse von „Corporate Wellness“ sind erstaunlich, sowohl auf Arbeitnehmer- als auch auf Arbeitgeberseite. Nach Angaben einer Versicherungsgesellschaft ist die Zahl der Krankmeldungen bei Beschäftigten, die regelmäßig trainieren, gegenüber denen, die nicht trainieren, um 40 Prozent niedriger.
Die meisten nutzen die betriebseigene Fitnessanlage und lassen sich von Technogyms sportmedizinischen Fachleuten beraten. Zum Programm gehören die Kontrolle von Blutdruck, Sauerstoffaufnahme und Muskelstärke sowie eine Analyse der jeweiligen Ernährungsgewohnheiten und des Stressniveaus. Anschließend wird ein an die Bedürfnisse der einzelnen Mitarbeiter angepasstes Trainingsprogramm zusammengestellt.
Alle diese Informationen werden zusammen mit persönlichen Angaben zur Schwere der Gewichte und den Leistungsdaten auf der Technogym Smartcard registriert. Am Ende der Trainingsstunde errechnet ein zentraler Computer aus diesen Daten die Gesamtleistung. Anhand einer Karte wird deutlich gemacht, wie weit man mit diesem Trainingseinsatz bei der Tour de France oder beim New York Marathon gekommen wäre.
„Mit diesen Tricks sprechen wir Leute an, die normalerweise ein Fitnesscenter nie betreten würden, die aber einen ausgewogeneren Lebensstil anstreben, und dazu gehört auch mehr Bewegung“, erklärt der Sprecher von Technogym Franco Cicognani. „Sie erfahren direkt, wie es um ihren Gesundheitszustand bestellt ist.“
Technogyms hochmoderne Trainingsgeräte sind ein weiterer überzeugender Grund, sich in den Fitnessraum zu wagen. Die von Sportmedizinern, Physiotherapeuten, Technikern und Softwarespezialisten in Technogyms Forschungszentrum entwickelten Geräte sind in Fitnesscentren in allen Teilen Europas zu finden.
Auf der Formel 1-Piste
Sie sind außerdem von der internationalen Sportelite getestet. So ist Technogym auch der offizielle Lieferant von Trainingsgeräten für den zweimaligen Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher. Auf Schumachers Wunsch baute Technogym ein Trainingszentrum auf Rädern, das es dem Ferrari-Piloten ermöglicht, an jeder Rennstrecke im Formel-1-Zirkus zu trainieren. Der vollklimatisierte Wagen enthält 15 Trainingsgeräte und ist mit dem Technogym Software System ausgestattet. Seine rasche Genesung nach seinem Beinbruch bei der Weltmeisterschaft 1999 hat Schumacher zum Teil Technogym zu verdanken: Sportwissenschaftler konzipierten ein Trainingsgerät, das Belastung und Stress im Cockpit eines Formel-1-Rennwagens simuliert. Schumacher konnte, obwohl er an Krücken ging, seinem Training nachgehen und seinen Job buchstäblich im Sitzen erledigen.
Am deutlichsten zeigt sich jedoch Technogyms sportwissenschaftliche Vorreiterstellung im Bereich Fußball. Die hochentwickelten Trainingsgeräte des Unternehmens haben zu einer grundlegenden Veränderung der körperlichen Konstitution von Fußballspielern der italienischen Serie A beigetragen, meint Massimo Massarini, Leiter der wissenschaftlichen Forschung von Technogym. Aus Statistiken der letzten fünf Jahre geht hervor, dass die Spieler bei mehr oder weniger unveränderter Länge zunehmend muskulöser geworden sind. „Die Trainingsmethoden haben sich so rasch weiterentwickelt, dass man nicht mehr weiß, was sich zuerst veränderte“, sagt Massarini, „die Spieltaktiken oder die Art des Fußballspiels.“
Früher bestand das Fußballtraining in erster Linie aus Ausdauertraining, wobei Langstreckenläufe dominierten. Heute konzentriert man sich auf den Aufbau von Sprintfähigkeiten angesichts der zunehmenden Explosivität dieses Sports. Durch Krafttraining mit Gewichten soll außerdem die Abwehrfähigkeit der Spieler bei plötzlichen harten Schlägen oder Zusammenstößen verbessert werden. Die Hilfsmittel dazu liefert Technogym. Das Unternehmen ist offizieller Lieferant von Trainingsausrüstung für europäische Spitzenvereine wie Juventus Turin, Ajax Amsterdam, Liverpool und Barcelona.
Das weit verbreitete Image, dass Profisportler an Technogym-Geräten trainieren, hat zweifellos zu der enormen Expansion des Unternehmens beigetragen, aber es passt trotzdem auch zu der allgemeinen Wellness-Philosophie. Die Beinpresse von Technogym wurde ursprünglich nach Vorstellungen von Gianpiero Ventroni, dem Trainer von Juventus Turin, entwickelt, um die Beschleunigung der Spieler zu erhöhen. Heute ist dasselbe Trainingsgerät in Fitnessclubs und -anlagen überall in Europa und den USA zu finden. Auch das Smartkey-System wurde zunächst bei Ferrari, AC Mailand und Juventus Turin ausprobiert. Wie die arbeitende Bevölkerung überall in der Welt erfahren nun auch Profisportler vom Kaliber eines Allessandro Del Piero und eines Michael Schumacher, wie es ist, bei „Arbeitsantritt“ einzustempeln, allerdings nach Technogym-Manier.
Chris Endean
Korrespondent für den Sunday Telegraph in Rom
Foto Technogym