Coimbatore in Südindien war schon immer für seine farbenprächtigen Bauwollstoffe bekannt. Nun macht sich die Stadt auch als Standort für einen der renommiertesten Getriebehersteller Indiens einen NamenShanthi Gears Ltd. liegt im Herzen einer Region, die von Landwirtschaft und Textilproduktion geprägt ist. Bei einem Blick in die Fabrikhallen dieses Unternehmens eröffnet sich allerdings eine völlig andere Welt – wo man auch hinschaut, nur Zahnräder und Getriebe.

Die Ingenieure der technischen Abteilung arbeiten mit dreidimensionalen Modellen und Computergraphiken, um sicherzustellen, dass die Abmessungen der Getriebegehäuse, die Zahnradgeometrie und die Getriebeleistung den Spezifikationen entsprechen. Nebenan in einer der fünf Hallen bohren CNC-Bohrmaschinen Löcher in die Getriebegehäuse und NC-gesteuerte Abwälzfräsmaschinen sorgen dafür, dass die Zahnradkörper die entsprechenden Formen und Abmessungen erhalten. Schließlich bringen Zahnradschleifmaschinen die Zahnflanken auf Hochglanz und optimale Präzision.

Shanthi Gears entstand aus der unternehmerischen Initiative eines einzelnen Technikers. 1969 gab der Geschäftsführer P. Subramanian seine Lehrtätigkeit auf und wandte sich der Herstellung von Zahnrädern zu. Da er kein Startkapital besaß, vergab er anfänglich die Aufträge für die losen Zahnräder, die in den örtlichen Textilmaschinen verwendet wurden, an Subunternehmer. Schon bald war er wegen seiner hohen Qualität und seinen pünktlichen Lieferungen bekannt und die Auftragsbücher füllten sich rasch.

Erweiterte Produktpalette

Bis 1972 hatte Subramanian genügend Kapital zusammen, um seine erste Fabrik zu eröffnen. Etwa zehn Jahre später erweiterte er sein Sortiment um Schneckengetriebe, zum einen, weil der gute Ruf des Unternehmens beste Voraussetzungen dafür bot und zum anderen, weil die Kunden es verlangten. Mitte der achtziger Jahre unternahm Shanthi Gears den nächsten Schritt und begann mit der Herstellung von Schraub- und Kegelradgetrieben. Gleichzeitig nahm das Unternehmen auch die Produktion von Getriebemotoren auf.

Um die Produktion besser steuern zu können, errichtete Shanthi Gears 1986 eine eigene Gießerei. Auf diese Weise konnte die Qualität verbessert und die Lieferzeit verkürzt werden. Die Gießerei ist auf die Herstellung von Grau- und Sphäroguss sowie auf NE-Metalle wie Phosphorbronze und Aluminium spezialisiert. Außerdem wurde im Rahmen der weiteren Integration vorgelagerter Produktionsprozesse ein Schmiedewerk in Betrieb genommen.

Heute stellt Shanthi Gears nicht mehr nur Getriebe für die Textilindustrie her. Hinzugekommen sind Branchen wie zum Beispiel die Fertigungs-, Energieerzeugungs-, Stahl-, Zement-, Zucker- und Luftfahrtindustrie. Das Sortiment erstreckt sich von Getrieben für einfache Hebevorrichtungen mit Handantrieb bis zu hochtechnischen Getrieben für Überschallflugzeuge.

Überdies baut Shanthi Gears seine eigenen Abwälzfräsmaschinen und Fräswerkzeuge, wodurch sich bei Sonderaufträgen die Lieferzeiten verkürzen lassen. Gerade damit hat sich das Unternehmen einen Namen gemacht. Dank der betriebsinternen Konstruktions-, Produktions- und Qualitätskontrollkapazität ist Shanthi Gears in der Lage, praktisch jeden Kundenwunsch im Getriebebereich zu erfüllen. Sonderaufträge machen inzwischen fast
50 Prozent des gesamten Geschäfts aus.

Da Shanthi Gears sich durch den Bau von Präzisionsgetrieben und die Ausführung von Sonderaufträgen einen Namen machte, schossen die Verkaufszahlen in die Höhe.

Durch die Liberalisierungsbestrebungen der indischen Regierung und die daraus resultierende Öffnung der Exportmärkte erhielt das Unternehmen zudem die Gelegenheit, seine Produkte im Ausland abzusetzen.

Qualitätsnormen erfüllt

Eine wichtige Starthilfe für die Exporttätigkeit waren die Maschinen und Qualitätsprüfanlagen des Unternehmens, die von den besten Herstellern der Branche stammten. Da die Getriebe von Shanthi Gears außerdem die ISO-, DIN- und AGMA-Normen (internationale, deutsche und amerikanische Qualitätsnorm) erfüllten, war das Unternehmen davon überzeugt, dass seine Produkte mit Erzeugnissen anderer Hersteller konkurrieren konnten. Shanthi Gears bewies darüber hinaus, dass die technische und logistische Kapazität des Unternehmens allen Anforderungen genügte, um ein Getriebe zu konstruieren und zu bauen, es in den Hafen von Madras zu transportieren, auf den nächsten Frachter zu laden und innerhalb von drei Wochen beim Kunden anzuliefern – pünktlich und zu einem wettbewerbsfähigen Preis.

All diese Bemühungen führten schließlich zu den erhofften Auftragseingängen. 1995 exportierte Shanthi Gears Getriebe und Getriebegehäuse im Wert von etwa vier Millionen Rupien (190.000 Mark oder 96.000 Euro). Im vergangenen Geschäftsjahr, das am 31. März 2000 zu Ende ging, stieg diese Zahl auf 17 Millionen (800.000 Mark oder 410.000 Euro). Wenngleich auch der Exportanteil bisher noch weniger als fünf Prozent des Gesamtumsatzes von 400 Millionen Rupien (18,8 Millionen Mark oder 9,6 Millionen Euro) ausmacht, sieht der Trend vielversprechend aus. Das Unternehmen strebt für das kommende Geschäftsjahr eine Verdoppelung seiner Exporte an.

Was die Zukunftsaussichten betrifft, sollte Shanthi Gears vielleicht einen Blick nach Japan wagen. Vor wenigen Jahren noch waren japanische Getriebe auf dem Weltmarkt weitgehend unbekannt und heute werden sie in alle Teile der Welt exportiert.

Åke R. Malm

Leitender Redakteur von Evolution, unterstützt von Journalisten in New Delhi und Coimbatore

Fotos D. Krishnan