Tony Rizzo

[Netzvorteile]Tony Rizzo ist einer der ganz wenigen Leute, die sowohl technisches als auch literarisches Talent besitzen. Ende der siebziger Jahre erwarb er an der Universität von New York sein Examen in Englisch und Computerwissenschaften.

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[Netzvorteile]Tony Rizzo ist einer der ganz wenigen Leute, die sowohl technisches als auch literarisches Talent besitzen. Ende der siebziger Jahre erwarb er an der Universität von New York sein Examen in Englisch und Computerwissenschaften.

„Damals dachten meine Studienberater, ich sei ziemlich verrückt“, erinnert sich Rizzo. „Aber für mich hat es sich ausgezahlt.“

Rizzo hat es bis zum Chefredakteur und Kolumnisten beim Internet World Magazine gebracht, einer der bedeutendsten Wochenzeitschriften für die New Economy mit einer Auflage von 235.000 Exemplaren.
Das Internet ist nicht allein eine technologische Frage. Hier geht es um Geschäft, sagt Rizzo. „Es geht darum, wie diese Technologie [von Unternehmen] strategisch und taktisch vorteilhaft genutzt werden kann. Und es geht darum, wie man mit Hilfe des Internets die Kommunikation innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette verbessern kann, die Partner, Kunden, Lieferanten und internes Personal einschließt.“

Rizzo wurde im New Yorker Stadtteil Little Italy geboren und begann seine schriftstellerische Karriere als „armer Poet“, wie er sich ausdrückt, im Manhattaner Künstlerviertel Lower East Side. In dieser Zeit widmete er sich der Erarbeitung spezieller Techniken für das Lesen von Poesie, die es dem Leser ermöglichen sollten, seine Gedichte in nicht-linearer Weise zu lesen. „Das war damals nicht gerade ein heißes Thema“, so Rizzo. Heute gibt es dagegen Hypertext-Links im Internet, die eine ähnliche Form des selektiven Lesens bieten.

Anfang der achtziger Jahre gab er das Künstlerdasein auf und nahm eine Stelle in der Bücherei der New Yorker Universität (Bobst Library) an, wo er zusammen mit einem Team die Automatisierung der Ausleihkartei und des Katalogisierungssystems sowie die Vernetzung der Büchereien von verschiedenen angeschlossenen Colleges vorantreiben sollte. Darüber hinaus schrieb er freiberuflich Computerrezensionen für Zeitschriften, eine Tätigkeit, die ihn Ende der achtziger Jahre zur Gründung des Microsoft Systems Journals veranlasste. „Ich war einer der ersten 1.000 Microsoft-Angestellten“, sagt er.

Rizzos literarische Karriere nahm ihren Lauf. Er wechselte zum PC Magazine über, das damals alle zwei Wochen erschien und gut 600 Seiten mit Artikel und Anzeigen umfasste. Von dort aus ging er als Mitbegründer und Herausgeber zu CMP Medias Network Computing Magazine. Hier war er auch Anfang 1993 tätig, als er und ein Kollege einen Artikel über den bevorstehenden Internet-Goldrausch verfassten und herausgaben. Es war einer der ersten Beiträge zu diesem Thema in der Fachpresse.

Dieser Artikel war der Auftakt zu Rizzos nächstem Karriereschritt. Er wurde Chefredakteur von einer der ersten Internet-Fachzeitschriften, dem NetGuide Magazine. Er fühlte jedoch, dass irgendetwas fehlte. Zu dem Zeitpunkt, Mitte der neunziger Jahre, hatte er, ebenso wie viele seiner Leser, noch keine richtige Auffassung von dem unglaublichen Potenzial des Internets als Medium für Intern- und Kundenkommunikation.

„Ich hatte mich bei meiner redaktionellen Tätigkeit immer ganz auf meine praktischen Technikkenntnisse verlassen“, erzählt Rizzo. „Jetzt brauchte ich dringend praktische Erfahrungen mit dem Internet.“

Wieder einmal siegte in Rizzos Leben das technische über das literarische Interesse. Er verließ seinen Chefredakteurposten und wurde Hightech-Berater. Schließlich landete er in dieser Funktion bei Ernst & Young, einem der führenden Beratungsunternehmen in der Welt. Er pendelte ständig zwischen New York und Seattle und erlebte den enormen Internet-Boom von Ende der neunziger Jahre und Anfang 2000 aus nächster Nähe.

„Unser Ziel war, ein ganzes Angebot von finanziellen Dienstleistungen im Internet zu präsentieren“, so Rizzo. „Ernst & Young vertritt die amerikanische Unternehmenswelt im oberen Marktsegment. Wir wollten sehen, was praktikabel war.“

Später ging Rizzo zu Internet World, um wieder seinen literarischen Neigungen nachzugehen, aber die Lektionen, die er während seiner Beraterzeit gelernt hat, beeinflussen noch heute, was er an seine Leser weitergibt, nämlich dass das Internet die Fähigkeit besitzt, das Wirtschafts- und Geschäftsleben in der ganzen Welt zu verändern. Daran glaubt er felsenfest.

„Die frühen Fehler der Fortune 500 Unternehmen beruhten darauf, dass man Internet-Projekte entweder externen Alleingängern oder alterfahrenen IT-Managern übertrug“, meint Rizzo. „Das ist nicht der richtige Weg. Wir machten als Berater die gleichen Fehler. Wir verbrachten fünf Monate mit dem Aufstellen von Projektplänen und Diagrammen für die Projektleitung, und wenn wir fertig waren, hatten sich die Technologie und die Perspektive der Benutzer geändert. „Wir lernten dabei etwas Grundlegendes: Man muss das Internet an die Geschäftsziele des Unternehmens koppeln und nicht die Geschäftsziele an das Internet.“

„Die Herausforderung besteht für jedes Unternehmen darin,
herauszufinden, wie es Kommunikationswege und wichtige Geschäftsinformationen in seiner Wertschöpfungskette optimal nutzen kann“, so Rizzo. „Die neue Art der Konkurrenz wird in Zukunft heißen: Meine Wertschöpfungskette konkurriert mit
Deiner Wertschöpfungskette. Wie kommunizieren Sie mit Ihren Lieferanten und wie sieht Ihre Internkommunikation aus – im

Vergleich zu Ihren Wettbewerbern?“

Es gibt auch einige externe Beweise für diesen Trend. Auf der letzten Partner World Tagung von IBM sagte der Vorstandsvorsitzende Lou Gerstner, dass in größeren Unternehmen 53 Prozent der IT-Ausgaben von Akquisitionsabteilungen und nicht von Computerabteilungen disponiert werden. Bis 2003 werden es 60 Prozent sein.

„Dieser Anteil wird weiterhin wachsen. Welche Rolle das Internet in der amerikanischen Geschäftswelt spielen wird, werden Geschäftsleute und Geschäftsstrategen bestimmen. Sie wünschen sich eine webbasierte Infrastruktur und sichere, unkomplizierte Wege, um mit der Außenwelt zu kommunizieren.
Geschäftsstrategen und Business-Technologen wissen, dass jedes erfolgreiche Geschäft auf Zusammenarbeit basiert.“

Und wie sehen die revolutionären Veränderungen aus, die diese Business-Technologen in ihren Unternehmen durchführen? Nun, zum einen richten sie zahlreiche Websites für den internen Gebrauch ein. „Was ich meine, ist eine Website, die nur innerhalb eines Unternehmens genutzt wird“, erklärt Rizzo. „Dort findet man zum Beispiel Werkzeuge, um eine Zeitschrift zu bearbeiten. Wenn ich also unterwegs bin, bin ich nicht auf irgend jemanden angewiesen, der mir ein bestimmtes Dokument per E-Mail zuschickt. Ich logge mich mit einem Kennwort ein und das Dokument ist zugänglich. Das verbessert die Kommunikation und die Möglichkeiten der Zusammenarbeit.“

Der gesamte Bereich des Customer Relationship Management (Kundenbetreuungsmanagement) boomt ebenfalls dank Internet. Vielseitige webbasierte Programme, die die Unternehmen implementieren, um mit Hilfe des Internets beispielsweise die Anzahl von Tagen für die Auslieferung eines Autos an den Händler zu verkürzen, werden das Geschäftsleben von Grund auf verändern. Diese Entwicklung wird in den nächsten Jahren vielleicht auch bei den Fortune 500 Gesellschaften einiges bewegen, meint Rizzo, denn Unternehmen, die das nicht begreifen, werden nicht überleben.

Abschließend meint Rizzo noch: „Die Frage ist: Wie schafft man in der Praxis ein hervorragendes Kommunikationsnetzwerk sowohl für den internen als auch für den externen Gebrauch eines Unternehmens? Wie bringen Sie Ihre Partner dazu, mitzuziehen? Wie hält man sich ständig up-to-date, um Geschäftsprobleme mit Hilfe von technologischen Mitteln zu lösen? Das ist eben die Herausforderung.“

Fußnote:

Tony Rizzo arbeitet jetzt als Berater für Internet- und Webbtechnologie bei einer New Yorker Beraterfirma.

Gene Koprowski

Wirtschaftsjournalistin in Chicago, USA

Fotos Steve Vaccariello

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