Trinkwasser fürs Paradies

Touristen preisen das tropische Eiland Saint-Martin mit seinem traumhaften Klima und seinen malerischen, sonnenverwöhnten Stränden als Paradies auf Erden. Hier spielt Vivendi Enerserve N.V. im Alltagsleben der Besucher wie der Einheimischen eine SchlüsselrolleDer Zugang zu sauberem Trinkwasser ist überall auf der Welt gleich wichtig, sozusagen eine „universelle Notwendigkeit“, selbst an einem Ort wie Saint-Martin mit seinem beneidenswerten Vorzug, von den türkisfarbenen Wassern der Karibischen See und des Atlantischen Ozeans umgeben zu sein. Hier, inmitten tropischer Brisen und säuselnder Palmen, arbeitet rund um die Uhr eine Wasseraufbereitungsanlage und produziert Tag für Tag rund 9.500 Kubikmeter frisches Trinkwasser.

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Touristen preisen das tropische Eiland Saint-Martin mit seinem traumhaften Klima und seinen malerischen, sonnenverwöhnten Stränden als Paradies auf Erden. Hier spielt Vivendi Enerserve N.V. im Alltagsleben der Besucher wie der Einheimischen eine SchlüsselrolleDer Zugang zu sauberem Trinkwasser ist überall auf der Welt gleich wichtig, sozusagen eine „universelle Notwendigkeit“, selbst an einem Ort wie Saint-Martin mit seinem beneidenswerten Vorzug, von den türkisfarbenen Wassern der Karibischen See und des Atlantischen Ozeans umgeben zu sein. Hier, inmitten tropischer Brisen und säuselnder Palmen, arbeitet rund um die Uhr eine Wasseraufbereitungsanlage und produziert Tag für Tag rund 9.500 Kubikmeter frisches Trinkwasser.

   Saint Martin liegt an der Stelle, an der die großen auf die kleinen Antillen treffen, etwa 300 Kilometer südöstlich von Puerto Rico. Mit seinen gerade einmal 96 Quadratkilometern ist es das kleinste Stückchen Land auf Erden, durch das eine Staatsgrenze verläuft: Seit der ersten Teilung der Insel im Jahre 1648 sind hier Frankreich und die Niederlande Nachbarn.

   Enerserve begann vor etwa 20 Jahren mit kleinen Wasseraufbereitungsanlagen für lokale Hotels auf der Insel Fuß zu fassen. Seit 1997, dem Jahr, in dem die Wasserproduktion privatisiert wurde, versorgt das Unternehmen die gesamte niederländische Seite der Insel mit Trinkwasser (die französische verfügt über eine eigene Aufbereitungs- und Versorgungsanlage). Neben der Hauptanlage betreibt das Unternehmen noch eine Reihe kleinerer Anlagen im Umfeld von Hotels und Privathäusern.

   Enerserve beliefert auch andere Inseln und Länder der Region mit Wasseraufbereitungsanlagen. Und es verfügt über mehrere Wasserhandelsverträge. Den (nach Saint-Martin) größten darunter hat das Unternehmen in Antigua abgeschlossen, wo es pro Tag 7.500 Kubikmeter Frischwasser verkauft. 1999 wurde Enerserve zu einem Teil der französischen Unternehmensgruppe Vivendi, der weltweit größten Wasseraufbereitungsgesellschaft.

Die Aufbereitung des Wassers

Der Haupt-Wasseraufbereitungsbetrieb von Enerserve nimmt seinen Ausgang in den Gewässern der auf der Leeseite von Saint-Martin gelegenen Cay Bay. „Es handelt sich um einen kontinuierlichen, geschlossenen Prozess“, erläutert Bart Vervetjes, seines Zeichens technischer Betriebsleiter. Zunächst wird das Wasser durch zwei Einleitungsrohre angesaugt, die 330 Meter in die Bucht hinein ragen. Anschließend wird das Wasser durch eine Anzahl von Filtern geleitet, die es von Sand, Korallen und kleinen Fischen befreien, bevor es dann eine Hochdruckpumpe passiert, welche das Wasser bei einem Druck von 70 bar durch eine Reihe semipermeabler Membranen presst und es dabei sowohl von bakteriellen Verunreinigungen als auch vom Salz befreit.

   Am Ende gelangen 50 Prozent des angesaugten Wassers als Sole oder Abwasser von doppelter Salzkonzentration wieder in die Bucht. Pro Tag lassen sich mit der Anlage bis zu 14.500 Kubikmeter Frischwasser bereiten.

   Die Entsalzung des Wassers erfolgt in einem Prozess namens „Umkehrosmose“. Das sei eine noch relativ junge Technologie, meint Vervetjes. Meerwasser passiert dabei zwei gesonderte Stufen semipermeabler Membranen. Das dabei entstehende Wasser ist so rein, dass die Messung des Salzgehalts gerade einmal noch 150 ppm ergibt.

   „Die Güte des bei uns produzierten Wassers liegt weit über dem weltweiten Standard“, versichert Vervetjes. „Einer der Hauptgründe hierfür liegt darin, dass im Verteiler noch alte Stahlrohre verlegt sind. Stahl bedeutet Korrosionsprobleme, und deshalb ist unser Wasser so rein: damit die Verteilerrohre nicht rosten.“

Einflussfaktoren

Noch vor 25 Jahren lebten auf der niederländischen Seite von Saint-Martin (Sint Maarten) gerade einmal etwa 2.500 Menschen. Seither ist die Einwohnerzahl auf nunmehr 35.000 gewachsen, und während der Tourismussaison kommen noch einmal halb so viele dazu. „In der Hochsaison fahren wir meist fünf, manchmal sechs Produktionszyklen“, so Edo Sipma, Werksleiter und Geschäftsführer des Regionalbetriebs von Enerserve auf den Windward Islands und Antigua. In den restlichen Monaten komme man mit drei bis vier aus.

   Einfluss auf die Produktion nimmt auch die Niederschlagsmenge: Das Auffangen von Regenwasser stellt auf der Insel die – noch heute praktizierte – traditionelle Methode der Wassergewinnung dar. Auf den Dächern aufgefangen, wird es in Betonkeller oder Zisternen geleitet. Noch immer nutzen 80 Prozent der Häuser auf der Insel wie auch einige Hotels dieses Verfahren.

   Das Arbeitspferd im Hauptwerk von Enerserve ist Einheit Nr. 7 – eine ununterbrochen laufende 1 000-Kilowatt-Kreiselpumpe, die im Jahr 1999 installiert wurde. Das Werk verfügt darüber hinaus über fünf Verdrängerpumpen. Laut Sipma produziert die große Einheit 40 Prozent der Gesamtkapazität des Werks. „Die Kreiselpumpe hat einen etwas schlechteren Wirkungsgrad“, fährt er fort. „Dafür arbeitet sie zuverlässiger und ist weniger wartungsanfällig als die Verdrängerpumpen.“

   Strom ist auf der Insel sehr teuer, zum Teil auch deshalb, weil er in einem vergleichsweise kleinen Kraftwerk erzeugt wird. So verwundert es nicht, dass Elektrizität für Enerserve den Hauptkostenfaktor darstellt. Jeder per Umkehrosmose produzierte Kubikmeter Wasser erfordert fünf Kilowattstunden Strom. Während jedoch in den USA eine Kilowattstunde bereits für 0,02 Euro zu haben ist, zahlt Enerserve auf Saint-Martin umgerechnet 0,15 Euro.

   Sipma nimmt den Taschenrechner zur Hand. Bei einer durchschnittlichen Tagesproduktion bedeutet dies 47.500 Kilowattstunden mit Kosten von USD 6.175, sagt er. Hochgerechnet ergeben sich im Mittel USD 43.225 pro Woche oder USD 2,25 Millionen jährlich, sodass jedem sich sogleich erschließt, warum bei Enerserve Energiesparen höchste Priorität besitzt.

   Durch eine rationelle Energienutzung lassen sich erhebliche Kostenvorteile erzielen, folgert Sipma. Also wird der gesamte Aufbereitungsprozess unter die Lupe genommen. Um Energieeinsparungen bemüht man sich auf technologischem Wege, in Form von Einrichtungen zur Energierückgewinnung wie Drucktauschern und noch weiteren Systemen. In der Anlage wurden sogar 80 Prozent der vorhandenen Membranen ersetzt – nicht etwa, weil die vorhandenen alt und verschlissen gewesen wären, sondern weil die neuen mit weniger Energie auskamen. In den zurückliegenden vier Jahren konnte auf diese Weise der Energieverbrauch um 25 Prozent gesenkt werden. „Wir stecken schon eine ganze Menge Geld hinein. Aber es zahlt sich aus“, versichert Vervetjes.

Gotteswerk

Tropische Wirbelstürme – oder „Gotteswerk“, wie sie auf der Insel bezeichnet werden – stellen ein Problem für sich dar. Während eines Hurricane geht das Kraftwerk komplett vom Netz, daher muss in dieser Zeit auch die Wasseraufbereitung und das Verteilernetz abgeschaltet werden. „Das kann manchmal Tage dauern“, seufzt Sipma.

   Mitunter auch noch länger. 1995 sorgte der besonders verheerende Orkan „Luis“ für eine über dreimonatige Stromunterbrechung. „Das war keine besonders schöne Zeit“, erinnert sich Vervetjes.

   Eine weitere Herausforderung besteht darin, die Belegschaft nach dem Orkan wieder an die Arbeit zu rufen. Vervetjes meint, er bekäme das zwar alleine hin, jedoch müsse er dazu „wie verrückt durch die Gegend rennen.“ Das Leben auf einer tropischen Insel ist eben nicht immer einfach.

Kathleen Saal
  
Wirtschaftsjournalistin mit Wohnsitz im
  
US-Bundesstaat Georgia.
  
Fotos Getty Images und Kathleen Saal
  

 

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