Tun, was man Joan Bavaria

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„Wer nicht an der Lösung beteiligt ist, ist am Problem beteiligt!“ So lautet ein oft zitierter Ausspruch von Umweltschützern und Sozialaktivisten. Die Investmentberaterin und Umweltschützerin, Joan Bavaria, ist ohne Zweifel eine Frau, die Probleme löst. Sie gilt als Vorreiterin der weltweiten Bewegung, die sich für eine nachhaltige Wirtschaft einsetzt

Joan Bavaria weiß, wie man Dinge bewegt. Diese Lektion lernte sie in den 1970er Jahren, als sie die maßgeblichen Stellen in der Bostoner Bank, in der sie tätig war, dazu brachte, ein Fitnessprogramm in der Mittagspause einzuführen. Trotz Widerstand von der Unternehmensleitung kam das Trainingsangebot schließlich zustande und weckte viel Aufmerksamkeit in den Medien. Der amerikanische Sport- und Gesundheitsrat (US President’s Council on Physical Fitness) äußerte sich lobend über die Initiative. Vor allem aber wurde die Idee von ihren Kollegen und Kolleginnen dankbar aufgenommen.

„Ich wusste, dass es das Richtige war“, sagt sie heute. „Die Leute fanden es großartig. Sie kamen zu mir und meinten: ,Das ist die einzige Entspannung, die ich den ganzen Tag über bekomme’. Ich erkannte damals, dass manchmal, wenn man auf dem direkten Wege nichts bewirkt, jedes Mittel recht sein kann, um etwas zu erreichen.“

Während ihrer gesamten beruflichen Laufbahn hat sich Bavaria darauf konzentriert, stets das zu tun, was sie für richtig hält. Sie gilt als Pionierin in der Bewegung für sozial verantwortliches Investment und ist eine eifrige Verfechterin der nachhaltigen Wirtschaft. Sie gehört zu den Gründern des Trillium Asset Management, das 1982 ins Leben gerufen wurde, und ist auch heute noch President der Gesellschaft. „Es ging nicht darum“, erklärt sie, „die Welt mit einer weiteren Investmentgesellschaft zu bevölkern, sondern Kapitalismus aus vielen verschiedenen Blickwinkeln zu sehen. Wir befassen uns mit Wirtschaftsentwicklung und insbesondere mit Investitionsfragen, behalten dabei jedoch ständig im Auge, wie man ökologische und soziale Ziele in den Prozess integrieren kann.“

Trillium hat heute 33 Beschäftigte (die gleichzeitig auch Teilhaber sind) und verwaltet 630 Millionen Euro. Die Gesellschaft veröffentlicht Forschungsberichte über soziale Themen und Investment, löst zusammen mit Kunden und Unternehmen deren Probleme im Sozial- und Umweltmanagementbereich, investiert beachtliche Beträge in Sozialaktivismus und Öffentlichkeitsarbeit und spendet fünf Prozent ihrer Gewinne vor Steuern für wohltätige Zwecke.

Rückblickend sagt Bavaria: „Es war kein gerader Weg von der Bank zu Trillium, aber die Erfahrungen aus meiner Banktätigkeit änderten meine Vorstellungen von Unternehmen. Ich lernte, dass man Veränderungen häu nur herbeiführen kann, wenn man Druckmittel hat, die nicht immer den von oben vorgeschriebenen Spielregeln entsprechen.“

Heute dreht sich ein Großteil ihrer Arbeit um Fragen der Nachhaltigkeit (der Name Trillium symbolisiert, dass drei Elemente mit dem Begriff Nachhaltigkeit untrennbar verknüpft sind: Ökologie, Ökonomie und Soziales). Sie betont jedoch, dass sie ein anderes Verständnis von Nachhaltigkeit habe als viele Wirtschaftsanalytiker. „Wir meinen mit Nachhaltigkeit ein System, das die ökologischen und sozialen Kosten einer Wirtschaftstätigkeit berücksichtigt und gesunde, stabile Wirtschaftsinstitutionen für wichtig erachtet, sich aber von der Idee distanziert, dass es Wachstum und Entwicklung um jeden Preis geben muss, ungeachtet der Menschen und Ressourcen, die dahinter stehen.“

„Unternehmen wachsen, indem sie Konkurrenten das Geschäft wegnehmen oder neues Geschäft schaffen“, fährt Bavaria fort. „Auf diese Weise wird es stets Wachstum geben. Ich frage mich nur, ob man immer davon ausgehen sollte, dass alles unbedingt wachsen muss.“

Diese Ansicht teilen auch die Kunden von Trillium, die Bavaria als „sehr progressiv“ beschreibt.

„Bei uns sind Frauen in der Überzahl“, meint sie. „Einige kommen gerade deshalb zu uns, aber für die Mehrheit ist die Umwelt die wichtigste Frage. Es ist auch das Thema, das mir persönlich am meisten am Herzen liegt.“

„Als wir 1982 damit begannen, gab es nahezu keine Schnittstelle zwischen Investoren und Umweltfragen. Wir haben sie durch Konkretisierung der Problematik wirklich zusammengebracht. Heute ist das Thema Umwelt bei Anlegern und Unternehmen brandaktuell. Die Grundsätze, die aus der Gründung von CERES (Coalition for Environmentally Responsible Economies) entstanden sind, haben dafür einen Rahmen geschaffen. Die Welt sieht inzwischen völlig anders aus.“

Bavaria gehörte zu den Gründungsmitgliedern von CERES und war lange Zeit Vorsitzende der Vereinigung, die 1989 als Partnerschaft zwischen führenden Umweltgruppen und institutionellen Anlegern mit besonderem Interesse an sozial und ökologisch verantwortungsvollen Investitionen gebildet wurde. Die Notwendigkeit exakter Berichterstattung von Seiten der Unternehmen führte zur Entwicklung der CERES-Leitsätze. Es handelt sich um zehn Umweltmanagementrichtlinien zu den Themen: Schutz der Biosphäre, nachhaltige Nutzung von Naturressourcen, Abfallreduzierung und -entsorgung, Energieeinsparung, Risikoabbau, sichere Produkte und Dienstleistungen, Umweltsanierung, Information der Gesellschaft, unternehmerisches Engagement sowie Prüfung und Berichte.

„Wir wussten von Anfang an, dass wir ohne qualifizierte Informationen nichts erreichen würden“, erinnert sich Bavaria. „Man bekommt Informationen von der Regierung, von Umweltgruppen und von Unternehmen, kann sich jedoch nicht darauf verlassen, dass sie objektiv und korrekt sind, egal woher sie stammen. Deshalb lancierten wir die Idee, das Thema Umwelt zur Unternehmensphilosophie zu machen, um so Infor­mationen direkt von den Gesellschaften zu erhalten. Die Global Reporting Initiative (GRI) war ein Ergebnis unserer Bemühungen und gilt heute als Richtlinie für Nach­haltigkeitsberichterstattung.“

Letztendlich hängt alles von den Menschen ab, glaubt Bavaria. „Unternehmen sind keine gesichtslosen Gebilde, sondern eine Gruppe von Menschen. Und Menschen wollen gerne etwas bewegen. Die Botschaft, die ich vermitteln möchte, wenn ich Unternehmensvertreter treffe, ist folgende: ‚Macht das, was ihr für richtig haltet‘. Es sind immer einzelne Menschen, die Dinge verändern. Manchmal ist es der Geschäftsführer, manchmal eine andere Führungskraft. Im Grunde sind die meisten Menschen gut. Sie warten nur auf eine Gelegenheit, um das Richtige zu tun, also gebt ihnen die Gelegenheit.“


Ausgezeichnete Umweltaktivistin

Die Investmentberaterin und Umweltschützerin, Joan Bavaria, hat beachtliche Anerkennung für ihre Arbeit während ihrer beruflichen Laufbahn erhalten. Zu ihren zahlreichen Auszeichnungen gehört der Internationale Umweltpreis 2004 der Stadt Göteborg, den sie sich mit Tessa Tennant aus Großbritannien teilt. Sie erhielt den Preis für ihre Bemühungen „um eine anhaltend positive Entwicklung sowie um Aufmerksamkeit für durchgeführte strategisch interessante Umweltprojekte“. 2000 wurde sie von Green Cross International in Zusammenarbeit mit Global Green USA mit dem Millennium Award for Corporate Environmental Leadership ausgezeichnet, und 1999 wurde sie von der Zeitschrift Time als „Hero of the Planet“ gelobt. Time nannte sie eine „eiserne Aktivistin und Verfechterin“ des sozial verantwortungsvollen Investments und Umweltschutzes.

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