Volles Rohr
Wenn sich ein Brand durch eine defekte Pumpe zu einem Großfeuer entwickelt, ist Zuverlässigkeit mehr als nur ein Faktor in der Nutzen/Kosten-AnalyseSeit Gründung von Pennsylvanias „grünem“ Verwaltungssitz, Philadelphia, durch William Penn ist diese Stadt immer um Brandsicherheit bedacht gewesen. Penn, der den Londoner Großbrand von 1666 miterlebt hatte, legte Philadelphia rasterförmig an und benutzte offene Plätze als natürliche Brandschneise.
Wenn sich ein Brand durch eine defekte Pumpe zu einem Großfeuer entwickelt, ist Zuverlässigkeit mehr als nur ein Faktor in der Nutzen/Kosten-AnalyseSeit Gründung von Pennsylvanias „grünem“ Verwaltungssitz, Philadelphia, durch William Penn ist diese Stadt immer um Brandsicherheit bedacht gewesen. Penn, der den Londoner Großbrand von 1666 miterlebt hatte, legte Philadelphia rasterförmig an und benutzte offene Plätze als natürliche Brandschneise.
Die 2.500 Beschäftigten der städtischen Berufsfeuerwehr von Philadelphia führen Penns Tradition der Brandsicherheit fort. Die 61 motorisierten Lösch- und 29 Rettungstrupps betreuen ein Einsatzgebiet von 350 Quadratkilometern mit Wohn- und Bürohäusern, darunter auch einige der bedeutendsten historischen Gebäude des Landes.
Heutzutage ist die Feuerwehr nicht nur für die Brandbekämpfung zuständig. Philadelphias Feuerwehr verfügt auch über 39 medizinische Einheiten, deren Einsätze von zwei Leitstellen koordiniert werden, eine schwere Rettungseinheit für Katastrophenfälle, eine Einheit für Gefahrgut-Schadensfälle und zwei Einheiten für Massenbetreuung von Verletzten. Zwei Einheiten für Wasserrettung patrouillieren den Delaware- und den Schuylkill-Fluss und eine Luftrettungseinheit ist auf dem Philadelphia International Airport stationiert.
Im vergangenen Jahr nahmen die Brandbekämpfer von Philadelphia 300.000 Notrufe entgegen, wovon sich 10.783 auf Gebäude- und Flächenbrände bezogen. Philadelphias Feuerwehr gehört zu den besten des Landes, nicht zuletzt dank des Einsatzes hochmoderner Technik.
Leistungsnachweis erforderlich
Egal, ob es sich um das neuste Atemschutzgerät oder um eine kraftvolle Sprühflut-Löschanlage handelt, die Feuerwehr verlangt für jedes Gerät einen Leistungs-, Zuverlässigkeits- und Haltbarkeitsnachweis.
„Wir brauchen eine Geräteausstattung mit Qualitätsnachweis“, sagt der Zugführer John Grillone, Leiter des technischen Hilfstrupps. „Die Zuverlässigkeit eines Fahrzeugs oder Geräts ist für uns vielleicht das Wichtigste. Mit unseren Pumpen haben wir selten Probleme gehabt.“
Zurzeit wartet man auf die Lieferung von drei neuen, doppelt einsetzbaren Löschfahrzeugen, die sowohl Wasser als auch Schaum mitführen. Diese hochmodernen Fahrzeuge werden die Effektivität und Flexibilität der Feuerwehr noch weiter erhöhen.
Die um Brandsicherheit besorgte Stadt Philadelphia war schon in der Vergangenheit oft führend, wenn es um Technik zur Feuerbekämpfung ging. Das erste Mal war 1730, als Philadelphia hochmoderne Löschgeräte aus England erhielt.
„Sie sahen aus wie eine Art Badewanne auf Rädern mit einem Wasserbehälter, einer Kammer und einer Handpumpe“, erzählt Jack Wright, ein Historiker des Feuerwehrmuseums in Philadelphia.
Geschichtlicher Rückblick
Löschgeräte, zunächst nur in Form eines Wasserreservoirs, wurden in Europa erstmalig Ende des 17. Jahrhunderts eingeführt. Später nahm man dann eine Handdruckpumpe zur Hilfe, um das Wasser durch eine Düse in Eimer zu füllen. Die Pumpen, die Philadelphia Anfang des 18. Jahrhunderts erwarb, waren moderne Versionen, die in der Lage waren, Wasser zwischen neun und 15 Meter weit zu spritzen. Wasserdruck und –volumen konnten jedoch nie besser sein als die Kraft und Ausdauer der Feuerwehrleute, die das Wasser von Hand pumpten.
Einige Jahre später kam die so genannte Philadelphia Pumpe auf den Markt. Das Löschgerät war so schmal, dass es auch in enge Gassen fahren konnte, und hatte ein besseres Getriebesystem, mit dem das Wasser bis zu 27 Meter weit gespritzt werden konnte. Die zwölfköpfige Besatzung arbeitete in 90-Sekunden-Schichten.
„Es handelte sich immer noch hauptsächlich um defensive Löscheinsätze“, sagt Wright. Das sollte sich jedoch mit der Einführung des Feuerlöschschlauchs im Jahre 1804 ändern. Es war nicht direkt eine Neuheit, denn die ersten Feuerwehrschläuche wurden bereits 1672 in den Niederlanden eingesetzt. Sie waren aus handgenähtem Leder und nicht sehr wirkungsvoll. Die neuen Schläuche bestanden ebenfalls aus Leder mit Kupfernieten zur Sicherung der Nähte. Der Anschluss eines Schlauchs an ein Löschgerät ermöglichte den Feuerwehrleuten eine offensive Brandbekämpfung.
Die nächste bedeutende Weiterentwicklung auf diesem Gebiet ließ ein halbes Jahrhundert auf sich warten. Als dann jedoch 1854 die erste Dampfspritze in Cincinnati eingeführt wurde, bedeutete dies die definitive Wende in der Brandbekämpfung. Dieses Löschgerät war zu schwer, um von Menschen getragen zu werden. Man setzte stattdessen Pferde ein, und weil das Pumpen von Hand wegfiel, wurden weniger Feuerwehrkräfte gebraucht. Bei vielen freiwilligen Feuerwehren stieß dieser Fortschritt nicht gerade auf Begeisterung, weswegen es eine gewisse Zeit dauerte, bis sich die Dampfspritze durchsetzte.
Freiwillige voraus
Die meisten amerikanischen Berufsfeuerwehren sind aus freiwilligen Löschvereinen entstanden. Zu Kolonialzeiten waren es traditionell Händler und andere Geschäftsleute, die der freiwilligen Feuerwehr beitraten. Was Philadelphia betrifft, stiegen die Händler jedoch aus, als die Stadt größer wurde und sich zu einem Handelszentrum entwickelte. Die Löschvereine wurde von „einfacheren Leuten“, wie Wright sich ausdrückt, übernommen.
„Die Löschvereine degenerierten“, so Wright. „Zwischen den freiwilligen Organisationen kam es zu Rivalitäten und offenen Konflikten. Manchmal trugen zwei Vereine ihre Streitigkeiten aus, während der dritte das Feuer löschte.“
Dieser Konkurrenzkampf führte 1870 dazu, dass Philadelphia eine Berufsfeuerwehr gründete. 1885 nahm die Stadt die ersten Dampfspritzen in Betrieb und kaufte 40 Rotationspumpen mit Dampfantrieb. Die Rotationspumpen, die das Wasser mittels Zentrifugalkraft herausschleuderten, erwiesen sich allerdings als ineffizient, weswegen sie fünf Jahre später bei den meisten Feuerwehren durch Kolbenpumpen ersetzt wurden. Bei diesem Pumpentyp wurden mit Wasser gefüllte Zylinder durch die Auf- und Abbewegung der Kolben entleert.
Mit der Einführung des ersten motorisierten Löschfahrzeugs im Jahre 1912 änderte sich die Situation grundlegend. Die Pferde verschwanden, und 1923 setzte Philadelphia die letzte Dampfspritze außer Betrieb.
„Seitdem haben sich Löschfahrzeuge nicht wesentlich verändert“, meint Wright. „Die Leute sind erstaunt, dass auf diesem Gebiet nicht mehr passiert ist. Zur Kühlung werden Dieselmotoren eingesetzt, aber der größte Fortschritt war die Klimaanlage zur Kühlung der Einsatzfahrzeuge, und die bekamen wir 1995.“
Zwei Laufräder
Heute verwendet die Berufsfeuerwehr von Philadelphia eine Zweistufen-Kreiselpumpe mit zwei Laufrädern.
Diese 20 Millimeter dicken Scheiben haben tiefe Schaufeln, die das Wasser auffangen und durch die Laufräder fördern.
In der Druckstufe wird das Wasser von einem Laufrad zum anderen gefördert und dann mittels Zentrifugalkraft herausgeschleudert. Nach Angaben von Hauptmann Jack Maguire, der für die Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr verantwortlich ist, kann die Pumpe je nach Löscheinsatz einen Schlauchleitungsdruck zwischen 520 bis 860 kPa sowie einen Düsendruck von 210 kPa produzieren. Das entspricht einer Wassermenge von 660 bis 980 Litern pro Minute.
In der zweiten Stufe kommen beide Laufräder zum Einsatz und sorgen für einen Druckanstieg, der einen Wasserstrahl von 28 Metern erzeugt. Dies wäre natürlich ohne die heutigen computergefertigten Keramikdichtungen nicht möglich.
„Die Pumpen sind heutzutage besser, weil die Keramikdichtungen so exakt gefertigt sind“, meint Maguire. „Das reduziert den Wasserverlust und verbessert die Pumpenleistung. Der Unterschied ist frappierend. Der technische Fortschritt und die Computerisierung der gesamten Ausrüstung von den Löschgeräten bis zu den Fahrzeugen und Motoren – ja das ist wie der Sprung von den Gebrüdern Wright (Erfinder des Motorflugzeugs) zum Raumschiff.“
Leichter dank neuer Werkstoffe
„Der größte Unterschied ist das geringe Gewicht der heutigen Ausrüstung“, erklärt Hauptmann Charles P. Bushka, für die Geräteausstattung zuständiger Offizier der Feuerwehr von Philadelphia. „So sind zum Beispiel die Sprühflut-Löschgeräte aus einer Metalllegierung hergestellt. All diesen Verbesserungen haben wir es zu verdanken, dass die heutigen Materialien robuster, leichter und zuverlässiger sind.“
Dennoch bleibt das Löschfahrzeug das Herzstück der gesamten Brandbekämpfungsausrüstung. Es entscheidet unter Umständen darüber, ob Leben gerettet werden kann oder nicht.
„Wir wissen, wie wichtig die Löschfahrzeuge sind“, fügt Grillone hinzu. „Das Leben von Menschen hängt davon ab, dass sie funktionieren. Tun sie es nicht, können wir ebenso gut nach Hause gehen.“
Robert Calandra
freiberuflicher Journalist in Glenside,
Pennsylvania (USA)
Foto Jack Wright