Wiederbelebte Tradition der Papierherstellung

Die tschechische Papierfabrik Olšany baut auf eine lange Tradition handwerklichen Könnens. Durch eine große Investition soll diese Tradition nun mit der Herstellung von Spezialpapieren von besonders hoher Qualität fortgesetzt werdenDie Papierfabrik OP papírna s.r.o. liegt am nördlichen Rand von Morava (Mähren), einem Gebiet, das in der Tschechischen Republik seit langem für sein Papier bekannt ist.

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Die tschechische Papierfabrik Olšany baut auf eine lange Tradition handwerklichen Könnens. Durch eine große Investition soll diese Tradition nun mit der Herstellung von Spezialpapieren von besonders hoher Qualität fortgesetzt werdenDie Papierfabrik OP papírna s.r.o. liegt am nördlichen Rand von Morava (Mähren), einem Gebiet, das in der Tschechischen Republik seit langem für sein Papier bekannt ist.

Im Jahre 1861 beschlossen die Gebrüder Schmidt, ihre neuerworbene Wassermühle in dem Ort Olsany für die Papierherstellung umzubauen. Zunächst konzentrierte sich das Unternehmen auf die Fertigung von Zigarettenpapier, das nach Südamerika, Indien und Ende des 19. Jahrhunderts sogar nach China exportiert wurde. Das Papier war von so hoher Qualität, dass die Produkte der Olsany-Papierfabrik bis 1937 in zahlreichen Ländern Preise gewonnen hatten.

Ende der vierziger Jahre wurden jedoch sämtliche Papierfabriken an der March, dem größten Fluss Mährens, in einer Unternehmensgruppe mit dem Namen Olsany Papírny n.p. zusammengefasst. Jetzt hieß die Devise Quantität statt Qualität, wie so oft in der früheren Tschechoslowakei, eine Strategie, die 40 Jahre lang die Produktion bestimmen sollte. Dennoch gelang es Olšany Papírny 1970, eine zusätzliche Papiermaschine anzuschaffen, und zwar die PM5, die dünnes Druckpapier und technisches Papier sowie seidenpapierähnliches Bibelpapier, gefärbtes Druckpapier und Offsetpapier produzierte.

Weg in Moderne Zeiten

Heute ist OP papírna s.r.o eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Trierenberg Holding, die zur Zeit in eine komplette Modernisierung der Fabrik investiert, um besonders hochentwickelte dünne Papiere herstellen zu können.

Die Fabrik verfügt über drei Papiermaschinen, in der Branche kurz PM genannt, die sieben Tage pro Woche rund um die Uhr im Einsatz sind. Die PM1 stellt graphisches Papier her, das zum größten Teil in westeuropäische Länder exportiert wird. Die PM4 produziert 6.000 Tonnen Zigarettenpapier pro Jahr, von denen ein großer Teil in den GUS-Staaten (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten) abgesetzt wird. Die dritte Papiermaschine ist die gewaltige PM5 für die Herstellung von dünnem holzfreien Papier mit einem Flächengewicht von 25 bis 70 Gramm pro Quadratmeter. Jedes Jahr werden 30.000 Tonnen dieser schimmernden weißen Rollen zu Bibelseiten, Enzyklopädien, Gesetzbüchern, Katalogen und Gebrauchsanweisungen in allen Teilen Westeuropas, der GUS-Staaten und Nordamerikas verarbeitet.

Die umfassende Modernisierung war im Juni 1999 abgeschlossen. Heute ist die PM5 in vieler Hinsicht der Mittelpunkt in der Produktion von OP papírna.

„Die Projektierungsphase für die Modernisierung der PM5 dauerte nur elf Monate“, erzählt der Projektmanager Herwig Ferstl, der für die Durchführung verantwortlich war.
Während dieser Zeit bereiteten Techniker und Spezialisten aus verschiedenen Ländern die mechanische und elektrische Ausrüstung der Anlage sowie die Steuerungsvorrichtungen entsprechend vor.

Die eigentlichen Umrüstarbeiten wurden in erster Linie von Unternehmen vor Ort durchgeführt, sagt Ferstl. „Wir tauschten wichtige Komponenten wie etwa das Dampf- und Kondensatsystem, das Wärmerückgewinnungssystem sowie die Trockenhaube, die Leimpresse, das Glättwerk und den Maschinenantrieb aus.“

Andere Bauteile wie die Trockenzylinder, Pumpen, Rührwerke und Gebläse wurden in örtlichen Reparaturwerkstätten komplett überholt und gewartet. Außerdem wurden moderne Digitalsysteme eingebaut, die eine zentrale Steuerung des Papierherstellungsprozesses ermöglichen.
„Ich würde sagen, nahezu 100 Prozent der Anlage wurden modernisiert oder überholt“, so Ferstl. „Nur das Gebäude ist alt.“

Die gewaltige Papiermaschine ist weitestgehend von einer schützenden Aluminiumhaube umgeben. Wenn die Maschine arbeitet, verursacht sie zwar viel Lärm, aber nicht allzu viel Hitze. Die Trockenpartie wird gänzlich von der kräftigen Aluminiumtrockenhaube geschützt, die gleichzeitig auch zur Einsparung, Rückgewinnung und Wiederverwertung von Energie beiträgt.

Handwerk und Hightech

Trotz moderner Technik ist der Mensch immer noch unverzichtbar. Auch wenn sich der Arbeitsalltag für die 500 Mitarbeiter von OP papírna im Laufe der letzten Jahre geändert hat, ist das handwerkliche Können dieser mährischen Papierhersteller immer noch unverkennbar, genau wie bei ihren Vätern und Großvätern. Sie streichen liebevoll über die rotierenden glänzenden Zylinder und zeigen damit, dass sie nach wie vor eine enge Beziehung zu dem Produkt haben, das es schon gab, als die Mühlen noch vom Wasser angetrieben wurden.

„Die Olsany-Papierfabrik hat eine lange Tradition und ist einer der größten Arbeitgeber in dieser Region“, erzählt Radim Kováçek, Leiter der technischen Abteilung. „Deshalb geben die Väter ihr Können an ihre Söhne weiter.“ Die Papierherstellung scheint den Bewohnern von Morava irgendwie im Blut zu liegen.

Heute wird allerdings handwerkliches Know-how mit Datenanalysen kombiniert, die in schalldichten Kontrollräumen im Anschluss an die Papiermaschinen durchgeführt werden. Ferstl ist davon überzeugt, dass die neue Technologie bei den Olsany-Mitarbeitern sehr gut angekommen ist.

„Ziel unseres Konzerns ist es, dieselbe perfekte Qualität in jeder Produktionsstätte unserer Fabrik herzustellen. Wir machen keinen qualitätsmäßigen Unterschied, ob wir Papier für Ost- oder Westeuropa oder für Nordamerika produzieren“, meint Ferstl. „Wir können nicht behaupten, wir seien am Ende unserer Ziele. Wir haben uns eine wirklich starke Stellung verschafft, aber wir wissen auch, dass wir unsere Qualität ständig verbessern und unsere Leistungen noch weiter steigern müssen. Flexibilität ist dabei ebenfalls sehr wichtig.”

Susie Lunt

Journalistin in Prag

Fotos Arne Valen

 

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