Zentrum der Drehmaschinen

 

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Mehr Montage, weniger Herstellung. Das charakterisiert die Produktionsweise von Werkzeugmaschinen bei Motch CorporationEines haben amerikanische Fertigungsbetriebe in den vergangenen Jahren wirklich gelernt: sich aus eigener Kraft zu erneuern. Ein Beispiel dafür ist Motch Corporation in Cleveland, ein Unternehmen, das seit 1904 Werkzeugmaschinen herstellt. Das Unternehmen zeichnete sich jahrzehntelang durch starkes Wachstum aus, bis es in den 80er Jahren eine Flaute erlebte, sich aber jetzt dank einer Kapitalspritze seines neuen Besitzers, der Park Corporation, wieder stark entwickelt.
Motch wurde um die Jahrhundertwende von Edwin R. Motch, Stanley Motch und George E. Merryweather gegründet. Mit Geschäftssinn und technischer Sachkompetenz übernahmen sie den Vertrieb von 16 Maschinenbauunternehmen im Nordosten der Vereinigten Staaten. 1940 hatte sich das Unternehmen auch als Hersteller von Werkzeugmaschinen etabliert und innerhalb von 20 Jahren entwickelte Motch vertikale Drehmaschinen, die Vorgänger der heute so erfolgreichen VNC Serie.
Als Park das Unternehmen 1997 erwarb, wurde die schon lange fällige Aufrüstung der Produktionsanlagen durchgeführt und finanzielle Mittel für die Produktentwicklung zur Verfügung gestellt. Die Verkaufszahlen lagen 1997 bei 35 Millionen US Dollar (rund 60 Millionen DM oder 31 Millionen Euro), und im vergangenen Jahr konnte das Unternehmen sein Personal nahezu verdoppeln. Der größte Teil der neuen Mitarbeiter ist in der technischen Entwicklung und im Vertriebs- und Servicebereich tätig.

Vertikale Marktlücke
Gegenwärtig hat Motch seinen größten Kundenkreis in der Kraftfahrzeug- und Baumaschinenindustrie. Unter den Kunden sind Ford, General Motors, John Deere und Caterpillar zu finden. Trommelbremsen, Schwungräder, Naben, Laufräder, Differentialgetriebe und -gehäuse sind nur einige der Teile, die Motch in seinen selbstladenden Drehmaschinen produziert. Diese Maschinen lassen sich in zwei Gruppen einteilen – horizontale und vertikale – wobei der Schwerpunkt bei Motch eindeutig auf den letzteren liegt. „Vertikaldrehmaschinen können sehr viel größere Teile fertigen, da das Produkt während der Bearbeitung nicht gegen die Schwerkraft anzukämpfen hat. Die Spindel funktioniert als Be- und Entladevorrichtung“, erklärt der Geschäftsführende Direktor Michael J. Wicken. Wicken berichtet, daß für die Montage einer Maschine drei bis vier Monate benötigt werden. „Im allgemeinen werden mehrere Maschinen gleichzeitig gebaut, sowohl auf Bestellung als auch auf Vorrat. Faszinierend ist, wie alles zusammenpaßt. Im Gegensatz zu früher erinnert die Produktion jetzt eher an ein Baukastensystem, so ähnlich wie Meccano oder Lego. Zuvor bestanden die Lieferungen aus Rohmaterial, das in der Fabrik verarbeitet wurde. Für die Fertigung der Komponenten benötigte man Dreh-, Fräs- und Schleifmaschinen. Das ist heute alles ganz anders.“
Wie Wicken betont, wirken sich diese Veränderungen besonders günstig auf die Kosten aus. „Würden alle Teile an Ort und Stelle hergestellt, müßten wir sowohl die Zahl der Angestellten als auch die Ausstattung erweitern. Es würde mehr Schrott anfallen, und das alles würde die Kosten in die Höhe treiben. Wir sind eher ein Montageunternehmen als ein Fertigungsunternehmen,“ meint Wicken. „Wir haben nach wie vor eine kleine Maschinenwerkstatt, aber viele der wichtigen Komponenten beziehen wir von außerhalb. Produkt dieses Konzepts ist eine T-Rahmen-Konstruktion, die sich leicht zusammenbauen läßt.“

Offener Vertrieb
„Das Unternehmen setzt einzigartige Verkaufsmethoden ein, indem es sich eine offene Absatzstrategie zunutze macht,“ berichtet John Krisko, Marketingmanager bei Motch. In den USA gibt es um die 500 Werkzeugmaschinenhändler, die eine Vielzahl von Produkten anbieten. Jeder Händler hat im allgemeinen ein Flaggschiff – vergleichbar mit einem Toyota-Händler, der auch Honda und Pontiac verkauft. Da sich Motch aber an eine sehr spezielle Zielgruppe wendet, hat man sich dazu entschlossen, vom üblichen Vertriebssystem abzugehen. Wenn jetzt ein Händler in seinem Vertriebsbereich von einem Projekt erfährt, wird diese Information an Motch weitergeleitet. Falls es zu einem Verkauf kommt, erhält der Händler eine Provision, während Motch die Installation und den Service übernimmt. Hierdurch erübrigt sich die Notwendigkeit, in jedem einzelnen Bundesstaat Verkaufsstellen einzurichten. Auch für die Händler ist dieses System rentabel. Sobald sie ein Projekt anmelden, sind alle anderen Händler außer Konkurrenz. Zur Unterstützung der Händler beschäftigt Motch sieben regionale Verkaufsleiter.

Wirtschaftlichkeit vorrangiges Ziel
Wicken meint, daß die meisten Kunden in erster Linie danach streben, ihre Wirtschaftlichkeit zu erhöhen. „Nehmen wir als Beispiel einen Kunden, der Bremsscheiben herstellt. Gegenwärtig sind bei diesem Unternehmen fünf Maschinen im Einsatz, die von fünf Personen bedient werden. Täglich werden 1.000 Bremsscheiben gefertigt. Wir schauen uns den Produktionsvorgang an und kommen zu der Erkenntnis, daß die Produktion mit Motch-Maschinen auf 2.000 Bremsscheiben pro Tag erhöht werden könnte – also auf das Doppelte – und dies mit nur drei Maschinen, die von nur drei Personen bedient werden.“
„Das letzte Jahr bedeutete für uns einen Wendepunkt,“ meint Wicken abschließend. „Motch hat sich ein neues Image geschaffen. Wir haben neue Maschinen, neue Ideen und neue Leute. Jetzt präsentieren wir uns als Unternehmen, das komplexe Lösungen für die Komponentenfertigung anbietet, und ich denke, daß unsere Mitarbeiter mit großem Optimismus in die Zukunft schauen.“

Chris Petrakos
Wirtschaftsjournalist in Chicago
Fotos Motch Corporation

 

 

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