Solgun Drevik – Freundin der Frauen

Ihr Name auf 45 Patenten sichert ihr eine Stellung als Schwedens anerkannteste und produktivste Erfinderin. Wie hält Solgun Drevik ihre Kreativität in Gang? Mit farbigen HütenSolgun Dreviks Büro ist mit Plastikmodellen des weiblichen Unterleibs dekoriert. Sie weiß vermutlich alles Wissenswerte über die Anatomie der Frau, ihre Körperflüssigkeiten und die absorbierenden Eigenschaften von Zellstoff. Drevik hat 45 Patente, mehr als irgendeine andere Frau in Schweden, und ist das erfahrenste Mitglied im weiblichen Forschungs- und Entwick­lungsteam des internationalen Hygieneartikelherstellers SCA Personal Care.

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Résumé

Six Thinking Hats ist der Titel und das Thema eines 1985 veröffentlichten Buches von Edward de Bono, das die bewusste Anwendung eines systematischen Ansatzes zur Problemlösung als Hilfe für das laterale Denken beschreibt. Sechs verschiedene Ansätze werden vorgestellt, jeweils symbolisiert durch das Aufsetzen eines Hutes in einer bestimmten Farbe (tatsächlich oder imaginär). Nach de Bono kann diese Methode sowohl von Einzelpersonen als auch in der Gruppe verwendet werden.

Die sechs Hüte: 


  • Weiß für Fakten und einfache Beobachtungen
  • Rot für emotionale Reaktionen
  • Schwarz für das Beleuchten von negativen Aspekten
  • Gelb für das Beleuchten von positiven Aspekten
  • Grün für kreative Ansätze
  • Blau für das Denken auf der so genannten Meta-Ebene

Ihr Name auf 45 Patenten sichert ihr eine Stellung als Schwedens anerkannteste und produktivste Erfinderin. Wie hält Solgun Drevik ihre Kreativität in Gang? Mit farbigen HütenSolgun Dreviks Büro ist mit Plastikmodellen des weiblichen Unterleibs dekoriert. Sie weiß vermutlich alles Wissenswerte über die Anatomie der Frau, ihre Körperflüssigkeiten und die absorbierenden Eigenschaften von Zellstoff. Drevik hat 45 Patente, mehr als irgendeine andere Frau in Schweden, und ist das erfahrenste Mitglied im weiblichen Forschungs- und Entwick­lungsteam des internationalen Hygieneartikelherstellers SCA Personal Care.

Ihre Berufswahl ergab sich ganz natürlich, sagt Drevik. „Ich bin ein sehr neugieriger Mensch und war schon immer sehr erfinderisch.“ Drevik kam direkt nach ihrem technischen Fachschulabschluss zum Entwicklungsteam von SCA. Nach 18 Jahren im selben Unternehmen liebt sie ihre Tätigkeit immer noch, weil „man immer Neues dazulernt und neue Probleme lösen muss“.

Eine ihrer ersten erfolgreichen Entwicklungsprojekte war Libresse String, eine neue Slipeinlage, die Ende der 1990er Jahre präsentiert wurde und sofort sehr erfolgreich war. Drevik schreibt diesen Erfolg einer Veränderung in der Einstellung der Frauen zu. „Der String entwickelte sich von einer Art erotischem Accessoire zu einem Wäschestück für den alltäglichen Gebrauch, das für jede Frau akzeptabel ist. “

Dreviks Interesse an technischen Dingen stammt aus einer Zeit, als sie noch sehr jung war. Sie erinnert sich daran, dass sie als Kind in Göteborgs Vergnügungspark Liseberg das Geisterhaus besuchte. „Ich konnte gar keine Angst bekommen, da ich  viel zu sehr damit beschäftigt war, die technischen Lösungen hinter den se bild uren zu untersuchen.“ Während eines zweiwöchigen Aufenthalts bei einer Hubschrauberstaffel, bei der ihr Bruder arbeitete, wurde ihr technisches Interesse zusätzlich angespornt.

Offenbar liegt der Hang zu Tätigkeiten, die Spielraum für Kreativität und Problemlösung im Fertigungsbereich bieten, in der Familie. Ihr Vater, ihr Großvater, beide Onkel und ihr Mann waren alle einmal irgendwann in ihrem Leben für SKF tätig. Sie selbst verbrachte einen Sommer während der Schulferien im Labor von SKF. Kreative Problemlösung scheint außerdem vererblich zu sein. „Ich habe festgestellt, dass meine beiden Söhne, elf und 13 Jahre, einen natürlichen Instinkt dafür haben, neue Lösungen für schwierige Situationen zu finden“, fügt sie hinzu.

Erfinder suchen nach der Magie der Kreativität, aber die ist flüchtig. Drevik erzählt uns, dass sie die besten Ideen in unerwarteten Situationen bekomme. „Manchmal wache ich samstags morgens um vier Uhr auf und habe eine Idee im Kopf. Ich kann nicht mehr einschlafen und setze mich mit Papier und Stift an den Schreibtisch, um meine Gedanken aufzuschreiben. Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass mir die besten Ideen einfallen, wenn ich ein bisschen müde bin.“

Den Mythos der schöpferischen Geisteskraft in völliger Abgeschiedenheit weist sie jedoch zurück. „An meinem Arbeitsplatz gehöre ich zu einem Team. Der Gedankenaustausch mit meinen Kollegen ist ein aktiver und sehr schneller Weg, meine eigenen Ideen weiterzuentwickeln und auf anderen Ideen aufzubauen.“

Teamarbeit ist in der Tat ein wesentlicher Faktor in Dreviks Abteilung. Die Entwicklungsarbeit findet größtenteils in Gruppen statt. Auf diese Weise vermeidet man Urheberrechtsansprüche und Prestigeprobleme, eine wichtige Voraussetzung, wenn der Prozess der kollektiven Ideenentwicklung zum Erfolg führen soll. „Man muss anderen die Möglichkeit geben, sich zu entfalten, und sollte sich daran sogar erfreuen“, sagt sie.

Brainstorming und Gedankenaustausch sind eine gute Sache, aber es bedarf auch einer gewissen Struktur, damit etwas Produktives dabei herauskommt. Eine Methode, die Drevik und ihre Kollegen für sehr sinnvoll halten, um paralleles Denken zu stimulieren und den Ideenstrom in einer Gruppe zu lenken, nennt sich „Six Thinking Hats“ (siehe Kasten unten) und wurde von dem Wissenschaftler Edward de Bono entwickelt, der auch den Ausdruck „laterales Denken“ prägte.  

Drevik erläutert die Methode an einem Beispiel: „Einen kurzen Augenblick lang, etwa eine Minute, tragen wir alle gelbe Hüte. Das bedeutet, nur positive Aspekte einer neuen Idee dürfen vorgetragen werden. Wenn wir dann zu weißen Hüten übergehen, sind nur neutrale Fakten erlaubt.“

Ihre eigene Kreativität hält Drevik mit den verschiedensten Methoden in Gang. „Stimulation und Inspiration von außen sind sehr wichtig“, sagt sie. „Der Besuch bei Tochtergesellschaften in anderen Kulturen zahlt sich immer aus.“

Was man laut Drevik nicht tun sollte ist, Probleme für sich zu behalten. „Der Austausch von Gedanken und Problemen mit anderen ist wichtig. Wenn man den Kollegen in der Kaffeepause erzählt, worüber man grübelt, ist die Chance groß, dass man mit irgendeinem nützlichen Vorschlag in sein Büro zurückkehrt.“

Das Wort ‚Problem’ hat für viele eine negative Bedeutung, aber für Drevik ist es ihr tägliches Brot. „Ich brauche ständig neue Probleme, an denen ich arbeiten kann, egal ob es sich um technische Fragen oder um Marketingthemen wie etwa Werbung handelt“, erklärt sie. „Und ich brauche immer Feedback, um zu sehen, wie ich die Probleme gelöst habe.“

Damenbinden und Slipeinlagen bieten nach Dreviks Ansicht immer noch eine Reihe von Herausforderungen. Veränderungen im Verbrauchergeschmack und technische Fortschritte haben diese Industrie in einen Tummelplatz für Erfinder und Patentprofis verwandelt.


Fakten

Name: Solgun Drevik
Geboren: 1966 in Göteborg, Schweden
Familienstand: Verheiratet, zwei Kinder
Laufbahn: Seit 1986 bei SCA; wird in Kürze 45 Patente besitzen
Motto: „Mach’ das!“