Anpassungsfähige Präzision

Flexible Lösungen

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Schnelligkeit und Vielseitigkeit sind die charakteristischen Merkmale der Werkzeugmaschinen von Modig Machine Tool, von denen sich einige in der Flugzeugindustrie einen festen Platz erobert habenIndustriegiganten wie Boeing zu seinen Kunden zählen zu dürfen, wäre für viele Subunternehmer und Zulieferer ein Traum. Modig Machine Tool, ein kleines innovatives Familienunternehmen in Schweden, das sich mit der Herstellung von Werkzeugmaschinen für die Hochgeschwindigkeitsbearbeitung befaßt, hat sich durch die Hintertür Zugang zu diesem Kunden verschafft.
1989 baute Modig seine erste „Profile Line“-Maschine nach Kundenspezifikation – eine rechnergesteuerte Maschine für Hochgeschwindigkeitsbearbeitung, die Fräs-, Bohr-, Entgrat- und Sägefunktionen in einer Einheit integriert. Die Prototyp-Maschine, die für den schwedischen Flugzeughersteller Saab gebaut worden war, wurde zu einer Art Musterinstallation, die die Produktionszeiten von mehreren Monaten auf einige Tage verkürzte.
Boeing erfuhr von Saabs Erfolg und wandte sich 1991 an Modig mit der Bitte, eine ähnliche Maschine auch für Boeing zu bauen. Dies war der Anfang. Boeing hat seither über vierzig Werkzeugmaschinen für Hochgeschwindigkeitsbearbeitung von Modig gekauft und ist der größte Einzelkunde dieses Unternehmens. Der Umsatz von Modig hat sich dadurch mehr als verdoppelt und liegt heute bei 180 Millionen SEK (rund 38 Millionen DM oder 20 Millionen Euro).
Zu Modigs Kundenkreis gehören außerdem Cheng Du Aircraft in China, Embraer in Brasilien, Raytheon, Volvo Aero, McDonnell Douglas sowie Unternehmen außerhalb der Flugzeugindustrie wie Sandvik und Tetrapak. Sie alle haben Modigs technisches Forschungs- und Ausbildungszentrum in Virserum, einer Kleinstadt in der schwedischen Provinz Småland, besucht, in der Regel, um einem Testlauf von Modigs neuartigen Maschinenkonzepten beizuwohnen.

Flexible Lösungen

Modigs „Profile Line“ ist ein kostengünstiges Bearbeitungszentrum mit hohem Automatisierungsgrad. Diese sechs Tonnen schwere Präzisionsmaschine ist für die Bearbeitung von Aluminiumteilen eines Flugzeugs oder von Profilen bis zu 15 Metern Länge vorgesehen. Sie ist zum Be- und Entladen mit einem automatischen Förderband ausgestattet und kann 1.700 verschiedene Komponenten bearbeiten. Schußsicheres Glas schützt den Bediener vor Metallspänen von der rotierenden Spindel mit manchmal bis zu 40.000 Umdrehungen pro Minute. Modigs „Profile Line“ ist eine exklusive Hochleistungsmaschine und gilt als Ferrari unter den Werkzeugmaschinen.
Ein weiteres Produkt in Modigs Sortiment ist neben der „Profile Line“, mit der Tausende von verschiedenen Flugzeugteilen bearbeitet werden können, die UHF(universal holding fixture)-Skin Fixtures, eine Spannvorrichtung für gebogene Bleche. Mit dieser Maschine können die großen vorgeformten Bleche der Außenhaut exakt positioniert werden, um in dieser Stellung bearbeitet und anschließend auf den Flugzeugrumpf genietet zu werden. Die UHF Skin Fixtures kann mit bis zu 256 Stellgliedern bestückt werden, die am oberen Ende mit Saugnäpfen versehen sind.
Außerdem bietet Modig die UHF Chord Trimmer an, eine Spannvorrichtung zur Bearbeitung und Montage von gebogenen Flugzeugprofilen. Die Bewegungen der Maschine sind so schnell, daß ein UHF Chord Trimmer mehr als 20 Meter pro Minute bearbeiten kann. Wie Percy Modig, Geschäftsführender Direktor des Unternehmens, sagt, bearbeitet Boeing in Wichita (Kansas) mit der UHF Chord Trimmer bis zu 1.200 Profile pro Tag.
In Anerkennung der hohen technischen Kompetenz des Unternehmens erhielt Modig Machine Tool 1997 von Boeings Wichita-Werk, in dem zivile Luftfahrzeuge gebaut werden, die Auszeichnung „Lieferant des Jahres“. Es war zudem das erstemal, daß einem ausländischen Unternehmen diese Auszeichnung zuerkannt wurde.

Roboterkonzept

Modig beabsichtigt allerdings nicht, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen. Im Oktober 1998 begann Modig Machine Tool mit dem Bau einer flexiblen Roboterplattform für Neos Robotics, einem schwedischen Unternehmen, das einen patentierten industriellen Roboterarm mit der Bezeichnung Tricept erfunden hat. Tricept 800 von Neos Robotics ist eine Werkzeugmaschine für Feinstbearbeitung, die zahlreiche Bearbeitungsgänge gleichzeitig durchführen kann. Das Tricept 800 Konzept wurde in Zusammenarbeit mit Siemens in Deutschland entwickelt und befindet sich heute bei so bekannten Fertigungsunternehmen wie Chrysler, Volvo, Mercedes, Boeing und SKF im Einsatz. Bei SKF wird die Tricept 800 zur Montage von Stellgliedern verwendet.
„In der Vorstellung der meisten Leute ist ein Roboter eine feingliedrige, wenig stabile Konstruktion“, sagt Percy Modig. „Tricept 800 von Neos ist allerdings ein für schwerste Belastungen ausgelegter stabiler und robuster Roboter, eine ideale Werkzeugmaschine.“
Die Zusammenarbeit mit Neos und die vorliegenden Bestellungen der bisherigen Kunden geben Modig Anlaß zu der Prognose, daß für 1999 mit einer Zuwachsrate von 30 Prozent und 15 neuen Arbeitsplätzen für Konstrukteure, Programmierer, Maschinenbediener und Anwendungstechniker zu rechnen ist. Darüber hinaus baut das Unternehmen derzeit seine Produktionsanlagen in Virserum aus, um die neuen Aufträge abwickeln zu können.

Familienunternehmen

Modig Machine Tool ist weit gekommen, seit Percy Modigs Vater und vier Onkel das Unternehmen 1948 gründeten. Ursprünglich baute man dort Drehbänke für Kunden wie beispielsweise die schwedische Armee. Heute konzentriert sich Modig mit seinen 110 Angestellten auf spezielle Nischenprodukte für hochtechnisierte Fertigungsunternehmen in allen Teilen der Welt.
Modig Machine Tool ist immer noch ein Familienunternehmen, und das bereits seit 50 Jahren, wenngleich unter den Aktionären auch einige außenstehende Investoren zu finden sind. Anfang 1996 erwarb Modig Machine Tool das ebenfalls in Virserum ansässige Unternehmen Demanders, das Maschinenschraubstöcke, Frästische, Drehtische und Bohrschleifgeräte herstellt. Außerdem übernahm Modig die Firma Jungner in Åkersberga, einem Vorort nördlich von Stockholm, die sich mit der Herstellung von manuellen und rechnergesteuerten Werkzeugschleifmaschinen befaßt. Die drei Firmen treten als unabhängige Unternehmen innerhalb der Modig Machine Tool Gruppe auf.

Alexander Farnsworth

Journalist in Stockholm

Fotos Alexander Farnsworth

 

 

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