Ingenieurswissen

Bewegliche Lösung

Das französische Technologieunternehmen Symétrie fertigt Hexapode, parallelkinematische Systeme für Produkttests und Bewegungs­simulationen. Die Maschinen werden vor allem in der Luft-, Raumfahrt- und Schiffsindustrie, aber auch in vielen anderen Bereichen benötigt.

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Fakten

Die größten Hexapode der Welt
Mit seiner umfassenden Erfahrung auf dem Gebiet der Werksautomation hat sich SKF Transrol auf Kugelumlaufspindeln, Rollengewindetriebe und elektromechanische Aktuatoren spezialisiert. Das Unternehmen führt schon seit langem die Entwicklung von elektromechanischen Hubzylindern an, die inzwischen die Leistung der Hydraulik und die Geschwindigkeit der Pneumatik erreichen.

Symétrie bat SKF im Jahr 2003 um ein Angebot für Hochgeschwindigkeitsaktuatoren, deren Spezifikationen weit über die üblichen Standards hinausgingen. Seitdem hat SKF Transrol durch die Zusammenarbeit mit Symétrie immer wieder neue Dimensionen erschlossen. Bei dem jüngsten Projekt geht es um den Bau der beiden größten Hexapode, die je konstruiert worden sind. Die simultan eingesetzten Hexapode sollen Wellenbewegungen simulieren. Sie erreichen eine Höhe von fünf Metern und ermöglichen eine Beweglichkeit in sechs Freiheitsgraden (Bewegung und Drehung auf drei Senkrechtachsen). Symétries Kunde verlangt, dass die Hexapode in der Lage sein müssen, unter einer Last von vier Tonnen kraftvolle dynamische Bewegungen auszuführen. Die speziell für dieses Modell entwickelten Aktuatoren mit der Bezeichnung EMC SLSA 50×50 bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von 1,5 Metern pro Sekunde und haben einen Hub von zwei Metern. Eine Sicherheitsbremse ist direkt auf der Spindel montiert.

Links

SKF Actuators

Symetrie

Ansprechpartner Verkauf

Olivier Fernoux, Olivier.Fernoux@skf.com

Tief im Südosten Frankreichs liegt Nîmes mit seinen beeindruckenden antiken Bauwerken. Die Stadt wurde von den Römern gegründet, die bei deren Bau beachtliche technische Fertigkeiten aufwiesen. Nîmes ist auch heute noch die Wiege erstaunlicher Innovationen. Das örtliche Unternehmen Symétrie entwickelt und fertigt sechsbeinige Bewegungsmaschinen, so genannte Hexapode.

Olivier Lapierre und sein Partner Thierry Roux gründeten das Unternehmen 2001, nachdem sie erkannt hatten, dass die Hexapode, mit denen sie im französischen National Laboratory of Metrology and Tests gearbeitet hatten, auch in anderen Bereichen von Nutzen sein könnten.

Schon bald schloss sich ein ehemaliger Kollege von Lapierre und Roux, Gilles Diolez, den beiden an, um in dem neuen Unternehmen seine Doktor­arbeit über geometrische Positionierung beim Bau von neuen Roboterwerkzeugen fertigzustellen. Heute bietet Symétrie Hexapod-Lösungen für den Einsatz in einer Vielzahl von Sektoren, darunter im Schiff- und Automobilbau, in der Luft- und Raumfahrt, in optischen und medizinischen Bereichen, in der Kernenergie und Elektronik sowie in der Forschung. Hexapode haben sechs Antriebe und können sich in alle Richtungen bewegen und drehen. Auf diese Weise entstehen besonders starke und dynamische Bewegungen.

Kunden wenden sich oft an das Unternehmen, wenn es um völlig neue technische Konzepte geht. Symétrie arbeitet bei solchen Gelegenheiten mit Zulieferern zusammen, die über hohe technische Kompetenz verfügen und für neue Ideen offen sind.

Ein solches Unternehmen ist SKF Transrol im französischen Chambéry. SKF Projektleiter Olivier Fernoux stellte sich nur zu gern der Herausforderung, SKF Aktuatoren in ein Symétrie-Hexapod zu integrieren. Lapierre erinnert sich: „SKF zeigte von Anfang an großes Interesse. Es bedurfte einiger Anstrengungen, aber schon bald machten beide Seiten enorme Fortschritte.“

Das Ergebnis war ein Wellen­bewegungen simulierender Hexapod, der die Bezeichnung Scirocco erhielt, benannt nach den zahlreichen Winden, die durch Nîmes fegen. Symétries Kunde, das französische Schiffstechnikunternehmen GTT (Gaztransport & Technigaz) war von dem neuen Gerät beeindruckt und erwarb in den darauffolgenden Jahren weitere Hexapode unterschiedlicher Größe, um seine Testanlangen zu vervollständigen. Mit den Hexapoden von Symétrie können die Auswirkungen von sich bewegenden Flüssigkeiten auf die Isoliermembran untersucht werden, die GTT für den Seetransport von Erdgas entwickelt hat.

Symétrie beschäftigt inzwischen ein Team von 20 Ingenieuren, die an maschinenbaulichen, elektronischen und Software-Lösungen arbeiten. Zwei Drittel der Neueinstellungen sind Hochschulabsolventen.

Vor kurzem wurde das Werksgelände um 400 Quadratmeter erweitert, um Raum für größere Hexapode und Prüfanlagen zu schaffen. In den angrenzenden Labors sind kleinere Hexapode wie das Modell Sures zu sehen, das Teleskopspiegel mit einer Genauigkeit von weniger als 0,1 Mikrometer Abweichung ausrichten kann.

Symétrie expandiert und sucht nach internationalen Geschäftsmöglichkeiten, will aber gleichzeitig seine Unternehmensstruktur bewahren, um flexibel und kreativ zu bleiben. Der Umsatz stieg von 2011 bis 2012 um 50 Prozent auf 4,1 Millionen Euro.

Lapierre sieht Anwendungen im Weltall als nächsten Einsatzort für Hexapode. „Die kommende Generation von Weltraumteleskopen wird größere Spiegel haben, die während des Einsatzes präzise positioniert werden müssen“, sagt er.

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