Das Kraftpaket unter den Staplern

Moderne Flurförderzeuge reichen hoch hinaus. Ein Beispiel ist der neue Vector C15 von BT Industries, der Kraft mit Elektronik kombiniert. Er kann Lasten von einer Tonne bis auf eine Hubhöhe von 14 Metern – so hoch wie ein fünfstöckiges Gebäude – anheben

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Moderne Flurförderzeuge reichen hoch hinaus. Ein Beispiel ist der neue Vector C15 von BT Industries, der Kraft mit Elektronik kombiniert. Er kann Lasten von einer Tonne bis auf eine Hubhöhe von 14 Metern – so hoch wie ein fünfstöckiges Gebäude – anheben

Globalisierung und Spezialisierung, neue Modelle des Supply Chain Management und eine zunehmende Konsumgüternachfrage erfordern eine effiziente Lagerverwaltung. Nur so können sich Hersteller und Händler den zur Sicherung ihrer Marktposition notwendigen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Deshalb steigt auch im Großhandelssektor die Nachfrage nach Staplern und sonstigen Flurförderzeugen mit Wachstumsraten, die in anderen Wirtschaftszweigen nicht erreicht werden. „Güter werden heute in kleineren Mengen, aber dafür häuer transportiert. Das stellt höhere Anforderungen an die Transportgeräte“, erklärt Håkan Schill, Vice President Beschaffung bei BT Europa im schwedischen Mjölby. Als einer der führenden Hersteller von Flurförderzeugen will BT Transportgeräte entwickeln, die es den Kunden ermöglichen, das volle Rationalisierungspotenzial auszuschöpfen, das die moderne Logistik heute bietet. Gleichzeitig sollen neue Maßstäbe im Hinblick auf Ergonomie, Optionen für Rechnerschnittstellen und Wirtschaftlichkeit beim Energieverbrauch gesetzt werden.

Ein Paradebeispiel, das all diese Ambitionen in sich vereint, ist der neuste Kombistapler von BT, der Vector C15, dessen Entwicklung zweieinhalb Jahre gedauert und vier Millionen Euro gekostet hat. Der Name erinnert an einen Star Wars-Film, und das schnittige orange-schwarze Chassis, das sowohl Kraft als auch leistungsstarke Elektronik in sich birgt, bestätigt diesen Eindruck. Mit seiner Fähigkeit, in extrem schmalen Gängen 1,5-Tonnen-Lasten bis auf eine Hubhöhe von zehn Metern beziehungsweise eine Tonne Gewicht bis auf 14,3 Meter Höhe anzuheben, führt dieses Flagschiff des Unternehmens die Flurfördertechnik buchstäblich in neue Sphären.

Der C15 wird als Kombistapler bezeichnet, weil er sowohl ganze Paletten als auch einzelne Packstücke aufnehmen kann. Mit dem Haupthubsystem wird neben der Ladung auch die Kabine angehoben, in der der Bediener wahlweise stehen oder sitzen kann. Das Hilfshubsystem dient zur präzisen Positionierung der Ladung auf dem Lagerplatz und wird beim Kommissionieren von Waren eingesetzt. Da der Bediener die meiste Zeit seiner Schicht im Stapler verbringt, hat BT großen Wert auf die ergonomische Gestaltung gelegt, um ein Höchstmaß an Fahrkomfort und Sicherheit zu gewährleisten.

„Der C15 ist nicht nur der intelligenteste Stapler, den wir je gebaut haben“, sagt Daniel Nåbo, der für die Ergonomie des C15 verantwortlich war. „Wir haben uns auch sehr darum bemüht, einen gewissen Fahrspaß und Bedienerkomfort zu integrieren.“

„Zur Verbesserung des Handling haben wir das Hilfshubsystem mit einem speziellen Antrieb ausgestattet“, fügt der Produktleiter Andrew Corke hinzu. „Dadurch erreicht man schnellere und sanftere Bewegungen als bei herkömmlichen Staplern. Die einzigartige Knicklenkung bietet hervorragende Stabilität und minimiert die für die Fahrt durch die Lagergänge benötigte Bodenfläche.“

Freie Bodenflächen sind in der Tat Mangelware in modernen Lagerräumen. Lager mit 60 extrem engen Gängen und 15 Meter hohen Regalen sind keine Seltenheit. Einen C15-Stapler, der voll beladen bis zu zehn Tonnen wiegen kann, in so beengten Raumverhältnissen zu manövrieren, ist dank des integrierten Leitsystems dennoch einfach und gefahrenfrei. Der Stapler wird durch Induktiv- oder Schienenführung im Fußboden eines jeden Lagerganges automatisch geleitet. Darüber hinaus wird jedes Mal, wenn der Stapler aus einem Schmalgang herausfährt, ein kleines Steuerrad aktiviert, mit dem der Fahrer die Knicklenkung über Hydraulikzylinder steuert (nicht jedoch die Räder).

Dieses Lenkrad erhöht die Beweglichkeit und basiert auf SKF Sensorlagereinheiten, die eigens für den C15 entwickelt wurden (siehe Kasten nebenan). Sensorlagereinheiten arbeiten mit Hilfe von elektrischen Impulsen, die durch das Drehen des Lenkrades erzeugt werden.

Zur Sicherheit des Bedieners ist ein System eingebaut, das das Ladegewicht automatisch und kontinuierlich misst. Das so genannte Optipace-System regelt die Fahr- und Hubgeschwindigkeit, das heißt, es kann die Geschwindigkeit des Staplers an das Ladegewicht und die Hubhöhe anpassen, erklärt Corke. „Alle Modelle aus unserem Schmalgang-Programm sind mit diesem System ausgestattet. Es gewährleistet zu jedem Zeitpunkt den sicheren Betrieb des Staplers“, meint er.

 

BT bietet zudemeine Lagersimulationssoftware, die dem Kunden dabei hilft, den Umfang des Staplerparks und die Anwendungshäukeit eines jeden Transportgeräts zu optimieren. Corke erklärt die Vorzüge so: „Die papierbasierten Kommissionierlisten von gestern wurden durch rechnergestützte Dokumente und Online-Zugang zu integrierten Informationsdateien ersetzt. Die elektronischen Dokumente enthalten Anweisungen für den Bediener, wohin er fahren und was er holen soll. Auf diese Weise kann er zwei oder drei Kommissionen gleichzeitig erledigen und jede Runde optimal ausnutzen.“

Zwei stabile Griffstangen wurden zusätzlich eingebaut, die mit einer „Totmannschaltung“ in Form einer Sensorfläche ausgestattet sind. Der Sensor reagiert auf die Hautfeuchtigkeit des Bedieners. „Dadurch entfällt die Notwendigkeit zeitraubender und möglicherweise anstrengender manueller Maßnahmen“, erläutert Nåbo. „Der Stapler bewegt sich keinen Zentimeter mehr, wenn der Bediener die Hände vom Sensor nimmt.“

Die Energiesparfunktionen des C15 ermöglichen eine längere Betriebsdauer des Staplers, ohne dass die Batterie nachgeladen werden muss. Das patentierte Advanced Lift System (ALS) von BT basiert auf einer einzigartigen Kombination zweier Technologien, die laut Corke den Leistungsbedarf im Vergleich zu herkömmlichen Staplern beträchtlich reduziert.

 

Das speziell für denC15 entwickelte Druckspeichersystem arbeitet mit vorverdichtetem Stickstoff in einer Gummiblase. Beim Hubvorgang wirkt der in der Blase gespeicherte Druck auf die Hydraulik, so dass Energie zugeführt wird. Beim Absenken des Mastes wird das Gas erneut komprimiert, und im Druckbehälter wird wieder Energie gespeichert, die für den nächsten Hubvorgang genutzt werden kann. Wie Corke erklärt, besteht der Nettoeffekt darin, dass das Grundgewicht von Kabine, Mast und Lastträger größtenteils vom Speicher getragen wird. „Das bedeutet, der Hubmotor muss effektiv nur das Gewicht der Last tragen, und der Hubvorgang wird beschleunigt. Die Zeit- und Energieeinsparung ist beträchtlich. Wir können dadurch einen Motor verwenden, der nur halb so groß ist wie die Motoren in konkurrierenden Staplersystemen auf dem Markt.“

Der Vector C15 von BT ist ein wahres Kraftpaket, das die Schwerstarbeit im Lager so leicht – und fast so spaßig – wie ein Spiel mit Legosteinen aussehen lässt.


Die für das elektrische Lenksystem des Vector C15 verwendete Lenkein­heit AHE-5512 ist eine Plug-and-Play Lösung von SKF. Sie besteht aus einem kompak­ten Gehäuse, inte­grierter Sensorik, SKF Explorer Rillen­-kugellager 6205 und einer Welle für die Montage des Lenkrads. Zwei von ein­ander unab­hängige Sen­soren erzeu­gen jeweils zwei inkre­mentale Ausgangssignale mit 64 Impulsen pro Umdre­hung. Die beiden Ausgangssignale weisen eine Phasen­-verschiebung von 90° auf und ermöglichen die Erken­nung der Dreh­rich­tung. Im C15 kommt auch eine SKF Sensoreinheit zur Erfas­sung der Hubhöhe zum Einsatz.


Wie funktioniert ein Sensorlager?

Ein magnetisierter Impuls­ring ist fest mit dem Innen­ring des Lagers verbunden und in eine bestimmte Anzahl von Nord- und Südpole unterteilt. Am Außenring ist ein Sensorring mit zwei Hallsensoren befestigt. Wenn sich der Innenring dreht, bewegt sich der Impulsring am Sensorring entlang und erzeugt ein Magnetfeld mit wechselnder Polarität. Der Sensor gibt einen Impuls ab, dessen Frequenz davon abhängt, wie oft sich die Polarität pro Sekunde ändert. Über eine Anschlussleitung wird das Signal von der SKF Sensor­lagereinheit an eine Auswerteelektronik übertragen, die nach Auswertung des Signals anwendungsspezifische Daten liefert. Lager mit Sensoren wurden ursprünglich für Antiblockiersysteme in Kraftfahrzeugen entwic­kelt, als „intelligente“ Lager zur Erfassung der Schwankungen in der Umfangsgeschwindigkeit von Rädern benötigt wurden.  


SKF verbindet Mechanik mit Elektronik

Der Lenksignalgeber des Vector C15 wurde in Zusammenarbeit mit SKF entwickelt. Er beinhaltet mechanische und elektronische Bauteile, die integriert in einem Gehäuse gegen äußere Beeinflussungen abgeschirmt sind. Sensoren, Lager, Gehäuse und Lenkwelle sind mechanisch miteinander verbunden und bilden eine integrierte einbaufertige Einheit.

 

 

 

 

 

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