Ein Dieselmotor für eine neue Ära

Die robusten Bau- und Landwirtschafts­maschinen von JCB sind seit 60 Jahren international anerkannt. Nun ist das Unternehmen erstmalig in der Lage, die Maschinen mit eigenen Motoren auszustatten

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Beim britischenBau- und Landwirtschaftsmaschinenhersteller JCB stehen die Zeichen auf Erfolg. 2004 machte das Unternehmen einen gewaltigen Sprung nach vorn. Die Vertriebserlöse aus 150 Ländern, die Produktion von 37.000 Maschinen und die größte Sortimentserweiterung aller Zeiten ergaben einen Umsatz von 1,5 Milliarden Euro. JCB produziert heute über 180 verschiedene Maschinenmodelle für den Bau-, Industrie- und Landwirtschaftssektor sowie für die Gartenpflege.

Auch 2005 sollte ein ereignisreiches Jahr werden. Das Jubiläumsjahr (JCB wurde 1945 gegründet) von JCB sollte mit der Einführung des ersten eigenen Dieselmotors, JCB 444, eine neue Ära in der Geschichte des Unternehmens einleiten.

Im Laufe der Jahre waren verschiedene Prototypen gebaut worden, aber keiner war je zur Produktionsreife gelangt. „In den 1970er und 1980er Jahren wurden zwei oder drei Motormodelle entwickelt, jedoch nur bis zum Prototypstadium“, erzählt Alan Tolley, Leiter der Motorprogramme, der bei seinem Eintritt in das Unternehmen 1998 die letzte Durchführbarkeitsstudie in die Wege leitete. Anfang 1999 erhielten die Konstrukteure grünes Licht, aber erst 2003 wurde die Produktion genehmigt.

Für JCB war es ein großes Engagement, da es nicht nur um die Entwicklung eines eigenen Motors ging, sondern auch um die Investition in eine neue Produk­tions­linie. Ein Erfolg würde dem Unternehmen Kontrolle über die Entwicklung und Produktion von Kraftübertragungssystemen für Maschinen der mittleren Baureihe verschaffen. Dadurch könnten Innovationen im Maschinensektor schneller auf den Markt gebracht werden.

„Das Projekt war in vielerlei Hinsicht einzigartig, da JCB an keine Tradition auf dem Gebiet des Motorenbaus gebunden war“, erinnert sich Tolley. „Wir hatten die Freiheit, das zu tun, was wir für richtig hielten, und die Kunden sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Es sollte ein Spitzenmodell in seiner Kategorie werden, jedoch zu einem wettbewerbsfähigen Preis. Für die Konstruktion, Herstellung, Montage und Organisation waren keine Richtlinien vorgegeben.“

 

Der Motor wurdefür JCBs Baumaschinen der mittleren Baureihe unter anderen mit SKF als Dichtungslieferant entwickelt und musste hohe Ansprüche an Robustheit, Drehzahlleistung im unteren Geschwindigkeitsbereich, Zuverlässigkeit, Geräuschentwicklung und Lebensdauer erfüllen (die Maschinen von JCB haben eine Lebensdauer von 30 bis 40 Jahren).

„Angestrebt war eine Lebensdauer des Motors von über 10.000 Betriebsstunden. Als Richtschnur galten dabei die hochwertigsten Motoren, die auf dem Markt erhältlich sind“, sagt Tolley. Die neuen Motoren mussten drei strapaziöse Testreihen am Prüfstand absolvieren, bevor sie Anfang 2004 bei Kunden probeweise ein­gesetzt wurden, um ein Feedback aus dem praktischen Betrieb zu erhalten.

„Sie wurden im Backhoe-Lader und unserem Load­all-Teleskoplader getestet“, so Tolley. „Wir baten eine Auswahl von Leuten um ihre Meinung, von denen wir wussten, dass sie uns eine ehrliche Antwort geben würden, und das Feedback war positiv. Unsere Maschine war in einem Sägewerk im Einsatz und fuhr dort 16 bis 18 Stunden am Tag im Staub herum.“

 

Die Herausforderungbestand für das Technikerteam darin, die Forderungen der Kunden konkret umzusetzen. Die letzte große Änderung, die an der Konstruktion vorgenommen wurde, war eine Modifikation, die die Leistung dieser Saugmotoren erhöhte.

Den Feinschliff erhielt das Projekt, als JCB die Zusammenarbeit mit Ricardo Consulting Engineers begann. Jede Stufe wurde mit größter Sorgfalt durchgeführt – von der Planung über das Konzept bis zur Konstruktion, dem Probelauf und der letztendlichen Produktionsgestaltung. Beim Produktionsprobelauf wurden 60 Motoren in drei Phasen über 16.000 Stunden getestet, davon 11.000 Stunden in JCB-Maschinen.

Die eigentliche Produktion wurde am 1. November 2004 aufgenommen. Drei Versionen des JCB 444 Diesel sind inzwischen im Einsatz. Das Projekt war mit Herausforderungen und Erfolgen verknüpft. „Wir haben sehr viele befriedigende und erfreuliche Momente erlebt, wenn wieder einmal ein Problem gelöst wurde“, meint Tolley. Trotz gelungener Lancierung und positiver Reaktionen innerhalb und außerhalb des Unternehmens hat das Projektteam immer noch nicht auf den Erfolg angestoßen. Es wurde zwar von einer Party gesprochen, aber inzwischen befassen sich die Ingenieure bereits mit den nächsten Schritten.

„Das Projekt erweitert unsere technischen Möglichkeiten, und das kann sich auf alle Bereiche des Geschäfts positiv auswirken“, erklärt Tolley. „Einige Verfahren und Vorgehensweisen lassen sich unter Umständen auch auf die Maschinenentwicklung übertragen. Es gibt Parallelen zu den Methoden, die wir verwenden, um hochwertige Maschinen auf den Markt zu bringen.“

„Der Motor wurde ursprünglich für Baumaschinen konstruiert, aber es hat sich gezeigt, dass er auch für verschiedene industrielle Anwendungsbereiche geeignet ist“, fährt Tolley fort. „In Großbritannien und anderen Ländern wurden die Händler schon ausgewählt. Der Motor wurde von Mermaid Marine für den Seeeinsatz angepasst, und industrielle Kraftübertragungsversionen werden den Kunden in Kürze zur Verfügung stehen.“

Nach langer Reifezeit ist der JCB-Motor nun Wirklichkeit geworden. Das Entwicklungsteam widmet sich bereits einem neuen – streng geheimen – Projekt, und ein Datum für die Party steht immer noch nicht fest.


 

Der Dieselmotor JCB 444

  • Speziell für Baumaschinen der mittleren Baureihe entwickelt
  • Drei Emissionsvarianten – Saugmotor, mit Turboauflader sowie mit Turboauflader und Zwischenkühler
  • Nennleistung von 54 kW bis 106 kW (72 PS bis 140 PS)
  • Der JCB 444 hat vier Ventile pro Zylinder und einen
    60 kW Nebenantrieb. Der Kraftstoffverbrauch ist
    gering und der Geräuschpegel mit 89 dBA außergewöhnlich niedrig
  • JCB verwendet für den Motor die hochwertigen Dichtungssysteme von SKF Sealing Solutions, um Öllecka­gen auszuschließen. Die vordere Kurbelwellendichtung ist eine modulare PTFE-Dichtungskassette mit einem hohen Maß an Schutz, und die hintere Kurbel­wellendichtung ist eine nicht-modulare PTFE-Dichtung. PTFE wurde wegen seiner hervorragenden Beständigkeit bei Kurbelwellenapplikationen als Hauptdichtungsmaterial gewählt
  • Für den Ventiltrieb wählte JCB die bewährte Ventilschaftdichtung SKF 866 sowie eine SKF Konstruktion zum Abdichten der Einspritzleitungen in der Baugruppe der Zylinderkopfhaube
  • SKF beteiligte sich bereits 1999 an dem Motorprojekt von JCB durch Lieferung von Komponenten sowie durch technische Unterstützung aus Europa und den USA, die in Großbritannien koordiniert wurde

     

     

     

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