Ein Gespür für Marktchancen

In nur zehn Jahren hat sich Fuwa, ein chinesischer Hersteller von Anhängerachsen, zu einem führenden Unternehmen entwickelt. Zurzeit investiert das Unternehmen in eine neue Fabrik, mit der es seine heutige Kapazität verdoppeln wird

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In nur zehn Jahren hat sich Fuwa, ein chinesischer Hersteller von Anhängerachsen, zu einem führenden Unternehmen entwickelt. Zurzeit investiert das Unternehmen in eine neue Fabrik, mit der es seine heutige Kapazität verdoppeln wird

 

 

Die Stadt Shunde im Herzen des Pearl River Deltas in Südchina ist Sitz vieler Privatunternehmen, die hier in den letzten Jahrzehnten wie Pilze aus dem Boden geschossen sind.

Die Stadt liegt eine Autostunde von Guangzhou und zwei Stunden mit der Fähre von Hongkong entfernt. Diese bequemen Abstände erleichtern den Transport für Kunden und Lieferanten. Shunde gehört mit seinen rund drei Millionen Einwohnern zu den größten Städten Chinas, wenn es um das Bruttonationalprodukt geht.

Eines der erfolgreichsten lokalen Unternehmen ist der 1997 gegründete Familienbetrieb Guangdong Fuwa Engineering Manufacturing Co. Ltd. Heute, zwölf Jahre später, gehört Fuwa zu den weltweit größten Herstellern von Anhängerachsen.

Im kantonesischen Dialekt bedeutet fuwa „Bereicherung“ oder „Wohlstand für China“, und das ist eine treffende Beschreibung für die Leistung des Gründers und Vorstandsvorsitzenden Wu Zhiqiang.

Seine Tochter, Amy Wu, leitet das Tagesgeschäft. Sie erklärt, wie sich Fuwa in nur zehn Jahren aus dem Nichts zu einem Betrieb mit 2.500 Beschäftigten und drei Milliarden Renminbi (330 Millionen Euro) Jahresumsatz entwickeln konnte.

„Mein Vater hat ein Gespür für Marktchancen“, sagt sie. „Wir machen uns die niedrigeren Produktionskosten in China geschickt zunutze, um auf einem globalen Markt konkurrieren zu können. Fuwa hat immer großen Wert auf Forschung und Entwicklung, qualifiziertes Personal und hohe Produktqualität gelegt. Gleichzeitig haben wir massiv in Maschinen und Ausrüstung investiert, um ein Höchstmaß an Produktivität und die Spitzenleistung unserer Produkte sicherzustellen.“

Im Zuge einer weiteren Expansion hat das Unternehmen 1,365 Milliarden Renminbi (150 Millionen Euro) in eine hochmoderne Fabrik in Taishan, circa eine Autostunde von Shunde entfernt, investiert. „Investitionen werden bei uns grundsätzlich aus Eigenmitteln finanziert“, kommentiert Wu. „Unsere Firma hat noch nie einen Cent von einer Bank geliehen.“

Fuwa belieferte zunächst nur den boomenden einheimischen Markt mit Achsen, Stützfüßen, Federungssystemen und sonstigem Anhängerzubehör. Heute hat Fuwa mit einem Marktanteil von 70 Prozent eine dominierende Stellung auf dem chinesischen Markt für Anhängerachsen.

Die ursprüngliche Fabrik wurde angesichts des zunehmenden Geschäftsvolumens schon bald zu klein für die hohe Nachfrage aus dem In- und Ausland. 2004 beschloss das Unternehmen, in ein weiteres Werk zu investieren. Zu der neuen Fabrik in der Nähe von Shunde gehört auch ein privater Hafen für die bequeme Verschiffung der Produkte.

Fuwa exportiert inzwischen seine Erzeugnisse in 40 Länder und hat zwei hundertprozentige Tochtergesellschaften im Ausland gegründet – eine in Australien, Fuwa K Hitch, mit Verkaufsbüros in Melbourne, Brisbane und Perth und eine weitere in Singapur.

 

Die Anforderungenan Anhängerachsen variieren von Land zu Land. Wenn Fuwa einen neuen ausländischen Markt betritt, werden als erstes Ingenieure von diesem Markt eingestellt, um sich einen aktuellen Kenntnisstand in Bezug auf Produktdesign und Qualitätskontrolle zu verschaffen.

Die marktspezifischen Abweichungen betreffen nicht nur die technischen Standards, sondern auch die Einsatzbedingungen der Produkte.

„Wir fertigen rund 1.000 verschiedene Achsen“, erklärt der Projektleiter bei Fuwa, Scott Tan. „In China und in Entwicklungsländern sind zum Beispiel viele Straßen in schlechtem Zustand. Die Achsen für diese Märkte müssen deshalb mit Hochleistungskomponenten gebaut werden, damit sie sich auch unter solchen Bedingungen bewähren. Für den amerikanischen Markt dagegen, wo die Straßen normalerweise viel besser sind, können wir andere Bauteile verwenden. Struktur und Konuration der Produkte richten sich in den einzelnen Ländern nach den jeweiligen Verhältnissen.“

Fuwa produzierte 2007 insgesamt 600.000 Achsen. 2008 wurde die Produktion in Anbetracht des rückläuen Automobilmarktes auf 500.000 Stück zurückgeschraubt. Zum Angebot des Unternehmens gehören noch weitere Erzeugnisse. So werden etwa pro Jahr 200.000 Stützfüße und 100.000 Luftfederungssysteme – zum Teil in Lizenz für andere bekannte Fahrzeugmarken – hergestellt.

Fuwa ist nicht nur Marktführer in China, sondern auch in vielen anderen Regionen der Welt, darunter in Australien, Südostasien, Südamerika, Südafrika und den USA, oder hält dort zumindest beträchtliche Marktanteile.

Das Produktionsvolumen der neuen Fabrik in Taishan, die Ende 2009 eröffnet werden soll, wird fast doppelt so groß sein wie das Werk in Shunde und Fuwas Jahreskapazität um weitere 600.000 Anhängerachsen erhöhen. Geplant ist außerdem die Einführung neuer Produkte wie Antriebsachsen und Vorderachsen für Lastwagen.

 

„Es wird eine Topfabrikmit hochmoderner Maschinenausstattung aus allen Teilen der Welt, darunter auch eine Lackieranlage nach dem neuesten Stand der Technik“, sagt Wu. „Das Werk ist nach europäischem Standard aufgebaut. Die Produktion wird hier ähnlich sein wie in Shunde, aber da wir mit unseren Produkten den europäischen Markt anstreben, sollen die meisten hochwertigen Erzeugnisse in Taishan hergestellt werden.“


Was lange währt, wird endlich gut

SKF beliefert seit 1997 das neu gegründete Unternehmen Fuwa mit Lagern aus deutscher Herstellung. Einige Jahre später verlor SKF jedoch das Geschäft an einen günstigeren Wettbewerber.

2005 nahm die Nutzfahrzeugsparte von SKF in Asien den Kontakt mit Fuwa wieder auf.

„Ende 2006 wurden wir gebeten, eine Dichtungslösung zu konzipieren, die Fuwas Anforderungen erfüllt“, erinnert sich Ulrich Selig, Leiter von SKF Truck Sales Asia in Tokio. „Wir brauchten zwei Jahre, bis wir die richtige Dichtung gefunden hatten – eine leistungsstarke, kompatible und flexibel einsetzbare Dichtung mit langer Lebensdauer, hoher Qualität und dem richtigen Preis.“

Er und sein Kollege, Steve Fu, stellvertretender Leiter von SKF Truck Sales Asia in Shanghai, besuchten während dieser Zeit Fuwa regelmäßig.

Im November 2008 kamen SKF und Fuwa schließlich zu einer Einigung. Der daraus resultierende Dreijahresvertrag, der 2009 in Kraft getreten ist, sieht die jährliche Lieferung von 600.000 Dichtungen für Radköpfe an Fuwa vor. Die Dichtungen sollen in der SKF Fabrik in Wuhu in der Provinz Anhui hergestellt werden.

„Wir richten unseren Blick auf Exportmärkte und suchten deshalb nach hochwertigeren Produkten“, erzählt Amy Wu, die das Tagesgeschäft bei Fuwa leitet. „SKF ist eine bekannte Marke, und wir kamen zu dem Schluss, dass die Scotseal-Lösung verschiedene Vorteile bot wie zum Beispiel eine erheblich längere Lebensdauer, hohe Qualität und überzeugende Leistung.“

Der Dichtungsvertrag ebnete auch den Weg für einen neuen Lagervertrag. Im Januar 2009 war es soweit. SKF schloss mit Fuwa ein Abkommen zur Lieferung von Kegelrollenlagern für Anhängerachsen, die für den Export nach Australien und Nordamerika vorgesehen sind.

Auch dieser Vertrag hat eine Laufzeit von drei Jahren und umfasst ein jährliches Liefervolumen von 300.000 Lagern, die von SKF Fabriken außerhalb Chinas importiert werden sollen.

Wu Zhiqiang, Gründer und Vorstandsvorsitzender von Fuwa, sagte im Zusammenhang mit der Bekanntgabe des Lagervertrags Anfang 2009: „SKF ist in der Lage, uns bei neuen Produktentwicklungen wie etwa Lenkwellen global zu unterstützen. Wir haben das Gefühl, durch die Zusammenarbeit mit SKF in sehr guten Händen zu sein, wenn es darum geht, unsere weltweite Expansion voranzubringen.“

 

 

 

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