Gemeinsame Verantwortung, gemeinsamer Gewinn
Wenn Maschinen von Betreibern und Wartungspersonal gemeinsam betreut werden, erhöht sich die ZuverlässigkeitWenn es um die Betriebssicherheit des Autos geht, treffen die meisten Leute Vorkehrungen, um vor unangenehmen Überraschungen geschützt zu sein. Deshalb kontrollieren viele Fahrer regelmäßig den Ölstand und führen andere grundlegende Wartungsarbeiten durch. Einen Fachmann zieht man erst dann zu Rate, wenn spezielle Fähigkeiten oder Werkzeuge gefordert sind.
Wenn Maschinen von Betreibern und Wartungspersonal gemeinsam betreut werden, erhöht sich die ZuverlässigkeitWenn es um die Betriebssicherheit des Autos geht, treffen die meisten Leute Vorkehrungen, um vor unangenehmen Überraschungen geschützt zu sein. Deshalb kontrollieren viele Fahrer regelmäßig den Ölstand und führen andere grundlegende Wartungsarbeiten durch. Einen Fachmann zieht man erst dann zu Rate, wenn spezielle Fähigkeiten oder Werkzeuge gefordert sind.
Wartungstechniker und Maschinenführer, die sich für die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Betriebsanlagen gemeinsam verantwortlich fühlen, sind eher bereit, als Team zusammenzuarbeiten, um gute Ergebnisse zu erzielen. Genau das ist die Philosophie hinter ODR (Operator-Driven Reliability) oder bedienergesteuerter Zuverlässigkeit: gemeinsame Verantwortung bringt gemeinsamen Gewinn.
Vorbeugen ist besser als heilen
Das ODR-Konzept sieht vor, dass Bedien- und Wartungspersonal Hand in Hand arbeiten, damit jeder vom Fachwissen des anderen profitiert.
Das bedeutet, dass Maschinenführer gewisse Wartungsaufgaben selbst durchführen und dabei mit anderen für die Zuverlässigkeit des Prozessablaufs zuständigen Stellen zusammenarbeiten.
Das Ziel ist, Probleme erst gar nicht aufkommen zu lassen und die Lebenszykluskosten der Fabrikanlagen so niedrig wie möglich zu halten, indem verbesserungsfähige Bereiche rechtzeitig identifiziert werden.
Immer mehr Unternehmen führen das ODR-Prinzip als Teil ihres übergreifenden Wartungskonzepts ein. Das erfordert eine tägliche Koordination zwischen Bedienpersonal und Wartungsabteilung. Dabei handelt es sich letztendlich um eine praktische Überlegung. Die Bediener führen bestimmte Wartungsarbeiten durch, um Maschinenausfälle zu minimieren.
Ein paralleler Trend im Wartungssektor ist die wachsende Zahl von zuverlässigkeitsverbessernden Technologien wie Prozesssteuerung, rechnergestütztes Wartungsmanagement und eine neue Generation von Handgeräten. Aus allen diesen Trends ist das ODR-Konzept hervorgegangen.
Obgleich die Idee, Bedienpersonal zur Erhöhung der Betriebssicherheit in die Maschinenwartung einzubinden, grundsätzlich nicht neu ist, haben sich Versuche zur Einführung des ODR-Konzepts nicht immer als erfolgreich erwiesen. Der Knackpunkt ist das Gefühl der gemeinsamen Verantwortung.
In einigen, möglicherweise etwas moderner denkenden Unternehmen ist der Begriff der gemeinsamen Verantwortung fester Bestandteil der Betriebskultur. In anderen Unternehmen ist die Betriebskultur von „gegenseitiger Anklage“ geprägt, was gelegentlich dazu führt, dass Bedien- und Wartungspersonal eine strikte Trennungslinie zwischen ihren jeweiligen Zuständigkeitsbereichen ziehen.
Bereichsübergreifende Angelegenheit
In der Beaumont-Raffinerie der Mobil Corporation erkannten einige Maschinenführer, dass das ODR-Konzept ein guter Weg sei, um das Engagement auf allen Ebenen einer Organisation zu fördern. Auf der „Industrial Services International Conference“ von 1999 erläuterten der Wartungsingenieur, Walter Jones, und sein Team ihre Bemühungen zur Senkung der Kosten infolge technischer Unzuverlässigkeit in der Raffinerie.
Geplant sei, sagte Jones, im Laufe von fünf Jahren Kosten in Höhe von 100 Millionen US-Dollar (rund 100 Millionen Euro) einzusparen. Er berichtete über eine „grundlegende Änderung der Betriebskultur“ und meinte, dass die neue Einstellung bereits erste substantielle Ergebnisverbesserungen gezeigt habe.
„Indem man Maschinenführer und Facharbeiter in die Wartung involviert, lassen sich viele störende Defekte rasch eliminieren, und allmählich ändert sich auch die Einstellung der Leute“, sagte Jones.
Zuverlässigkeit ist eine bereichsübergreifende Angelegenheit, wie die Erfahrungen in der Beaumont-Raffinerie gezeigt haben. „Ein Großteil der aus technischer Unzuverlässigkeit resultierenden Kosten wird im Prozessablauf verursacht“, so Jones. „Viele Fehler sind auf die Bedienung der Anlagen zurückzuführen und können somit nur von den Maschinenführern frühzeitig entdeckt werden.
Wenn man das Bedienpersonal nicht dazu bewegen kann, sich für eine verbesserte Zuverlässigkeit einzusetzen, hat das Ganze keinen Sinn. Allein auf die Wartung zu bauen, bringt nur einen begrenzten Erfolg.“
Keith Burres, Leiter des Auslandsgeschäfts von HSB Reliability Technologies in Texas (USA) berichtete kürzlich in einer Ausgabe der Fachzeitschrift Maintenance Technologies über ein anderes Beispiel für Ergebnisverbesserungen durch die Einführung des ODR-Konzepts. In seinem Artikel schilderte er eine Fabrik, die bedingt durch Kavitation an den Pumpen Betriebsausfälle von insgesamt 88 Stunden pro Jahr zu verzeichnen hatte.
Durch Optimierung der Schmierhäufigkeit konnte die Produktion im ersten Jahr um 16.000 Tonnen erhöht werden. Die Bemühungen des Bedienpersonals um eine Verbesserung der Zuverlässigkeit führten außerdem dazu, dass das Volumen an Produkten, die von Anfang an bereits sämtliche Qualitätsanforderungen erfüllten, um 30.000 Tonnen gesteigert werden konnte. Die Effizienz der Maschinen und Anlagen stieg von 85 auf 89 Prozent.
Was Maschinenführer wissen müssen
Es gibt einige grundlegende Punkte des ODR-Konzepts, die alle Maschinenführer ungeachtet der Branche, in der sie tätig sind, und der technischen Ausrüstung wissen müssen, wenn sie in Wartungsaufgaben eingebunden sind, nämlich:
- was zu tun ist, wenn ein Problem auftritt?
- was man nicht tun sollte, wenn ein Problem auftritt?
- welche Aufgaben in ihren Kompetenzbereich fallen?
- welche Aufgaben nicht in ihren Kompetenzbereich fallen?
Hieran ist deutlich zu erkennen, dass das ODR-Konzept eine konkrete Palette von Aktivitäten darstellt, die tatsächlich etwas bewirken, also nicht nur Vorschläge zu Maßnahmen, die durchgeführt werden sollten. Die Erfahrung zeigt, dass dieses Konzept bei richtiger Umsetzung vielseitig verwendbar ist und einen wertvollen Beitrag zum Erfolg eines übergreifenden Wartungsprogramms leisten kann.
Hindernisse überwinden
Die scharfe Trennungslinie, die oft zwischen Wartung und Maschinenbedienung gezogen wird, ist ein offensichtliches Hindernis für die Durchsetzung eines prognostischen Wartungsansatzes mit dem ODR-Prinzip als Kernstück.
Die erfolgreiche Einführung eines bedienerorientierten Wartungsprogramms setzt die Einsicht voraus, dass davon letztendlich alle profitieren. Wichtig ist auch, dass sich die Unternehmensleitung für ein solches Programm auf allen Ebenen – von oben nach unten – stark macht.
Wenn alle Betroffenen von den unternehmerischen Vorteilen eines ODR-Konzepts überzeugt sind und sich für seine praktische Umsetzung voll engagieren, wird dies nicht nur die Ausfallzeiten erheblich reduzieren, sondern auch das Betriebsklima deutlich verbessern.