Gute Wartung schafft sich selbst ab

   Aus der Untersuchung ging auch hervor, daß Unternehmen, die eine vorausschauende Instandhaltungsstrategie nach dem „Asset Management“-Konzept eingeführt hatten, ihre Gewinne um 25 bis 60 Prozent erhöhen und ihre Wartungskosten um 30 Prozent senken konnten. Außerdem führte dies zu einer beachtlichen Steigerung der Produktivität und eine signifikante Abnahme von Betriebsunterbrechungen in diesen Unternehmen. Obwohl das ertragsorientierte „Asset Management“ verglichen mit der traditionellen kostenorientierten Instandhaltung erhebliche Einsparungen zur Folge hat, liegt der eigentliche Gewinn in der höheren Betriebskapazität.

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Planmäßige Wartung und rasche Hilfe bei Betriebsstörungen
sind nicht mehr genug. Heute wird verlangt, daß eine Serviceorganisation das Problem bei der Wurzel packt
Wartungsdienste wurden früher danach beurteilt, wie rasch sie bei Betriebsstörungen einer technischen Anlage zur Stelle waren und wie lange es dauerte, bis sie die Anlage wieder in Gang gebracht hatten. Wurden die vom Maschinenhersteller beschriebenen Aufgaben im Rahmen der planmäßigen Wartung konsequent durchgeführt, galt dies als das Nonplusultra der Instandhaltung. Wichtig dabei waren vor allem die qualifizierte Fehlersuche und eine gute Arbeitsplanung.
   Heute jedoch bemühen sich kluge Wartungstechniker darum, diese überholten Werte durch neue Qualitätsmaßstäbe zu ersetzen. Sie sind auf dem besten Weg, ihre bisherige Rolle selbst abzuschaffen und konzentrieren sich stattdessen auf Begriffe wie Zuverlässigkeit, Produktions- und Betriebssicherheit, Anlagenobjektverwaltung, Maximierung der Anlagenverfügbarkeit und Risikomanagement.

   Diese neue Generation von Wartungstechnikern verwendet modernste technische Verfahren und Diagnosemethoden, um einem Maschinenausfall auf den Grund zu gehen und wartungsbedingte Betriebsunterbrechungen möglichst zu vermeiden.
   Die herkömmliche Wartung ist heute nicht mehr gefragt. Die neuen Konzepte bestehen darin, Produkte und hochtechnologische Dienstleistungen als Paket anzubieten. Eine breite Palette von Erzeugnissen, vom Auto bis zum Aufzug, sind inzwischen mit Sensoren und Softwaresystemen ausgestattet, die mittels Funk kontinuierliche Informationen über den Gerätezustand via Internet an Serviceeinrichtungen senden.
„Asset Management“
Wartungstechniker, die ihre traditionelle Tätigkeit den neuen Anforderungen angepaßt haben, stellen fest, daß sie sich mehr mit der Verwaltung von Sachanlagen (assets) als mit Maschinenwartung beschäftigen. Ihre eigentliche Aufgabe besteht darin, das Anlagenkapital eines Unternehmens auf wirtschaftliche Weise zu verwalten. Dieses neue Konzept, auch als „Asset Management“ bezeichnet, läuft darauf hinaus, die Gewinne durch Kostensenkungen und höhere Betriebsrenditen zu steigern, was für ein Unternehmen von wesentlich größerem Wert ist als die simple Reparatur von technischen Anlagen.
Jüngsten Studien zufolge können Unternehmen erheblich davon profitieren, wenn sie ihre Instandhaltungsaufgaben in effektive „Asset Management“-Prozesse umwandeln. Eine australische Untersuchung von kleinen und mittelständischen Produktionsbetrieben ergab, daß 58 Prozent der Instandhaltungstätigkeiten auf einen Anlagenausfall zurückzuführen und somit als kostspielige reaktive Maßnahmen einzustufen waren; 27 Prozent hatten einen präventiven oder zeitorientierten Charakter, und 15 Prozent konnten als vorausschauende Instandhaltungsmaßnahmen angesehen werden, die auf den Ergebnissen von Zustandserfassungs- oder Ursachenanalyseverfahren basierten.

   Aus der Untersuchung ging auch hervor, daß Unternehmen, die eine vorausschauende Instandhaltungsstrategie nach dem „Asset Management“-Konzept eingeführt hatten, ihre Gewinne um 25 bis 60 Prozent erhöhen und ihre Wartungskosten um 30 Prozent senken konnten. Außerdem führte dies zu einer beachtlichen Steigerung der Produktivität und eine signifikante Abnahme von Betriebsunterbrechungen in diesen Unternehmen. Obwohl das ertragsorientierte „Asset Management“ verglichen mit der traditionellen kostenorientierten Instandhaltung erhebliche Einsparungen zur Folge hat, liegt der eigentliche Gewinn in der höheren Betriebskapazität.

   Die European Federation of National Maintenance Societies (EFNMS) und die Society for Maintenance Reliability Professionals (SMRP) sind zwei der Organisationen, die sich für die proaktive, vorausschauende Instandhaltungsstrategie stark machen.
   Die EFNMS koordiniert die Bemühungen um verbesserte Instandhaltungsleistungen in Europa und hat ein Zertifizierungsprogramm für Wartungstechniker erarbeitet. Die SMRP setzt sich für die Optimierung von Instandhaltungsleistungen in Nordamerika ein. Die Mitglieder dieser Gesellschaft haben unter anderem den Vorzug, an Benchmarking-Programmen der Organisation teilnehmen zu dürfen.
   Zu den modernen Instrumenten des „Asset Managements“ gehören strukturierte Untersuchungs- und Diagnoseverfahren, offene Schnittstellen für den Daten- und Informationsaustausch sowie eine umfassende Zustandsüberwachungstechnologie.
   Das sorgfältigste Analyseverfahren ist die zuverlässigkeitsorientierte Instandhaltung (Reliability-Centered Maintenance). Bei diesem Verfahren wird eine Bestandsaufnahme aller Maschinen- und Systemfunktionen, der möglichen Betriebsausfälle und Ausfallarten sowie von deren Konsequenzen gemacht. Davon ausgehend wird eine Strategie erarbeitet, die den zuverlässigen Betrieb der technischen Anlagen gewährleistet. Hierbei werden alle Formen des „Asset Managements“ berücksichtigt, darunter zustandsorientierte Instandhaltung, planmäßige Instandhaltung und Störungsbeseitigung.
   Verfahren der Zustandserfassung wie etwa Vibrationsanalyse, IR-Thermographie, Stromkreisanalyse sowie die Analyse von Schmieröl und Abnutzungspartikeln bilden die Grundlagen der zustandsorientierten Instandhaltung.

   Mittels tragbarer Meßinstrumente oder Systeme, die eine kontinuierliche Maschinenüberwachung ermöglichen, werden Daten über den „Gesundheitszustand“ der Anlagen gesammelt, damit korrigierende Maßnahmen für den Bedarfsfall eingeplant werden können.
   Die Informationen der verschiedenen Analyseverfahren lassen sich am besten in kombinierter Form nutzen, was sich bisher jedoch als schwierig erwiesen hat, weil die einzelnen Überwachungs- und Diagnosesysteme bei der Datenausgabe oftmals Kommunikationsprotokolle benutzen, die nicht kompatibel sind. Die gemeinnützige Organisation MIMOSA (Machinery Information Management Open Systems Alliance) arbeitet zur Zeit an allgemein anerkannten Normen für den Daten- und Informationsaustausch zwischen Planungs-, Steuerungs-, Maschinenüberwachungs- und Diagnosesystemen.

   Ein nach MIMOSA-Kriterien „offenes“ System ermöglicht den automatischen Daten- und Informationsaustausch mit anderen Maschineninformationssystemen, ohne daß dabei kommunikations- oder herstellerabhängige Schnittstellenprotokolle berücksichtigt werden müssen. Mehr als 200 Vertreter von über 50 Unternehmen unterstützen bereits die Bemühungen dieser Organisation um einen offenen Informations- und Datenaustausch.
   Die Vorzüge einer modernen zustands- oder zuverlässigkeitsorientierten Instandhaltung und Anlagenverwaltung sind offenkundig. Führende Unternehmen haben sich angesichts der Globalisierung der Wirtschaft dadurch wichtige Wettbewerbsvorteile verschafft. Für diejenigen Unternehmen, die nicht von ihren konventionellen kostenorientierten Wartungskonzepten abrücken und die neue wertsteigernde „Asset Management“-Strategie der vorausschauenden Instandhaltung annehmen wollen, läuft die Uhr bald ab.
Robert C. Baldwin  
Herausgeber des Maintenance Technology Magazine

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