Hightech-Riese auf hoher See

Sperrige Propellerwellen und laute, vibrierende Dieselmotoren müssen nicht mehr sein. Das größte und exklusivste Kreuzfahrtschiff der Welt hat einen neuartigen, außerhalb des Rumpfes angebrachten Pod-Antrieb mit Elektromotor. Er ist buchstäblich der Rolls-Royce unter den Antriebssystemen

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Die Queen Mary 2 ist das größte, längste, breiteste, luxuriöseste und mit Baukosten in Höhe von 800 Millionen US-Dollar (knapp 660 Millionen Euro) auch das teuerste Kreuzfahrtschiff, das je gebaut wurde.

Die QM2 hat mit 72 Metern Höhe die Größe eines 24-stöckigen Gebäudes. Es ist ein Meisterstück moderner Technik, ein Luxusliner der Superlative.

Keine Kosten gescheut
Die QM2 wurde für die Carnival-Tochtergesellschaft Cunard Line bei Les Chantiers de l’Atlantique im französischen Saint-Nazaire gebaut. Die Taufe durch Königin Elizabeth II fand im Januar 2004 im britischen Southhampton statt.

Der neue Luxuskreuzer soll im Trans­atlantikverkehr von Europa nach New York die Queen Elizabeth 2 ablösen. Ihre Jungfernfahrt nach Fort Lauderdale war überbucht. Einige Passagiere waren bereit, bis zu 48.000 US-Dollar für das Privileg zu zahlen, das größte und exklusivste Kreuzfahrtschiff der Welt einweihen zu dürfen.

Die Schiffseigner scheuten keine Kosten für Bequemlichkeit, Eleganz und nahezu unvorstellbaren Luxus. An Bord gibt es zwölf Restaurants, fünf Swimmingpools, einen Basketballplatz, Museen, ein Kino, eine Fitness- und Wellnessanlage, Suiten mit eigenem Aufzug und eigenem Butler – kurzum alles, was man von einem Traumschiff erwartet, und noch vieles mehr. Sogar ein Planetarium steht den Passagieren zur Verfügung, das weltweit einzige auf einem Kreuzfahrtschiff.

Der Kapitän der QM2, Ronald Warwick, hat den Rang eines Flottillenadmirals und damit den höchsten Rang, den eine Kreuzfahrtlinie einem Kapitän erteilen kann.

Das Schiff ist vom Bug bis zum Heck total vernetzt und vollgepackt mit digitalen Annehmlichkeiten wie Kinofilmen auf Abruf in der eigenen Kabine, interaktivem Fernsehen, Internet- und E-mail-Anschluss sowie einem Sicherheitssystem, das sorgfältig überwacht, wer an Bord kommt und wer das Schiff verlässt. Die QM2 ist ein Kreuzfahrtschiff des 21. Jahrhunderts und knüpft gleichzeitig an die Blütezeit der Passagierschifffahrt im 19. Jahrhundert an. Ballsäle, große Lobbys, Salons mit Glaskuppeln, geschwungene Treppen, majestätische Promenadendecks und ein Crewmitglied auf zwei Passagiere – das ist nur ein Teil dessen, was dieses Schiff zu bieten hat.

Pod-Antrieb
Abgesehen von der prachtvollen Ausstat­tung ist wohl das Antriebssystem das entscheidende Merkmal, das die QM2 von anderen Passagierschiffen unterscheidet. Mit seinen vier Mermaid™ Pod-Antrieb II Motoren von Rolls-Royce (zwei sind fest und zwei flexibel installiert, das heißt, sie sind um 360 Grad drehbar) erreicht das Schiff auf der Nordatlantikroute zwischen Southhampton, dem Heimathafen, und New York eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Knoten.

Der Mermaid Pod-Antrieb war ein gemeinsames Entwicklungsprojekt von Rolls-Royce Commercial Marine und der französischen Alstom Gruppe. Sieben weitere Kreuzfahrtschiffe sind mit diesem Antriebssystem ausgestattet, aber die QM2 hat das größte und kraftvollste, das je auf einem Schiff installiert wurde.

Den erforderlichen Strom erzeugen zwei Gasturbinen und vier Dieselmotoren mit einer Gesamtkapazität von 118 Megawatt – genug, um eine Stadt von 300.000 Einwohnern mit Strom zu versorgen. Mehr als Zweidrittel dieser Energie wird für das Antriebssystem benötigt, da jede Pod-Einheit bei voller Fahrt 21,5 Megawatt verbraucht.

Es handelt sich dabei um eine relativ neue Technik für den Schiffsantrieb. Der Pod-Antrieb ist Teil eines dieselelektrischen Antriebssystems, bei dem die Schiffsschraube mit Welle und Elektromotor in einer Gondel außerhalb des Rumpfs angebracht ist. Bei der QM2 kann dank der beiden drehbaren Pod-Einheiten auf eine Ruderanlage einschließlich Heckstrahlruder verzichtet werden.

Das Pod-System bietet viele Vor­teile verglichen mit einer Standardschiffsschraube und -welle. Verbesserte Manövrierfähigkeit, Platz- und Kraftstoff­einsparung sowie geringere Umweltbe­lastung sind nur einige Beispiele. Die Pod-Motoren sorgen für einen erheblich kleineren Wendekreis des Schiffes, verringern das Geräusch- und Vibrationsniveau und erhöhen die Effizienz des Schiffsantriebs.

Bessere Kraftstoffnutzung
Ein herkömmlicher Schiffsantrieb beschleunigt durch erhöhte Kraftstoffeinspritzung in die riesigen Dieselmotoren. Bis die schwerfälligen Motoren die gewünschte Geschwindigkeit erreicht haben, fließt unverbrannter Kraftstoff durch die Antriebsanlage. Das ist der Grund für die schwarzen Rußwolken, die oft aus Schiffsschornsteinen aufsteigen.

So etwas wird auf der QM2 nicht vorkommen, da die Dieselmotoren ständig mit optimierter Drehzahl laufen. Deshalb wird bei Beschleunigungsmanövern kein Kraftstoff verschwendet und folglich kein schwarzer Rauch erzeugt.

Bei einem dieselelektrischen Pod-Antrieb werden die Schiffsschrauben von Elektromotoren angetrieben, wobei die Dieselmotoren über Generatoren den elektrischen Strom liefern. Transformatoren und Frequenzwandler regeln die Drehzahl der Elektromotoren (und dadurch die Geschwindigkeit des Schiffes).

Die Pod-Technik bietet einzigartige Manövriermöglichkeiten, vor allem in Häfen und engen Kanälen.

Noch größerer Gigant in Sicht
Die Liste der Vorteile dieses neuartigen Antriebssystems lässt sich fortführen. Der Pod-Antrieb macht nicht nur zwei lange Propellerwellen überflüssig, er sorgt auch für einen geräuscharmen und praktisch vibrationsfreien Betrieb, sogar bei einer Geschwindigkeit von 30 Knoten, weil der Hauptantrieb außerhalb des Maschinenraums installiert und von Wasser umgeben ist.

Die hydrodynamische Konstruktion der vier Mermaid Pods basiert auf Leistungsspezifikationen des Rolls-Royce Hydrodynamic Research Centre in Kristinehamn (Schweden) und wurde nach der Rumpfform optimiert.


Fakten und Zahlen: Queen Mary 2

BRZ: 150.000 Tonnen (dreimal so groß wie die Titanic)
Länge: 345 Meter
Breite: 41 Meter
Höhe: 72 Meter
Leistung: 157.000 PS
Höchstgeschwindigkeit: 30 Knoten
Passagiere: 2.620
Crew: 1.253
Stapellauf: Übergabe an Cunard im Dezember 2003, Jungfernfahrt im Januar 2004
Decks: 17
Kabinen: insgesamt 1.310
Kino: 570 Sitzplätze
Registriert: in Großbritannien

Die QM2 ist 45 Meter länger als der Eiffelturm hoch ist (300 Meter)

Vorzüge des Pod-Antriebs:

  • platzsparend
  • größere Flexibilität bei der Rumpfkonstruktion
  • verbesserte Manövrierbarkeit
  • verbesserte hydrodynamische Eigenschaften
  • mehr Platz für Passagiere und Fracht
  • niedrigere Betriebskosten
  • kürzere Bauzeiten
  • 15-prozentige Kraftstoffeinspa­rung und geringere Umweltbelastung

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