Licht aus!
Sie ist fester Bestandteil der westlichen Kultur und bringt seit über 100 Jahren Licht in das Leben von Milliarden von Menschen. Doch neue technische Lösungen und die Sorge um die Umwelt haben ihre Popularität geschmälert. In einigen Ländern ist sie sogar verboten. Die Zukunft der Glühlampe sieht düster aus
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Sie ist fester Bestandteil der westlichen Kultur und bringt seit über 100 Jahren Licht in das Leben von Milliarden von Menschen. Doch neue technische Lösungen und die Sorge um die Umwelt haben ihre Popularität geschmälert. In einigen Ländern ist sie sogar verboten. Die Zukunft der Glühlampe sieht düster aus
Wirtschaft
Das Ende der Glühlampe naht. Für viele ist es der tragische Verlust einer geliebten Lichtquelle, deren Erfindung die Welt von Grund auf veränderte.
Eine Glühlampe erzeugt Licht, wenn ein elektrischer Leiter, der Glühfaden, in einem luftleeren Glaskolben durch Strom so stark erhitzt wird, dass er glüht. An diesem Funktionsprinzip hat sich kaum etwas geändert, seit der amerikanische Erfinder Thomas Edison 1880 eine patentierte elektrische Glühbirne auf den Markt brachte, deren Glühfaden aus verkohlten Bambusfasern an Platindrähte angeschlossen war. Die Brenndauer der Glühlampe betrug 1.200 Stunden.
„Wenn man bedenkt, was seitdem alles in der Welt geschehen ist, kann man sich nur wundern, dass wir diese Lichtquelle immer noch benutzen“, meint Joe Rey-Barreau, außerordentlicher Professor an der Fakultät für Innenarchitektur der Universität von Kentucky in den USA und Experte für Raumausleuchtung und Lichtplanung.
Seit über 100 Jahren ist die Glühlampe in Nordamerika und Europa das dominierende Leuchtmittel für den Wohnbereich. Das sei vor allem ihrem niedrigen Preis und ihrer Fähigkeit zu verdanken, eine wohnliche Atmosphäre zu schaffen, meint Rey-Barreau.
„Verglichen mit der Leuchtstofflampe, die sich wegen ihrer wesentlich längeren Lebensdauer vor 40 Jahren auf dem gewerblichen und industriellen Markt durchsetzte, ist die Glühlampe deutlich preiswerter. Und sie hat noch weitere Vorzüge: Die Glühlampe ist dimmbar, bietet ein ausgezeichnetes Licht zum Lesen und ihre Farbtemperatur von 2.700 Kelvin verleiht menschlicher Haut ein gesundes, frisches Aussehen“, fährt Rey-Barreau fort. „Sie wurde einmal als ‚Feuer in einer Flasche‘ beschrieben, und das war gar nicht so falsch. In der Tat wird hier Metall bis zum Glühen erhitzt. Das heißt, die Glühlampe gibt überdies eine angenehme Wärme ab. Alle diese Vorteile zusammengenommen sind Teil unserer Kultur geworden.“
Leider sind es aber auch genau jene Eigenschaften, die jetzt der Glühlampe zum Verhängnis werden. In den letzten Jahren haben sich Bemühungen zur Reduzierung des Stromverbrauchs und der Treibhausgasemissionen hauptsächlich auf die Beleuchtung konzentriert, die rund 20 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs ausmacht. Die Glühlampe stand dabei von Anfang an am Pranger, weil sie nur fünf Prozent der zugeführten elektrischen Energie für die Erzeugung von Licht nutzt. 95 Prozent entweichen als Wärme in die Atmosphäre.
Brasilien, Venezuela und Kuba agierten als erste Staaten. Sie verabschiedeten Gesetze, nach denen der Verkauf und/oder Import von Glühlampen entweder untersagt war oder ab 2005 auslaufen sollte. Dutzende von Ländern taten es ihnen nach, darunter Australien, EU-Mitglieder, Argentinien, Russland und Kanada. Die USA wollen folgen.
Wenn sich die Verbraucher weltweit erst einmal daran gewöhnt haben, dass die energieverschwendenden Glühlampen nicht mehr erhältlich sind, können sie unter einer wachsenden Zahl von energieeffizienteren (aber auch weitaus teureren) Alternativen wählen, darunter vor allem Kompaktleuchtstofflampen und Leuchtdioden (LED). „Die Industrie und die Öffentlichkeit stehen in dieser Frage auf derselben Seite“, erklärt Larry Lauck, Geschäftsführer der American Lighting Association, die die Interessen von amerikanischen Leuchtmittelherstellern wie General Electric vertritt. General Electric, das Unternehmen, das Edison vor 118 Jahren gründete, setzt sich intensiv für die Entwicklung einer neuen Generation von Glühlampen ein, die den zukünftigen Standards gerecht werden. „Als Energie billig war, kümmerte sich keiner darum, aber das ist heute anders.“
Skeptiker, und davon gibt es eine Menge, fragen sich allerdings, warum man es so eilig hat, die Glühlampe zu verbannen. Abgesehen von den Bedenken bezüglich der Lichtqualität von Kompaktleuchtstofflampen befürchten viele, dass das Angebot auf dem Markt für die Milliarden von Haushaltsgeräten und Leuchtarmaturen – von Backöfen und Kronleuchtern bis Taschenlampen – nicht ausreicht. Umweltschützer weisen darauf hin, dass Kompaktleuchtstofflampen Quecksilber enthalten und folglich nicht auf die gleiche Weise entsorgt werden können wie gewöhnliche Glühlampen. Für manche hat die Glühlampe auch einen therapeutischen Wert.
Hinzu kommt der wirtschaftliche Aspekt. „Als Verbraucher wird man nun dazu gezwungen, ein „besseres“ Produkt zu kaufen“, schrieb Brian Carney, Mitglied des Redaktionsrates des Wall Street Journal, nach der Verabschiedung des amerikanischen Energiegesetzes. „Bemerkenswert an dieser Markteinmischung ist, dass an der heutigen Edison-Glühlampe im Grunde nichts verkehrt ist. Es ist kein gefährliches Spiel oder ein mit giftiger Farbe bemaltes Spielzeug und auch kein Magnet, das die Därme Ihres Kindes perforieren würde, wenn es das Ding verschluckt. Es ist nur eine Glühlampe, und die meisten Menschen waren bisher damit in der Regel sehr zufrieden. Mit anderen Worten, die Leuchtmittelhersteller und die Umweltschützer überzeugten den Kongress vom Glühlampenverbot allein mit dem Argument, es sei gut für die Verbraucher, etwas anderes zu bekommen. “
Rey-Barreau stimmt zu. „Es herrscht viel Frustration. Ich weiß von Leuten, die eine ganze Wagenladung von Glühlampen für 50 Cent pro Stück aufkaufen wollen, um sie dann in fünf Jahren für 10 Dollar pro Stück zu verkaufen.“ Derartige Panikkäufe waren 2009 in mehreren europäischen Ländern zu beobachten, vor allem in der Tschechischen Republik, wo Präsident Vaclav Klaus bei einer Rede eine Glühlampe hochhielt und sagte: „Ich werde mir vorher [vor dem 1. September, dem Datum, an dem die Produktion eingestellt wurde] einen Vorrat anlegen, der für den Rest meines Lebens ausreicht.“
Derartige Reaktionen lassen hoffen, dass zumindest ein Nebenprodukt der Glühlampe eine Überlebenschance hat – die dummen Witze darüber. Hier ein Beispiel von Andrew Heenans Website weirdity.com: Eine Frau geht in ein Geschäft und fragt nach einem Karton Energiesparlampen. „Das macht 4 Pfund bitte“, sagt der Besitzer des Ladens. „4 Pfund?“, wundert sich die Kundin. „Nebenan kosten sie nur 3,50.“ „Und warum kaufen Sie die Lampen nicht nebenan?“, fragt der Inhaber. „Würde ich ja, aber es sind gerade keine auf Lager“, antwortet die Frau. Darauf der Ladenbesitzer: „Ja, wenn wir keine haben, kosten die bei uns nur 1,99.“