Industrie

Mit kleinen Autos ganz groß raus

Maruti Suzuki dominiert den indischen Kompaktwagenmarkt seit über 20 Jahren und ist heute der größte Autohersteller des Landes.

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Maruti Suzuki

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Chetan Lagu, Chetan.Lagu@skf.com

Als 1983 der erste Maruti Suzuki 800 in Indien vom Band rollte, war das der Beginn einer automobiltechnischen Revolution in diesem Land. In den 1970er Jahren war der Besitz eines Autos ein Luxus, den sich nur wenige leisten konnten, und die staatlichen Produktionsbeschränkungen behinderten das Wachstum. Als dann in den 1980er Jahren japanische Autohersteller in den Markt einstiegen und eigene Fabriken vor Ort gründeten, meist in Zusammenarbeit mit indischen Unternehmen, erlebte der Automobilsektor einen Aufschwung – allen voran Maruti Suzuki (damals noch Maruti Udyog Limited, ein Joint-Venture zwischen Maruti in Indien und Suzuki Motors in Japan).

„Die Suzuki Gruppe ist im Kleinwagensegment stark“, sagt Sudam Maitra, COO Supply Chain bei Maruti Suzuki in Indien. „Als Suzuki nach Indien kam, hatte die indische Regierung die Vision, Kleinwagen zu produzieren, die sich normale Bürger leisten konnten. Deshalb holte man sich Suzuki ins Land.“

Die Liberalisierung der indischen Wirtschaft Anfang der 1990er Jahre führte zu einer Beschleunigung der Automobilproduktion. Seitdem ist die Zahl der Autos auf indischen Straßen von 20.000 auf heute über drei Millionen angestiegen. Mehr als 70 Prozent davon sind dem Klein- oder Kompaktwagensegment zuzuordnen, und hier gibt Maruti Suzuki trotz zunehmender Konkurrenz von einheimischen und internationalen Akteuren immer noch den Ton an. Das Unternehmen hat seit seiner Gründung als einziger indischer Autohersteller die 10-Millionen-Grenze bei der Zahl der verkauften Autos überschritten. Seit einigen Jahren bietet Maruti wie viele seiner Wettbewerber auch größere Modelle mit mehr technischen Finessen an, so etwa den Grand Vitara, den Kizashi und den kürzlich lancierten Ertiga. Aber die Kompaktklasse mit den Modellen Alto und Swift führt immer noch die Verkaufszahlen in Indien an. Der Alto gehört außerdem zu den meist verkauften Kleinstwagen der Welt.

Indiens Automobilsektor verzeichnet seit 2000 kontinuierliche Zuwachsraten, weil infolge des raschen Wirtschaftswachstums die Zahl der kaufkräftigen Verbraucher im Lande stetig steigt. 2005 zählten 50 Millionen Inder zur Mittelklasse. 2009 war Indien der viertgrößte Pkw-Exporteur Asiens, und 2011 überrundete das Land als sechstgrößter Automobilproduzent der Welt Brasilien.

Nach über zehn Jahren intensiven Wachstums stand die indische Autoindustrie allerdings plötzlich vor einer Reihe ernsthafter Probleme. Die globale Wirtschaftskrise, das nachlassende Wirtschaftswachstum, hohe Zinsraten und steigende Kraftstoffpreise haben die Branche geschwächt.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, will sich Maruti Suzuki auf die ländlichen Regionen Indiens konzentrieren, wo jedes dritte Auto ein Maruti ist. Im Oktober 2012 lancierte das Unternehmen den Alto 800, eine modernisierte Version seines Flaggschiffes. Laut eines Berichts der Economic Times plant Maruti Suzuki, die Zahl seiner Verkaufsstellen in ländlichen Regionen in den kommenden zwei Jahren zu verdoppeln, wobei unter „ländlichen Regionen“ die Teile des Landes zu verstehen sind, die außerhalb der 40 größten Städte liegen. Maruti Suzuki rechnet damit, dass diese Regionen 2015/2016 für nahezu die Hälfte des gesamten Jahresabsatzes stehen werden. Trotz steigenden Interesses an den Premium-Modellen des Herstellers – auch auf dem Land – ist die Nachfrage nach Kompaktwagen wie dem ursprünglichen Maruti Suzuki 800 immer noch hoch. Auch wenn das Unternehmen größere luxuriösere Autos in sein Angebot aufnimmt, zeigt die Lancierung des neuen Alto 800, dass Maruti Suzuki seinen Wurzeln als Kleinwagenproduzent treu bleibt.


Entwicklung vor Ort

Maruti Suzuki begann 2009 mit der Entwicklung der Plattform für die Modelle Alto und Swift, die einmal 70 Prozent der gesamten Automobilproduktion des Unternehmens ausmachen sollten. Im gleichen Jahr schloss sich SKF mit Maruti Suzuki zusammen und stellte die zweckoptimierte Radlagereinheit HBU-1 bereit, die 2010 auf den Markt kam und speziell für Kompaktwagen ausgelegt war.

„Die Bereitstellung der maßgeschneiderten HBU-1 für die neuen Alto- und Swift-Plattformen veränderte unsere Stellung bei Maruti“, erinnert sich Chetan Lagu, Verkaufsleiter bei SKF in Indien. „Unsere gesamte Beziehung zu dem Kunden änderte sich – vom unbedeutenden Player zum hochkarätigen Lagerlieferanten. Wir spielen heute eine wichtige Rolle, was uns auch den Weg für die neuen Plattformen ebnet, die in nächster Zeit anstehen.“

SKF eröffnete 2012 sein neues Global Technical Centre (GTCI) in Bangalore, um der Produktinnovation in Indien mehr Gewicht zu verleihen. Maruti Suzuki hat diesen Schritt sehr begrüßt. Sunil Kakkar, Vice President Supply Chain bei Maruti Suzuki, erinnert sich: „Der Vorstandsvorsitzende der Suzuki Motor Corporation berichtete bei seinem jüngsten Besuch in Indien, dass ein Großteil der Forschungs- und Entwicklungsarbeit bei Maruti Suzuki India durchgeführt werden soll. Das heißt, die Konstruktion von Fahrzeugplattformen wird ungeachtet des Modells in Indien stattfinden. Da die Technik bei uns entwickelt werden soll, brauchen wir entsprechende Lieferanten, die in diesem Land ihre eigenen F&E-Einrichtungen haben. Das F&E-Center von SKF in Bangalore ist definitiv ein ganz entscheidender Schritt.“

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