Nach dem Sturm
Als ein Hurrikan 1998 Chevrons Ölraffinerie im Süden der USA verwüstete, hinterließ er Seetang auf dem zwei Meter hohen Zaun und deutliche Spuren in der Bilanz des Unternehmens. Innerhalb von zwölf Wochen lief jedoch der Betrieb wieder wie gewöhnlichChevrons Raffinerie in Pascagoula, Mississippi, stillt schon seit 1963 den Durst von Kraftfahrzeugen. Alles war in schönster Ordnung, bis am 27. September 1998 ein Hurrikan über das Gelände hereinbrach.
Ein Sturm der Kategorie 4 mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 Stundenkilometern hinterließ eine Spur der Verwüstung, die sich durch die gesamte Karibik und entlang der Golfküste im Süden der USA zog. Anhaltende Stürme mit einer Geschwindigkeit von 234 Stundenkilometern rissen Regenrinnen und Hochspannungsleitungen herunter. Als der Hurrikan Mississippi erreichte, hatte er sich bereits etwas abgeschwächt, aber die Schulen blieben geschlossen, weil die Verantwortlichen darauf drängten, die Bevölkerung zu evakuieren.
Nur einen Katzensprung vom Bayou Casotte entfernt, der in das Mississippi-Delta und den Golf von Mexiko mündet, 155 Kilometer von New Orleans, wurde Chevrons Pascagoula-Raffinerie in zwei Meter Höhe überflutet. Die Raffinerie war zwar rechtzeitig gewarnt worden und hatte den Betrieb eingestellt, aber das Seewasser richtete verheerende Schäden an wichtigen technischen Anlagen an.
34 Zentimeter Regen
„Bei dem Sturm fielen 34 Zentimeter Regen“, erzählt Richard Chenoweth, der Besitzer des beliebten Steak- und Fischrestaurants Scranton’s in Pascagoula. Das Scranton’s hat seit seiner Eröffnung im Jahre 1924 noch jeden Hurrikan überstanden. Als „Georges“ in Pascagoula tobte, kampierte Chenoweth mit Familie und Freunden 24 Stunden lang im Restaurant.
„Dann brach eine Sturmflut über uns herein“, erinnert er sich. „Das Wasser konnte nirgendwo abfließen. Innerhalb von einer Stunde stand mein Auto mit brennenden Scheinwerfern unter Wasser. Das Wasser hatte die Batterie kurzgeschlossen.“
Obgleich es nur zwölf Wochen dauerte, bis die Pascagoula-Raffinerie ihre Kraftstoffproduktion wieder aufnehmen konnte, waren die Folgen des Sturms 3.000 Kilometer entfernt in Chevrons Hauptverwaltung in San Francisco deutlich zu spüren.
„Niedrige Rohölpreise und mehrere Hurrikane im Golf von Mexiko haben unser Geschäftsergebnis 1998 stark beeinträchtigt“, sagt der Vorstandsvorsitzende von Chevron Ken Derr mit Blick auf die Bilanz für das dritte Quartal 1998. „Der Hurrikan Georges, der Ende September wütete, traf unsere Raffination, unsere chemische Produktion und unsere Pipeline-Anlagen sehr hart, wobei die Pascagoula-Raffinerie in Mississippi vor allem schwere Wasserschäden erlitt.“
Die Raffinerie in Pascagoula ist mit 1.200 Mitarbeitern die siebtgrößte Raffinerie in den USA und die modernste der Chevron Products Company. Normalerweise werden hier über 100 Millionen Barrel Rohöl pro Jahr verarbeitet. Dies entspricht einer Menge von 295.000 Barrel pro Tag genug, um damit einen Fußballplatz in seiner gesamten Abmessung bis auf 11 Meter Höhe zu füllen. Nach Trennung und Reinigung des Rohöls in den Destilliertürmen, die den Raffinerien ihre typische Silhouette verleihen, und anschließender Umwandlung und weiterer Veredelung werden in Pascagoula 130.000 Barrel Benzin, 50.000 Barrel Kerosin und 68.000 Barrel Dieselkraftstoff produziert.
Alexander Farnsworth
Journalist in Stockholm
Fotos Chevron