Nachhaltigkeit von der Saat bis zur Spule

Wie bleibt man wettbewerbsfähig und verwirklicht gleichzeitig seine Nachhaltigkeitsziele. Der peruanische Baumwollproduzent Industria Textil Piura setzt unter anderem auf organischen Anbau und energieeffiziente Produktion

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Wie bleibt man wettbewerbsfähig und verwirklicht gleichzeitig seine Nachhaltigkeitsziele. Der peruanische Baumwollproduzent Industria Textil Piura setzt unter anderem auf organischen Anbau und energieeffiziente Produktion

 

 

Organische Baumwolle liegt im Trend. Im Zuge des wachsenden Umweltbewusstseins gehen globale Handelsketten wie Nike, ZARA und H&M zu organischen Bauwollprodukten über, und kleinere Anbieter tun es ihnen nach.

Die Zahlen verdeutlichen die Entwicklung. Aus einem Bericht mit dem Titel Organic Cotton Farm & Fibre Report 2008 geht hervor, dass der Anbau von organischer Baumwolle zwischen 2007 und 20008 weltweit um 152 Prozent gestiegen ist. Die auf insgesamt 161.000 Hektar in 22 Ländern produzierte Baumwolle erreichte ein Volumen von 145.872 Tonnen. Die Tendenz zu natürlicheren Produkten ist nicht nur in der Bekleidungsindustrie zu beobachten. Auch bei Heimtextilien und Hygieneerzeugnissen werden organische Produkte zunehmend bevorzugt.

Die Umstellung von konventionellem auf organischen Anbau ist allerdings nicht einfach. Baumwolle ist für Schädlingsbefall besonders anfällig und steht für 16 Prozent des gesamten weltweiten Pestizideinsatzes. Kein anderes Agrarerzeugnis kann da mithalten.

 

In Peru hat die Textilproduktioneine lange Tradition. In peruanischen Gräbern wurden Textilgewebe gefunden, die aus einer Prä-Inka-Kultur stammen. Vor über 3.000 Jahren fertigten die Paracas Webwaren aus den Fasern von Baumwollbällen, die zu äußerst strapazierfähigem Baumwollgarn versponnen wurden.

In den 1970er Jahren investierte die Romero Group in die Textilindustrie mit Schwerpunkt auf Pima-Baumwolle (siehe Kasten) und gründete die Industria Textil Piura, ein Unternehmen, das sich nun an die organische Baumwollproduktion heranwagt.

Als erster Schritt zum organischen Anbau wurden drei Versuchsplantagen eingerichtet, auf denen keine chemischen Dünger und Pestizide verwendet werden. Hier wachsen und gedeihen natürliche Feinde der Baumwollschädlinge wie Marienkäfer. Ihr unersättlicher Appetit in Kombination mit strategisch platzierten Honigfallen aus alten PET-Flaschen haben bisher die Baumwollschädlinge in Schach gehalten.

Der organische Anbau ist jedoch nur ein Aspekt der Strategie von Industria Textil Piura, die auf „Nachhaltigkeit von der Saat bis zur Spule“ abzielt. Energieeffiziente Garnproduktion ist ein weiterer. Das Unternehmen stellt täglich 15 Tonnen Garn her und hatte 2009 Energiekosten in Höhe von 4.5 Millionen Euro. Diese Ausgaben sollen nun durch Energieeinsparungen reduziert werden.

„Wir senken damit nicht nur unsere Produktionskosten, sondern es ist auch das einzig Richtige, wenn man ein nachhaltiges Unternehmen sein will“, kommentiert Jorge Ramos, Wartungsleiter bei Industria Textil Piura.

Neben diesem Kultivierungsprojekt betreibt Industria Textil Piura als Teil ihres Nachhaltigkeitskonzeptes einen Versuch mit energieeffizienten (E2) Lagern von SKF. Die neuen E2 Lager erreichen aufgrund eines reduzierten Reibungsmoments eine Energieeinsparung von mindestens 30 Prozent im Vergleich zu den ohnehin schon effizienten SKF Standardlagern.

 

Insgesamt 60.000 Lagersind in den Maschinen von Industria Textil Piura im Einsatz. Vor Kurzem wurden 52 Spindeln einer Maschine mit E2 Rillenkugellagern von SKF ausgestattet.

„Technologie mit hohem Wirkungsgrad ist für uns immer von Interesse“, meint Ramos. „Der mit den neuen Lagern verbundene reduzierte Energieverbrauch erhöht unsere Wettbewerbsfähigkeit, ein ganz wesentlicher Faktor bei den niedrigen Preisen in den Schwellenländern. Wettbewerbsfähige Preise brauchen wir, um unsere Prozesse weiterentwickeln zu können. Die Technik der E2 Lager ist auch ein Beitrag zum Umweltschutz, der bei uns hohe Priorität hat.“

E2 Lager sind in Lateinamerika seit 2009 auf dem Markt. Henry Juárez Rojas, SKF Vertriebsleiter für den Norden Perus, war von Anfang an von dem Nutzen dieser Lager für Industria Textil Piura überzeugt.

 

„Die gesamte Produktiondieses Unternehmens geht in den Export“, erklärt er. „Die Kunden verlangen heutzutage internationale Zertifizierungen, und um diese zu erlangen, bedarf es umweltschonender Prozesse. E2 Lager sind nicht nur ein Garant dafür, dass weniger Energie verbraucht wird, sondern auch, dass man mit einem Lieferanten [wie SKF] zusammenarbeitet, der umweltverträgliche Lösungen anbietet.“

Die Bemühungen um Nachhaltigkeit haben sich ausgezahlt: Industria Textil Piura ist inzwischen nach dem Global Organic Textile Standard (GOTS) für Europa und die USA zertifiziert. Das GOTS-Siegel bestätigt dem Verbraucher, dass es sich um ein Naturprodukt handelt, dessen Rohstoffe aus biologisch kontrolliertem Anbau stammen und das ökologisch und sozial verträglich produziert worden ist.

 

 


Pima – angenehm auf der Haut

Wer je ein Hemd aus hochwertiger Baumwolle getragen hat, weiß: Baumwolle ist nicht gleich Baumwolle. Je länger die Faser einer Baumwollart, desto höher die Qualität, und das heißt, das Gewebe ist weicher, dichter und strapazierfähiger. Ein Beispiel ist die Pima-Baumwolle (Gossypium barbadense), die weltweit für ihre ungewöhnlich langen und seidigen Fasern bekannt ist. Sie wird hauptsächlich für Handtücher, Laken und Kleidungsstücke wie Hemden und Pullover verwendet. Industria Textil Piura hat sich auf die Sorte Pima spezialisiert, arbeitet aber gleichzeitig mit einem Expertenteam an der Entwicklung von neuen Baumwollarten, die auf ihre Strapazierfähigkeit, Faserqualität und Geschmeidigkeit getestet werden.

 

 

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