Schnell und präzise

Werkzeugmaschinen zu bauen, die sowohl schnell als auch präzise arbeiten, ist eine wahre Herausforderung. Matsuura Machinery Corporation in Japan hat offenbar genau die richtige Mischung gefunden

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Die Matsuura Machinery Corporation ist ein Beweis dafür, daß man kein Gigant sein muß, um auf dem Markt Erfolg zu haben, wenn man andere Wettbewerbsvorteile zu bieten hat. Matsuuras Wettbewerbsvorteil ist die Schnelligkeit, wie sie bei der Hochgeschwindigkeitsbearbeitung gebraucht wird.
Die Schnelligkeit, so sagt der Aufsichtsratsvorsitzende des Unternehmens, Masanori Matsuura, ist und bleibt der entscheidende Punkt. Die jüngste Hochgeschwindigkeits-Fräsmaschine von Matsuura, das Modell LX-1, macht deutlich, was er damit meint. Mit ihren 60.000 Umdrehungen pro Minute weckte die Maschine auf der 19. Internationalen Werkzeugmaschinenmesse in Osaka (Japan) im Oktober 1998 beachtliches Interesse.
Matsuura beschäftigt 600 Mitarbeiter und hat seinen Hauptsitz in der Präfektur Fukui an Japans Westküste. Das Unternehmen baut voll und ganz auf globale Partnerschaft und erstklassiges Material. „Um ein erstklassiges Produkt herzustellen, braucht man erstklassige Komponenten von seinen Partnern“, sagt Masanori Matsuura. „Wenn Sie erstklassige Komponenten haben, ist die halbe Arbeit bereits getan.“

Schnell, effizient und präzise

Die LX-1 ist nicht zu übersehen. Sie ist hellrot, seit langem ein charakteristisches Kennzeichen von Matsuuras Maschinen. Koichi Amaya, der Leiter der technischen Abteilung, erklärt die Eigenschaften der LX-1 so: „Wir verwenden einen Linearmotor eines deutschen Unternehmens zur Erhöhung der Vorschubgeschwindigkeit und damit zur Unterstützung der Hochgeschwindigkeitsspindel. Auf diese Weise optimieren wir die Zerspanungsleistung. Aber Schnelligkeit und hohe Produktivität sind nicht die einzigen Kriterien, die die Attraktivität der LX-1 auf dem Markt ausmachen. Sie arbeitet auch extrem präzise. Kühlschmierstoff wird kaum benötigt, da die Metallspäne die gesamte Hitze ableiten, und die hohe Spindeldrehzahl reduziert den Druck auf das Schneidwerkzeug auf ein Minimum.“
Auf dem Markt gibt es verschiedene Werkzeugmaschinen mit Linearmotor zur Fertigung von Kfz-Motorblöcken. Dies ist allerdings nicht der beabsichtigte Einsatzbereich der LX-1, sondern vielmehr die Herstellung von präzisen Guß- und Formteilen. Dieser Sektor wird nach Ansicht von Amaya expandieren.
1935 gründete Toshio Matsuura in der Fukui-Präfektur ein Unternehmen zur Herstellung von Drehbänken mit Riemenantrieb. Zweiundzwanzig Jahre später wurde die erste Fräsmaschine gebaut. Der heutige Chef des Unternehmens, Masanori Matsuura, übernahm 1985 die Leitung und entwarf die heutige Strategie: „Qualität war unser Markenzeichen. Unsere Spezialität war die Hochgeschwindigkeitsbearbeitung bei Spindeldrehzahlen von 25.000 Umdrehungen pro Minute und höher.“
Qualität erkennt man nicht zuletzt im „Clean Room“ (Reinraum), dessen Reinlichkeitsgrad dem eines Operationssaals entspricht. Er ist mit 900 Lux ausgeleuchtet und die Temperatur beträgt 20°C. Die drei Mitarbeiter, die dort tätig sind, tragen sterile Kleidung und vermitteln eine Atmosphäre wie in einem Science-fiction-Film.
„Matsuura verläßt sich ganz auf seine Partner, wenn es um die Lieferung von Material geht“, sagt Amaya. „Bei der Wahl eines Zulieferers gehen wir ganz einfach davon aus, wer das beste Material liefern kann. Nur so können wir die Qualität unserer Produkte sicherstellen.“ Für Matsuura ist es entscheidend, daß diese Partner über eine entsprechende Entwicklungstechnologie verfügen, die höhere Geschwindigkeiten ermöglicht. Katsutoshi Matsuura, Geschäftsführer von Matsuura Machinery, fügt noch den Faktor der Hauptzeit hinzu. „Beim Werkzeugwechsel ist die Zeit zum Beschleunigen und Verzögern der Spindel ein wichtiger Faktor“, erklärt er, „aus unserer Sicht ist jedoch die Reduzierung der tatsächlichen Bearbeitungszeit wichtiger.“
Deshalb wandte sich Matsuura vor etwa 15 Jahren an Yaskawa Electric mit der Frage, ob das Unternehmen die notwendige NC-Software (NC = numerische Steuerung) entwickeln könnte. Zusammen mit Yaskawa wurde Matsuuras Z-Lug G-Code Software entsprechend der Kundenwünsche auf Hochgeschwindigkeits-Fräsmaschinen zugeschnitten. Sie reagiert schnell, präzise und zuverlässig und ermöglicht schnelle Richtungswechsel bei extremem Hochgeschwindigkeitsbetrieb.

Schritt ins nächste Jahrtausend

Kurz vor dem Jahr 2000 wagt Matsuura nun mit seinem „Factory Explorer“ den Schritt in das nächste Jahrtausend. Das Konzept besteht aus einem Ethernet-Netz und ermöglicht eine auf Java basierende Kommunikation zwischen verschiedenen Maschinen und PC-Rechnern. Es ist eine bequeme Art, ferngesteuerte Arbeitsgänge, wie etwa NC-Programme oder Werkzeugwechsel, zu steuern.
Ein weiterer wichtiger Aspekt in Matsuuras Strategie ist die weltweite Präsenz des Unternehmens. Matsuura hat eine Produktionsstätte in Coalville in Großbritannien und betreibt Verkaufs- und Wartungszentren in Deutschland und in Kanada. „Wir haben in Großbritannien eine Fabrik eröffnet, weil wir dort sein wollten, wo der Markt und die Kompetenz ist“, meint Matsuura.
Matsuura exportiert rund 70 Prozent seiner gesamten Produktion. Die Zahlen von 1997 zeigen, daß 40 Prozent in die USA und 30 Prozent nach Europa gingen.
Bei Matsuura herrscht ein von Offenheit geprägter Führungsstil, was an der freundlichen und entspannten Atmosphäre in der Fabrik deutlich zu erkennen ist. Matsuura vertritt die Ansicht, das wichtigste seien die Beziehungen zu den Mitarbeitern und nicht die Maschinen. „Das sind die Bindungen, die alles überdauern“, sagt er und fügt noch hinzu: „wir leben in einer Zeit der Partnerschaft. Wir müssen zusammenarbeiten, um den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gewachsen zu sein.“

Maria Olsson

Journalist bei Text Inc., Tokio

Fotos Jun Takagi

 

 

 

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