Sägen mit allen Raffinessen

Auch wenn Motorräder der Marke Husqvarna immer noch auf den Rennstrecken zu finden sind, werden sie heute vom italienischen Caviga-Konzern in Lizenz gebaut. Das gleiche gilt für Husqvarna-Nähmaschinen, die von der schwedischen Investmentgesellschaft Industrikapital hergestellt werden. Haushaltsgeräte werden zwar noch unter dem Namen Husqvarna verkauft, aber von der Muttergesellschaft Electrolux gebaut.

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Es gibt nicht viele Unternehmen, die auf 310 Jahre Geschichte zurückblicken können. Husqvarna, Hersteller von Elektrowerkzeugen für Forst und Garten, ist schon seit 1689
ein wohl bekannter Name
Getreu dem biblischen Gebot, Schwerter zu Pflugscharen zu machen, hat Husqvarna mehr als drei Jahrhunderte lang überlebt, indem man die anfängliche Produktion von Waffen auf den Bau von Nähmaschinen, Fahrrädern, Motorrädern, Öfen, Spülmaschinen, Waschmaschinen, Außenbordmotoren, Kühlschränken und Kettensägen umstellte. Seit 1978 gehört Husqvarna zum Geschäftsbereich Outdoor Products von Electrolux und hat sich inzwischen auf professionelle Elektrowerkzeuge und –geräte für Forst und Garten spezialisiert.

Auch wenn Motorräder der Marke Husqvarna immer noch auf den Rennstrecken zu finden sind, werden sie heute vom italienischen Caviga-Konzern in Lizenz gebaut. Das gleiche gilt für Husqvarna-Nähmaschinen, die von der schwedischen Investmentgesellschaft Industrikapital hergestellt werden. Haushaltsgeräte werden zwar noch unter dem Namen Husqvarna verkauft, aber von der Muttergesellschaft Electrolux gebaut.

Die Waffenproduktion von Husqvarna wurde bereits im 18. Jahrhundert aufgegeben. Geblieben ist nur noch das 300 Jahre alte Firmenzeichen: ein Querschnitt eines Gewehrlaufs mit Visier.

Husqvarna oder Husky

Das stets jung gebliebene Unternehmen hat im Forst- und Gartensektor, für den Kettensägen, Freischneider, Rasentrimmer, Rasenmäher und Zubehör produziert werden, seine Nische gefunden. Husqvarna beschäftigt 1.800 Mitarbeiter und verkauft 95 Prozent seiner Produktion an rund 16.000 Händler in über 80 Ländern.

„Jede zweite Kettensäge in der Welt stammt von Electrolux mit seinen Marken Husqvarna, Jonsered, Partner, Poulan und McCulloch“, sagt Pär Martinsson, Projektmanager in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Husqvarna.

Der Firmenname Husqvarna, zu Deutsch Mühlenhaus, wird immer noch nach altertümlicher Art mit q geschrieben, obwohl die gleichnamige Stadt, in der das Unternehmen ansässig ist, die moderne Schreibweise mit k verwendet. Huskvarna unweit der Stadt Jönköping hat 20.000 Einwohner und wurde mit größter Wahrscheinlichkeit nach dem nahe gelegenen Wasserfall eines Flusses benannt, der in den Vättern, Schwedens zweitgrößten See, fließt. Der Wasserfall lieferte einstmals den Antrieb für Sägemühlen und Industriebetriebe.

Bei nordamerikanischen Waldarbeitern, Husqvarnas wichtigstem Marktsegment, ist das Unternehmen unter dem Namen „Husky“ bekannt. Es heißt, dass sie als Zeichen ihrer Markentreue sogar Husky-Tätowierungen tragen.

Auge in Auge mit einem Roboter

Auf den ersten Blick passt das weitläufige Fabrikgelände zu der illustren Vergangenheit des Unternehmens. Betritt man aber eines der rund 100 Jahre alten Ziegelsteingebäude, ist es durchaus möglich, dass man einem Roboter oder einem unbemannten Transportwagen begegnet, der Komponenten von einer Montagestation zur nächsten befördert.

„Wir haben viele moderne Roboter im Einsatz, damit wir unsere Gehirnkapazität für nützlichere Dinge verwenden können“, erzählt Jan Henriksson, Leiter von Husqvarnas Pressgussschmiede. Hier werden auch die Aluminiumzylinder gegossen, mit denen einige der über zwei Dutzend Kettensägemodelle angetrieben werden. Ein Roboterarm bohrt anschließend die Löcher für die Zündkerzen.

Ergonomischer Luxus

Die Produktion der Kettensägen begann 1959, als ein Außenbordmotor mit einer Antriebswelle und einem schwertähnlichen Instrument zusammengebaut wurde. Vierzig Jahre später besitzen Husqvarnas Kettensägen alle Raffinessen eines Luxusautos mit Allradantrieb. Aufgrund der Verwendung von CAD (computer-aided design = rechnergesteuertes Entwerfen) sind die Handwerkzeuge robust und ergonomisch durchdacht. Sie sind für Profis ebenso wie für gelegentliche Benutzer.

„Sicherheit und ergonomische Formgebung sowie ein minimales Gewicht sind für uns das wichtigste bei Kettensägen“, sagt Per Carlbäck, Projektleiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Husqvarna. „Professionelle Waldarbeiter müssen die Sägen bis tief in den Wald hinein tragen. Das Gewicht ist da ein ausschlaggebender Faktor.“

Ähnlich der Federung eines gut ausgestatteten Autos sind auch die meisten Kettensägen von Husqvarna mit einem vibrationsdämpfenden System ausgerüstet, das den Handgriff von der Antriebseinheit isoliert. Die meisten haben Lufteinblasung zum Schutz des Motors und damit das Luftfilter länger sauber bleibt. Eine Automatik-Sicherheitskettenbremse bringt die Säge in weniger als 0,15 Sekunden zum Stillstand. Einige Modelle haben sogar einen beheizbaren Handgriff für den Einsatz in Gebieten mit kaltem Klima.

Die Kettensägen von Husqvarna unterscheiden sich durch die Größe des Motors. Das kleinste Modell wiegt 3,4 Kilogramm und hat einen 35-Kubikzentimeter-Motor. Das größte Modell ist wie ein Motorrad mit einem 120-Kubikzentimeter-Motor ausgestattet und wiegt über zehn Kilogramm. Einige Kettensägen sind mit Katalysator ausgerüstet.

Geringere Emissionen

Husqvarnas Bemühungen um die Herstellung von umweltfreundlichen Produkten haben darüber hinaus zu weiteren Innovationen geführt. So verwendet das Unternehmen in seinen Kunststoffen und Farben kein Kadmium mehr. Vor einigen Jahren brachte man Vegoil auf den Markt, ein
giftfreies, biologisch abbaubares Kettenschmierfett auf der Basis von Rapsöl. Neu ist auch Aspen, Husqvarnas neuer „grüner“ Kraftstoff für Kettensägen, der frei von Benzol, Alkohol oder Äther ist und einen sehr geringen Gehalt an Schwefel und aromatischen Kohlenwasserstoffen aufweist.

„Die Senkung der Emissionen von Kettensägen ist zurzeit bei uns eine wichtige Frage“, meint Martinsson. „Viele unserer Kunden benutzen unsere Handwerkzeuge tief in den Wäldern, weit weg von jeglicher Zivilisation, aber zunehmend werden Kettensägen auch in stadtnahen Gebieten und Parks eingesetzt. Deshalb sollen unsere Produkte kein allzu großer Störfaktor darstellen.“

Alexander Farnsworth

Journalist in Stockholm

FotoHusqvarna

 

 

 

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