Ingenieurswissen

Intelligente Überwachung halbierter Wartungsaufwand für schwimmende Hotels

Mit einem Schwingungsüberwachungssystem von SKF hat Floatel International seine Wartungszeiten verkürzt und Kosten gespart. Das Ergebnis: Die Hotel-Plattformen des Unternehmens können nun länger im Offshore-Einsatz bleiben.

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Das raue maritime Umfeld zwang Floatel International dazu, seine großen Hotelplattformen alle fünf Jahre für umfassende Inspektions- und Wartungsarbeiten in den Hafen zu holen. Als SKF ein System zur Schwingungsüberwachung installierte, geschah eine grundlegende Veränderung der Instandhaltungsroutinen und damit zu einer Verlängerung der Wartungsintervalle.

„Wir können unsere wichtigsten und teuersten Instandhaltungsmaßnahmen jetzt auf fast die Hälfte reduzieren“, erklärt Gustav Kinding, Category Manager für die Strahlruder bei Floatel.

Floatel wurde 2006 mit dem Geschäftskonzept gegründet, Unterkunftsplattformen auf hoher See bereitzustellen. Das Unternehmen bietet bequeme schwimmende Unterkünfte für verschiedene Plattformen zum Beispiel in Verbindung mit Wartungs-, Neubau- oder Abbauarbeiten.

„Wenn wir einen Auftrag erhalten, bringen wir eines unserer Hotels zum Einsatzort und verbinden es über eine Gangway mit der Plattform“, sagt Kinding. „In unserem Hotel gibt es Übernachtungs-, Verpflegungs- und Sportmöglichkeiten und sogar ein Kino. Um zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen, brauchen die Mitarbeiter nur über die Gangway zu gehen.“

Floatel International betreibt fünf Hotelplattformen.

Strahlruder halten die Plattform in Position

Die Plattformen werden über vier bis sechs, mit Propellern ausgestatteten Strahlruder angetrieben. Sie befinden sich unter den Pontons circa 15 Meter unter der Meeresoberfläche. Plattformen werden selten verankert. Sie halten ihre Position mit Hilfe der Strahlruder, die Wettereinflüssen, Wind und Wellen entgegenwirken.

Wir erhalten ein Lösungspaket, das alles von der Herstellung bis zur Installation und Wartung von Komponenten einschließt.

Gustav Kinding, Category Manager für die Strahlruder bei Floatel

Die Strahlruder sind entscheidend für Betrieb und Sicherheit. Im Hinblick auf die Instandhaltung stellen sie eine große Herausforderung dar. „Strahlruder zu warten, ist ein größeres Unterfangen“, weiß Kinding. „Die Plattform muss an einem Kai anlegen, und für die Durchführung der Arbeiten brauchen wir sowohl Taucher als auch Kräne.“

Aufgrund der strengen Bestimmungen durch die Klassifikationsgesellschaft war das Unternehmen zuvor an einen Fünfjahreszyklus für Wartungs- und Inspektionsarbeiten gebunden. Jedes Mal mussten die Plattformen in den Hafen gebracht und alle Strahlruder ausgebaut werden. Nach Überprüfung ihres Zustands wurden dann die routinemäßigen Wartungsarbeiten vorgenommen. Wenn alles gut aussah, folgte ein weiteres Fünfjahresintervall. „Wir beobachteten eigentlich nie irgendwelche Probleme“, so Kinding. „Aber wir wussten vor der Inspektion eben nie, ob unsere Plattform weiterhin eingesetzt werden konnte.“

Im Zuge der 2014 eingeleiteten Zusammenarbeit mit SKF wurden nach und nach die Strahlruder sämtlicher Plattformen mit einem Schwingungsüberwachungssystem ausgestattet. Die Messdaten werden täglich im maritimen Kompetenzzentrum von SKF in Schottland geprüft und analysiert. Einmal pro Monat wird ein Statusbericht verbunden mit Empfehlungen zu Maßnahmen erstellt. „Dank laufender Kontrollen sind wir in der Lage, den Zustand unserer Lager zu überwachen. So erhalten wir Sicherheit in Bezug auf den weiteren Betrieb unserer Plattformen“, meint Kinding.

Die Strahlruder befinden sich circa 15 Meter unter der Meeresoberfläche. Wartungstechnisch stellen sie eine der größten Herausforderungen dar.
Die Hotelplattformen bieten Unterkunft, Verpflegungs- und Sporteinrichtungen. Sogar ein Kino ist vorhanden. Zu ihrem Arbeitsplatz gelangen die Mitarbeiter über eine Gangway.

Geplante Wartung

Inspektions- und Wartungsarbeiten müssen nicht mehr im Fünfjahresrhythmus vorgenommen werden. Stattdessen gibt es wesentlich bessere Möglichkeiten für die Planung von Instandhaltungsmaßnahmen zum richtigen Zeitpunkt. Kinding zufolge beträgt die durchschnittliche Lebensdauer einer Plattform 25 Jahre. Das hieße vier wartungsbedingte Betriebsunterbrechungen in Fünfjahresintervallen. „Inzwischen liegen wir bei rund acht Jahren zwischen den turnusmäßigen Inspektionen. Manchmal sind die Abstände sogar noch länger. Das bedeutet eine potenzielle Halbierung unseres kostspieligen Instandhaltungsaufwands“, fügt Kinding hinzu. „Mit anderen Worten eine enorme Kosteneinsparung.“

Die Zusammenarbeit mit SKF wurde schrittweise ausgebaut und umfasst mittlerweile eine ganze Reihe von Produkten und Lösungen. Heute stellt SKF nicht nur Lager, Dichtungen und Schmierstoffe bereit, sondern auch Service-, Analyse- und Entwicklungsleistungen. „Wir erhalten ein Lösungspaket, das alles von der Herstellung bis zur Installation und Wartung von Komponenten einschließt“, betont Kinding von Floatel. „Damit ist SKF in die gesamte Wertschöpfungskette einbezogen. Wir wissen, dass SKF bei Lagern und Schmiersystemen Weltmarktführer ist. Der Zugang zu einer so umfassenden Expertise gibt uns ein Gefühl von großer Sicherheit.“

Die Plattformen werden selten verankert. Sie halten ihre Position mit Hilfe von vier bis sechs Strahlrudern.

Zusammenarbeit bei Entwicklung

In Zusammenarbeit mit SKF laufen derzeit eine Reihe von Entwicklungsprojekten. Sie zielen darauf ab, die Zuverlässigkeit der rotierenden Systeme sowohl im Hinblick auf Lagerlösungen als auch auf Dichtungen weiter zu verbessern. In den letzten Jahren sind zudem Schritte im Bereich der Analyse und Bewertung von Schmiersystemen hinzugekommen. Es wurden automatische Schmierstoffgeber installiert, und alle drei Monate werden Proben der Getriebeflüssigkeit in den Strahlrudern sowie der Hydraulikflüssigkeit im Steuerungssystem der Strahlruder entnommen und zur Analyse an SKF geschickt.

„Bei dieser Analyse überprüfen wir, ob die Proben irgendwelche Spuren von Wasser oder Partikeln enthalten, was auf einen Verschleiß hindeuten könnte“, sagt Kinding. „Sollte dies der Fall sein, können wir entsprechende Maßnahmen ergreifen.“ Ein neues, erst kürzlich entdecktes Problem ist der Stromdurchgang von frequenzgeregelten Elektromotoren in die Propeller. Kinding erklärt: „SKF schlug vor, Hybridlager mit nichtmetallischen Wälzköpern zu verwenden. Auf diese Weise fungieren die Lager als Isolierung und unterbrechen den Stromdurchgang.“

SKF und Floatel arbeiten immer enger zusammen. Wichtig ist laut Kinding nicht nur die Expertise, sondern auch die Nähe. „Wir sind in Schweden tätig. Für uns ist es äußerst praktisch, SKF Personal direkt in Göteborg vor Ort zu haben. Ein Anruf genügt, und wir können ein Treffen vereinbaren.“ Kinding schätzt auch an SKF, dass das Unternehmen sich wirklich mit Floatels Produkten auseinandersetzt, um neue Lösungen zu finden. „Wir haben eine gute Ebene der Kommunikation, auf der wir interessante neue, gemeinsam entwickelte Ideen ausprobieren können“, schließt er.

Fakten

Floatel International betreibt fünf schwimmende Hotelplattformen, die zwischen 2010 und 2016 angeschafft wurden. Derzeit sind drei Plattformen in Betrieb und zwei stehen in Bereitschaft.

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